0685 - Monster-Town
worden.
»Eine Stadt für Ungeheuer«, murmelte Bill. »Verlassen, wie für sie geschaffen.«
»Aber das Licht brennt.«
Tatsächlich schaltete sich die Straßenbeleuchtung in diesem Moment automatisch ein. In kürzester Zeit schien Rockwell wie aus einem tiefen Traum zu erwachen. Da sahen wir dann Menschen und Fahrzeuge, die zuvor nicht zu erkennen gewesen waren. Sie mußten sich im Zwielicht verborgen gehalten haben, oder sie waren erst bei Lichtschein aus den Häusern gekommen, um uns zu begrüßen.
»Ich versteh' das nicht, John. Du etwa?«
»Nein.«
»Dann fahren wir mal direkt bis zur Witwe Thorpe. Zum Glück weiß ich, wo ich sie finden kann. Donovan hat es mir erzählt.«
Ich runzelte die Stirn. »Er hat wohl viel erzählt, wenn ich mich nicht irre.«
»Ja, und trotzdem zu wenig. Eigentlich nichts über die verfluchten Ungeheuer. Wenigstens nichts Konkretes. Und das wiederum hat mich verdammt geärgert.«
»Könnten sie ihn umgedreht haben. Wer immer sie auch sind.«
»Nein, bestimmt nicht.«
Ich schwieg. Außerdem rollten wir in den Ort, dem meine Aufmerksamkeit galt.
Da wir nach ungewöhnlichen Dingen Ausschau hielten, wurden wir bitter enttäuscht. In Rockwell lief ein normales, abendliches Leben ab. Da gab es nichts, was aus der Rolle fiel. Es drehte keiner durch. Es waren keine Menschen da, die in die Luft schossen oder schrieen. Wir wurden auch nicht angehalten oder beobachtet, man ließ uns fahren.
An der Hauptstraße gab es zahlreiche Lokale und Imbisse, an denen wir hätten halten können, aber wir mußten weiter, denn Mrs. Thorpe wohnte am Ortsende.
Den Sheriff sahen wir nicht. Daß er uns allerdings vergessen hatte, daran glaubten wir nicht.
»Wenn du nach links schaust«, sagte Bill, »dann…«
»Nein, fahr weiter!«
»Okay.«
Nicht daß ich etwas dagegen gehabt hätte, die Frau zu besuchen, aber das war nicht mehr möglich.
Ich hatte die Männer gesehen, die vor dem Haus standen, und ich hatte auch die beiden entdeckt, die eine flache Wanne aus dem Haus trugen. In ihr lag eine Gestalt, eine Tote. Das mußte Mrs. Thorpe sein.
Wir sprachen zunächst nicht und rollten weiter, bis Rockwell hinter uns lag. Bill fand ein Schlupfloch am linken Straßenrand und rollte auf dem Weg weiter, der vor einem Hang endete. Hier war das Gelände dicht bewachsen, wir standen in einer guten Deckung und stiegen aus dem Fahrzeug.
Ich zündete mir eine Zigarette an und rauchte sie in der hohlen Hand. Warum ich das tat, wußte ich auch nicht. Vielleicht weil ich durcheinander war, denn mit einer Toten hatte ich nicht gerechnet.
Ich schaute gegen die blauschwarzen Schatten an den Berghängen und sagte zunächst einmal nichts.
»Das habe ich auch nicht gewußt«, sagte Bill.
»Ich mache dir keinen Vorwurf.«
»Aber du denkst nach.«
»Klar. Du nicht?«
»Doch.«
Ich drehte mich zu ihm um. Bill lehnte am Wagen, die Arme vor der Brust verschränkt. »Warum, John? Warum mußte diese Frau sterben? Und durch wen? Durch ein Ungeheuer?«
»Glaube ich nicht, Bill. Dann hätte sie anders ausgesehen, so verflucht anders.«
»Stimmt auch wieder.«
Ich trat die Zigarette aus. »Hat sie vielleicht zuviel gewußt? Mußte sie sterben, weil Donovan sie ins Vertrauen zog? Ist das vielleicht der Grund?«
»Er müßte es sein, obwohl ich wieder anderer Meinung bin. Ich will dir auch sagen, weshalb. Donovan war kein Typ, der viel redete. Er sprach immer erst dann, wenn alles im Lot war. Wenn er so recherchiert hatte, daß nichts mehr anbrennen konnte. Deshalb ist mir der Tod dieser Frau ja so rätselhaft. Ich kann mir nur vorstellen, daß man sie aus Sicherheitsgründen umgebracht hat.«
»Denkst du an eine vorbeugende Maßnahme?«
»Ja.«
Ich verzog die Lippen. »Sollte das tatsächlich der Fall sein, haben wir es mit verdammt brutalen Gegnern zu tun. Das ist kaum zu fassen, das ist für mich fast unglaublich, wenn ich mir Rockwell so betrachte. Ein harmlos erscheinender Ort, ein…«
»Denk an den Fuchs!«
»Leider.«
»Gehen oder fahren wir zurück?«
»Ohne Wagen fallen wir nicht so auf, meine ich und…«
»Psst!« Der scharfe Tischlaut meines Freundes ließ mich verstummen. Ich wußte nicht, was er gehört oder gesehen hatte, aber mit zwei schleichenden Schritten verließ der Reporter den Wagen und blieb lauschend stehen.
»Was war denn?«
Bills Augen funkelten in der schattigen Dämmerung. »Ich habe ein Knurren gehört.«
»Und sonst?«
»Reicht das nicht?«
»Schon gut.«
Viel war nicht
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