0685 - Monster-Town
zu sehen. Die Felsen standen an einigen Stellen so hoch wie Wächter. Zwischen ihnen befand sich nicht sehr viel Platz, und die engen Stellen wurden von den blauschwarzen Schatten fast völlig ausgefüllt. Am Himmel standen die Gestirne wie helle Tupfen. Der Halbmond leuchtete wie eine gelbe Sense.
Unheil lag in der Luft…
Noch hatte sich das Geräusch nicht wiederholt. Nur das leise Raunen des Windes war zu hören, der seine Tonlage veränderte, wenn er an den Felsen direkt vorbeistrich. Dann hörte es sich an, als würde er wimmernde Klagelieder singen. Das alles hörten wir, wenn wir uns auf die reine Natur und Umgebung konzentrierten.
Bill hob die Schultern. »Ich habe mich wohl geirrt. Sorry…«
Das hatte er leider nicht. Plötzlich geriet Bewegung in die Schatten zwischen zwei Felswänden. Das war kein Staub, das war auch nicht der Wind. Jemand hatte sich in die Lücke hineingeschlichen.
Ein Hund!
Aber dreimal so groß wie ein normaler.
Das nächste Ungeheuer!
***
Tricia Black saß in der Zelle und wußte nicht, wie sie in diesen verdammten Raum hineingekommen war. Okay, man hatte sie hergebracht, das alles war für sie wie ein Traum gewesen, ein harter Alp, der auf ihrer Seele lastete und dabei ein zweites Gefängnis gebildet hatte, ein inneres. Sie wußte nicht, weshalb man sie verhaftet hatte, ihr war kein Grund genannt worden, niemand hatte mit ihr gesprochen, auf Fragen keine Antworten gegeben. Sie war nur von harten Händen festgehalten und in die Zelle gedrückt worden, wo sie jetzt auf einer harten Pritsche hockte und gegen die matt glänzenden Stahlgitter starrte.
In der Zelle gab es zwar Licht, aber es funktionierte nicht. Die Lampe blieb dunkel, nachdem Tricia den Schalter umgekippt hatte. Sie konnte trotzdem etwas erkennen, denn im Gang brannte die Deckenleuchte. Ihre Kraft reichte aus, um in drei Zellen zu strahlen und sie mit einem diffusen Dämmer zu erfüllen.
Es war ein schlimmer Raum. Die Pritsche, ein Waschbecken und sonst nichts. Bis auf die alte Matratze, die an der Wand lehnte und einen muffigen Geruch ausströmte.
Wenn Tricia sich hinlegte, konnte sie die Matratze auf die Pritsche legen. Selbst eine Decke gab es nicht.
Die Heizung summte im Gang, aber sie brachte nicht viel, deshalb fror Tricia auch.
Sie fror auch innerlich. Es war eine latent vorhandene Angst, die dieses Gefühl auslöste. Manchmal klapperte sie mit den Zähnen, obwohl sie kein neuer Kälteschauer erwischt hatte. Es lag einfach an ihren schweren Gedanken, mit denen sie sich herumschlug, und die drehten sich nicht einmal nur um sie, sondern mehr um ihren Verlobten. Sie hatte nach Clive Donovan gefragt, daran erinnerte sie sich noch sehr gut, aber eine Antwort hatte sie nicht bekommen.
Man ließ sie bewußt im unklaren!
Tricia war nicht dumm. Sie ging davon aus, daß Clive in ein verdammtes Wespennest gestochen hatte. Er mußte etwas herausgefunden haben, das verborgen bleiben sollte, und die anderen Kräfte sorgten jetzt dafür, daß niemand davon erfuhr.
Sie dachte an den Hund!
Ihre Augen flackerten, sie bewegten sich hektisch, die Furcht drückte noch stärker zu. Tricia starrte gegen die Gitterstäbe und stellte sich vor, daß dieses Untier plötzlich im Gang erschien und ausgerechnet vor ihrer Zelle stoppte, weil diese als einzige besetzt war.
Eine gewaltige Bestie mit einem ebenso gewaltigen Maul, das weit aufgerissen war, um sie im nächsten Moment verschlingen zu können, wenn er mit seiner urwüchsigen Kraft das Gitter durchbrochen hatte und in die Zelle hineinsprang.
Die Wände bestanden aus rauhem Beton. Andere Gefangene hatten hier ihre Erinnerungen hinterlassen in Form von wilden Sprüchen und Drohungen gegen die Obrigkeit. Einer hatte sogar Sheriff Cameron Harper als Teufel gezeichnet. Diese Zeichnung ließ sie einfach nicht los. Sie mußte immer wieder hinschauen und gab dem unbekannten Künstler recht.
Harper war ein Teufel!
Er hatte sie abgeführt, nur seinen Namen gesagt und sonst kein Wort. Er war ein menschlicher Eisblock ohne Gefühl. Aber er wußte immer genau, was er wollte.
Es gab eine Tür, die zum Office führte. Sie war verstärkt worden und so gut wie ausbruchsicher.
Wenn sie geöffnet wurde, quietschten die Angeln, als wollten sie die Gefangenen warnen.
Tricia hörte das Geräusch und setzte sich steif hin. Vorhin hatte sie sich noch viel vorgenommen.
Sie hatte eine Rede vorbereitet, die sie dem Sheriff ins Gesicht schleudern wollte, jetzt aber war sie leer. Sie
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