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0685 - Monster-Town

0685 - Monster-Town

Titel: 0685 - Monster-Town Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schlangenleder. Die Jacke stand offen, sie schaukelte beim Gehen.
    Am prächtigsten war sein verzierter Revolvergurt, in dem nicht nur die Patronen steckten. Dort blinkte auch anderes Metall. Bill hatte die Scheibe nach unten fahren lassen, und der Sheriff bewegte sich sehr locker, als er sich bückte.
    »Hi«, sagte Bill.
    Der Sternträger nickte nur. Er hatte ein kantiges Gesicht und eine blasse Haut. Die Augen waren nicht zu erkennen. Ich konnte mir allerdings vorstellen, daß sie nicht eben warmherzig blickten.
    »Was haben wir getan?« fragte Bill.
    »Nichts.«
    »Wie beruhigend.«
    Der Sheriff zog den Mund schief. »Das weiß ich noch nicht. Ich bin übrigens Sheriff Cameron Harper. Einige Leute haben Angst vor mir. Den Grund kenne ich auch nicht.«
    »Da sagen Sie was, Sheriff«, meinte Bill. »Wo Sie doch ein so netter Bursche sind.«
    Die Antwort vertrug er nicht. Er nahm die Sonnenbrille ab. Wir sahen in kalte graue Augen. »Hört zu, ihr beiden. Verarschen kann ich mich alleine. Klar?«
    »Sicher, Sheriff, sicher. Aber wir wollten Sie nicht…«
    »Ausweise!«
    Er hatte die harte Tour eingeschlagen, doch wir blieben gelassen. Natürlich bekam er nicht unsere Vollmachten zu sehen, er schaute sich die normalen Papiere an und bog dabei die Mundwinkel nach unten. »Woher kommt ihr? Aus Großbritannien?«
    »Ja. Ist das ein Verbrechen?«
    »Ich mag keine Engländer.«
    Bill hob die Schultern. »Ihr Problem, Sheriff.«
    Mit einer wütenden Bewegung warf er beide Ausweise wieder zurück in den Wagen. »Das glaube ich kaum. Es könnte zu einem Problem für euch werden.«
    Ich beugte mich der linken Fahrerseite entgegen. »Haben Sie etwas gegen Touristen, Sheriff?«
    »Nein, aber ich will bei uns keine.«
    »In Rockwell?«
    »Richtig.« Er fixierte nicht mich, sondern Bill. Ich ahnte schon einiges, prompt stellte er auch die Frage. »Hören Sie mal, Mister. Kann es sein, daß ich Sie schon einmal gesehen habe?«
    »Warum?«
    »Die Fragen stelle ich.«
    Bill lächelte freundlich. »Ich zumindest hätte mich an Sie erinnert, Sheriff.«
    »Mein Gedächtnis ist gut. Sie waren schon mal in Rockwell. Zwar nur kurz, aber immerhin.«
    Bill blieb hart. »Nein!«
    »Was wollen Sie dort?«
    »Etwas essen.«
    »Und weiter?«
    »Auch was trinken.«
    Seine Hand schoß durch die Öffnung. Die Finger umkrallten Bills Jacke. »Essen könnt ihr bei uns. Aber dann haut ihr wieder ab, und zwar so schnell wie möglich. Verstanden?«
    Bill blieb ruhig sitzen. »Sind eigentlich alle Einwohner von Rockwell so freundlich wie Sie, Sheriff?«
    »Noch freundlicher.«
    »Ein nettes Örtchen.«
    »Bestimmt.« Er ließ Bill los. »Ich kann euch ein Restaurant empfehlen. Dort schmeckt es, und man ist schnell fertig. Ich an eurer Stelle würde den Rat annehmen.«
    Er ging wieder, stieg in seinen Wagen und brauste in Richtung Rockwell davon.
    Bill schaute mich an. »Was sagst du?«
    »Nicht viel. Nur daß dieser Typ mal wieder alle Vorurteile in sich vereint, die diese Bullen so an sich haben. Fragt sich nur, wie wir uns verhalten sollen.«
    »Diesmal möchte ich länger bleiben.«
    »Einverstanden. Und wo?«
    »Vielleicht bei Mrs. Helen Thorpe.«
    »Oh, du hast schon Bekannte dort.«
    »Bestimmt nicht, John. Aber ich weiß, wo Donovan gewohnt hat. Eben bei Mrs. Thorpe, der Witwe. Sie hat ihm ein Zimmer vermietet. Sie wollte ich mal sprechen.«
    »Wo finden wir sie?«
    »Ich kenne die Adresse.«
    Der Wagen des Sheriffs war bereits außer Sicht, als wir anfuhren. Die Straße führte mal bergauf, dann wieder bergab, und es dauerte nicht lange, bis wir Rockwell sahen.
    Bill hatte mir bereits erzählt, was uns erwartete. Ein kleiner Ort, umgeben von Bergen. Versehen mit dem Flair eines Bergdorfs, das ein wenig an Europa erinnerte.
    »Da ist aber auch nicht viel los«, meinte Bill und wunderte sich laut.
    »Hast du das anders in Erinnerung?«
    Er drückte seinen Rücken zurück und zog ein Gesicht, als müsse er zunächst seine Gedanken ordnen. »Und ob ich das anders in Erinnerung habe. Sonst war hier Betrieb. Da sahen wir Menschen auf der Straße, da fuhren Wagen, nun ja, da war eben alles normal. Aber jetzt…«, er hob die Schulter, »ich habe den Eindruck, als würde dort etwas gewaltig stinken, Alter.«
    »Das paßt zu Cameron Harpers Auftritt.«
    »Genau.«
    Wir rollten unserem Ziel langsam entgegen. Und wir waren die einzigen, die sich auf der Straße befanden. Niemand begegnete uns. Es kam uns vor, als wären wir von der übrigen Welt vergessen

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