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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Steine mit Seifenlauge abwuschen.
    Zamorra schätzte, dass über sechzig Männer und Frauen an der Arbeit beteiligt waren. Während er sie beobachtete, glitt auf einmal ein Schatten über die Fackeln. Einige Menschen blickten auf und deuteten mit den Fingern nach oben.
    Was sehen sie dort?, fragte sich der Parapsychologe. Er versuchte, den Bildausschnitt zu ändern, um herauszufinden, was diesen Schatten warf. Ein Teil davon rutschte ins Bild. Zamorra vergrößerte ihn und - »Erinnerst du dich jetzt?«, sagte Howard hinter ihm.
    Zamorra wurde aus seiner Trance gerissen und ließ das Amulett los. Die Zeitschau brach ab.
    Der Parapsychologe schluckte seinen Ärger herunter, bevor er sich zu dem Sheriff umdrehte, der unbemerkt herangekommen war.
    »Nein«, sagte er dann mit echter Enttäuschung in der Stimme. »Es war umsonst.«
    »Kann man nicht ändern. Komm, lass uns in die Stadt fahren. Hier draußen wirst du nichts mehr finden.«
    Da wäre ich mir nicht so sicher, dachte Zamorra. Er nutzte den Vorwand, den ihm die Beinverletzung gab und ließ sich auf dem Weg zur Kutsche etwas zurückfallen. Wie erwartet wurde Howard nicht misstrauisch, sondern ging weiter.
    Als der Sheriff die Zügel der Pferde überprüfte, bückte sich Zamorra blitzschnell und zog an einem Grasbüschel. Ein über fünfzig Zentimeter großes Stück löste sich.
    Darunter lag verbrannter Boden.
    Das war die letzte Gewissheit, die er benötigt hatte. Die Dorfbewohner mussten an anderer Stelle eine Wiese ausgestochen und hierhin verlegt haben. Die Arbeit musste die ganze Nacht gedauert haben. Kein Wunder, dass er so wenig Menschen auf der Straße gesehen hatte; die meisten lagen vermutlich noch in den Betten und ruhten sich aus.
    Der Parapsychologe ließ das Büschel los und schloss zu Howard auf.
    Wenigstens das erste Rätsel hatte die Zeitschau gelöst. Dass er damit auch etwas anderes bewirkt hatte, ahnte er nicht.
    ***
    Der Priester zuckte zusammen.
    Jemand hatte Magie eingesetzt.
    Er spürte die starken Schwingungen, noch bevor eine Krähe über seinem Zelt krächzte, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Der Priester bedankte sich trotzdem höflich bei ihr, bevor er zu seinen Gedanken zurückkehrte.
    Er kannte jeden einzelnen Dorfbewohner genau und wusste daher, dass niemand von ihnen Magie einsetzen konnte. Selbst Katherine, die mehr begriff als alle anderen, war dazu nicht in der Lage. Das bedeutete, dass der Fremde die Quelle der Magie war.
    Die Schwingungen brachen ebenso plötzlich ab, wie sie begonnen hat ten. Der Priester fühlte sich, als säße er am Rande eines Erdbebens - nah genug, um es zu bemerken, aber zu weit weg, um seine Stärke einschätzen zu können.
    Kurz dachte er an seinen lauernden Gegner auf der anderen Seite, schloss ihn dann aber aus. Es war nicht möglich, dass seine Magie durch die Barriere drang. Sein erster Gedanke war richtig gewesen: Es war die Magie des Fremden, die er gespürt hatte.
    Seufzend griff der Priester nach den Krähenfedern, um erneut das Orakel zu befragen. Er wusste nicht, ob es eine Prüfung oder eine Gnade seines Gottes war, den Fremden durch die Barriere zu schicken. Nur eines war sicher: Weder sein großer Gegner noch er selbst hatten diese Entwicklung vorhergesehen.
    Nach langer Zeit hatte das Herz des Priesters Wakinyan wieder einen Grund, schneller zu schlagen.
    ***
    In der Dämmerung kamen sie nur langsam voran. Mit jedem Schritt wurden die stechenden Schmerzen im Brustkorb des Regisseurs stärker. Er hatte dem Eindruck, als habe jemand stählerne Ringe um seine Lungen gelegt, die nach und nach zugezogen wurden.
    Duane drängte ihn nicht, aber Smith konnte seine Ungeduld spüren. Der alte Mann hatte es eilig.
    »Wie weit noch?«, keuchte der Regisseur.
    »Wir haben es gleich geschafft. Auf der Lichtung da hinten erwartet er uns.«
    Smith fragte sich, warum er einen alten Mann und einen Verletzten zu sich bestellte, anstatt selbst zu Duanes Hütte zu kommen. Wenn der Plan so eilig war, wie Duane angedeutet hatte, wäre das wesentlich effektiver gewesen.
    Der Regisseur zog es vor, seinen Geist mit solch praktischen Fragen zu beschäftigen, um nicht über das Unglaubliche nachdenken zu müssen, das er gesehen und gehört hatte.
    Unsterblichkeit… Allein das Wort jagte einen Schauer über seinen Rücken. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, ewig zu leben, über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg das Schicksal der Menschheit zu beobachten - und zu filmen.
    Trotz all der

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