0685 - Monster-Town
abrupt. »Dein Verlobter also. Dieser Donovan war dein Verlobter.«
Da funkte es bei ihr. Der Sheriff hatte von Clive in der Vergangenheit gesprochen, als würde er nicht mehr leben. Ihr Herzschlag raste plötzlich, gleichzeitig schwitzte sie noch stärker. Auf ihrem Rücken kribbelte es.
»Wieso war, Sheriff?«
Harper ging darauf nicht ein. »Du bist also mit einem verdammten Schnüffler verlobt gewesen.«
»Ich will Auskunft!« schrie sie ihn an. Sie setzte sich so hin, als wollte sie von der Pritsche hochspringen.
»Kannst du haben, Süße, kannst du haben. Wir mögen Schnüffler nicht. Diese Stadt soll sauber bleiben. Wenn jemand herumschnüffelt, dann bin ich es, klar?«
»Was ist mit Clive?«
Die Antwort klang lässig. »Was mit ihm ist? Es gibt ihn nicht mehr, das ist alles!«
Sie wollte es nicht glauben. Sie saß da wie angenagelt. Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen und hatte sich in den Venen in Eisströme verwandelt.
Es gibt ihn nicht mehr! Es gibt ihn nicht mehr! Wie schwere Gongschläge hallte die Antwort in ihren Schädel wider. Sie hätte jetzt eigentlich in Tränen ausbrechen müssen, nachdem man ihr die furchtbare Wahrheit mitgeteilt hatte, aber sie blieb hocken - starr und stumm, wie in Eis eingepackt.
Keine Träne rann aus ihren Augen und zeichnete ihren Weg auf den Wangen nach.
Es war vorbei, alles vorbei, so endgültig…
Sie schluckte, obwohl sie nur Speichel im Mund hatte. Sie schaute sich um, sah gegen die nackten Wände, über die Schatten huschten und in ihrer Phantasie die Gestalt des Verlobten annahmen.
Kalter Schweiß klebte auf ihrem Nacken und auf dem Rücken.
»Hast du es gehört?«
Sie hob den Kopf. Breitbeinig und für sie widerlich anzuschauen, stand der Sheriff vor ihr. Ein Mann der Macht, der sich dessen sehr wohl bewußt war.
Am liebsten wäre Tricia aufgesprungen und hätte ihm ein Messer in den Bauch gerammt. Sie erschrak selbst über diese gewalttätigen Gedanken, die ihr eigentlich immer fremd gewesen waren.
Ihre Kehle war zu. Zwar konnte sie Luftholen, aber nicht mehr sprechen. Vor den Augen bildeten sich Nebel. Tanzende Gebilde, die hin- und herzuckten, sich aber nicht auflösten, und sie strich durch ihr Haar, wobei sie diese Bewegung kaum spürte.
Wie ein Kloß hockte die Angst in ihrem Magen. Röchelnd holte sie Luft, was den Sheriff grinsen ließ. Es machte ihm Spaß, dabei zuzusehen, wie sehr diese Frau litt. Er war nichts anderes als ein mieser Sadist, denn andere mit Worten und Taten zu quälen, kam bei ihm öfter vor. Wer sollte ihm auch in Rockwell Einhalt gebieten? Niemand, denn er verkörperte die Macht und hatte schließlich lange genug darauf hingearbeitet.
»Ja, Donovan ist tot«, wiederholte er noch einmal und dehnte dabei jedes Wort. »Er ist ein Mensch gewesen, der sich überschätzt und andere unterschätzt hat.«
Tricia schüttelte den Kopf, ohne daß sie es direkt merkte. »Er hat niemandem etwas getan. Clive wollte nur die Wahrheit herausfinden, und er hat sich auch nicht bestechen lassen.«
»Was ist schon die Wahrheit?«
»Alles, Mister. Alles ist Wahrheit. Ohne die Wahrheit fehlt uns die Luft zum Atmen. Wir Menschen brauchen die Wahrheit und können gut auf die Gewalt verzichten.«
Harper nickte. »Ich weiß, daß es einige Spinner gibt, die so denken, ich aber nicht. Ich habe hier in Rockwell für Ordnung zu sorgen. Ihr lieber Verlobter hat sie nun einmal gestört.«
»Haben Sie ihn getötet?« fragte sie leise.
»Nein, wie käme ich dazu! So etwas kommt mir nicht in den Sinn. Ich mache mir die Hände nicht schmutzig. Er ist so gestorben, wie er es verdient hat. Es ist vorbei, es gibt ihn nicht mehr, aber es gibt dich, du kleine Nutte, du. Und wir beide werden uns mal über andere Dinge unterhalten.«
»Über welche?«
»Da gibt es ein Problem. Was hat dir Donovan noch alles gesagt? Worüber habt ihr gesprochen?«
»Das geht Sie nichts an, Sheriff. Das ist Privatsache. Verstehen Sie?«
»Nein, ich will es auch nicht verstehen. Worüber habt ihr geredet, zum Teufel? Was hat er dir über Rockwell erzählt? Mehr will ich nicht wissen.«
»Nichts, gar nichts.« Sie nickte bei ihren Worten. »Ich habe ihn immer gewarnt, aber er wollte mir nicht glauben.« Tricia sprach mehr zu sich selbst als zu Harper. »Er hat mich manchmal sogar ausgelacht. Auf meine Warnungen hören wollte er nicht. Das ist sehr schade für ihn gewesen.«
»Und warum lügst du?«
»Ich lüge nicht!«
»Doch - ich kann es beweisen!«
»Wie?« Sie
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