0685 - Monster-Town
dem Haus herfloß. In einer gebirgigen Gegend wie dieser nichts Außergewöhnliches.
Als ich hineinleuchtete, stellte ich fest, daß der Schacht doch nicht so tief war. Das Licht tanzte auf rasch daherfließenden Wellen, die sich gegenseitig einzuholen versuchten und sich dabei überschlugen.
Auch Bill kam. Seine Schritte verursachten knarrende Geräusche. »Begreifst du das, John?«
»Noch nicht.«
»Ich begreife nur nicht, was es damit auf sich hat. Verdammt noch mal, das ist…«
Ich ließ ihn nicht ausreden, denn ich hatte mir die gezackten Ränder genau angeschaut. »Bill, das sieht so aus, als hätte jemand das Loch von unten her in den Fußboden gerammt.«
»Du sagst es.«
»Und was?«
Ich hob die Schultern. »Kann ich dir nicht sagen, aber ich denke auch an die Riesentiere.«
Bill kniff ein Auge zu. »Das heißt, es wird sich ein Monstrum unter der Erde aufhalten.«
»Möglich.«
»Aber was?« Er sprach weiter. »Vielleicht ein Riesenwurm oder ein ähnliches Geschöpf?«
»Das kann sein.«
Bill wollte grinsen, das aber mißlang gründlich. Statt dessen räusperte er sich. Mit fahrigen Bewegungen strich er über seine Stirn und machte einen nachdenklichen Eindruck. »Clive Donovan muß irgend etwas herausgefunden haben, und es war so schwerwiegend, daß man ihn deshalb tötete. Aber was hat er herausgefunden? Daß hier Ungeheuer leben, wissen wir auch. Dann gehe ich davon aus, daß er hinter das Motiv gekommen ist. Oder liege ich da falsch?«
»Bestimmt nicht.«
»Finden wir es hier?«
Ich schaute in das Loch, als wäre es ein Orakel, das mir Antwort geben würde. »Nein, hier sicherlich nicht. Es muß einfach etwas anderes sein. Hier gibt es meiner Ansicht nach jemand, der sich versteckt hält und die Fäden zieht.«
»Wer denn? Der Sheriff?«
»Wie kommst du auf den?«
»Weiß ich auch nicht. Ich halte ihn jedoch für jemand, der Bescheid weiß. Nicht grundlos wollte er uns davon abhalten, Rockwell zu betreten. Wir sollten uns näher mit ihm beschäftigen, wenn wir weiterkommen sollen. Das ist meine Meinung.«
»Damit kannst du recht haben.«
Auch Bill wollte einen Blick in die Tiefe werfen. Er blieb geduckt am Rand der Öffnung stehen, während ich das Loch seitlich umging und am Fenster blieb.
Im Garten war nichts zu sehen. Der Riesenhund hatte sich geschickt zurückgezogen.
Bill hockte sich nieder. Er starrte gegen das fließende Wasser. Im Licht der Lampe blitzte es hell.
Ich hörte seine Stimme. »John, ich habe das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt.«
»Das meine ich auch«, erwiderte ich lachend.
»Nein, verstehe mich richtig. Hier direkt, vor mir, im Loch, am Wasser. Da lauert etwas. Ich habe den Eindruck, als würde allmählich das Grauen herbeigeschwemmt.«
Ich wandte mich um. Er saß noch immer vor der Öffnung, hatte sich gedreht und schaute mich nachdenklich und mit gefurchter Stirn skeptisch an.
Ich dachte darüber nach, in die Tiefe zu steigen und den Schacht näher zu untersuchen, dazu aber kam es nicht mehr, denn plötzlich schrie Bill auf. Gleichzeitig wuchtete er sich zurück, fiel auf den Rücken und das Holz am Rand des Lochs brach mit knackenden Geräuschen, als sich ein Untier aus der Tiefe hochdrückte, dessen Anblick uns den Atem raubte.
Es war ein rötlich schimmernder Fisch mit einem riesigen, weit geöffneten Maul, das weit offen stand. Die Zähne schimmerten wie dicke Messer.
Und es schnappte nach Bill Conollys Beinen!
***
Cameron Harper hatte seinen Auftritt genossen und auch die Furcht seiner Gefangenen bemerkt, obwohl Tricia Black auf der Pritsche und damit im Schatten saß.
Vor der Gittertür blieb der Sheriff stehen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Stäbe. Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen. In den Augen glitzerte Eis.
Tricia sagte nichts. Innerlich zitterte sie, denn Clives Name war gefallen. Harper hatte ihn sogar wiederholt. In seiner Stimme hatte ein Tonfall mitgeschwungen, der das Schlimmste befürchten ließ. Kälte kroch in ihr hoch, erreichte sogar die Fingerspitzen, die sich beinahe anfühlten wie das Fleisch einer Toten.
Der Schlüssel klimperte, als Harper ihn an seinem Gürtel festhakte. Er nickte. »Nun…?«
Tricia mußte sich räuspern. »Ich… ich weiß nicht, was das soll. Ich weiß nicht, weshalb Sie mich hier festhalten?«
»Weil Sie eine Mörderin sind!« lautete die prompte Antwort.
»Nein, das bin ich nicht!«
»Wer hat denn die Frau umgebracht?«
»Ich nicht!«
»Kannst du das
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