0687 - Der Spinnenreiter
der Dämonenjäger. Aber was er bisher von der einheimischen Fauna gesehen hatte, konnte ihn auch nicht gerade begeistern. Zamorra würde Kalua wohl niemals zu seinen Lieblingswelten rechnen können.
Wenn ich erst wieder auf Château Montagne bin…
Doch solche Gedanken brachten nichts. Zamorra musste sich ganz darauf konzentrieren, zu entkommen und Nicole zu suchen.
Da war wieder etwas gewesen!
Zamorra beobachtete die Klippenränder auf beiden Seiten nun genau. Er lag schließlich auf dem Rücken und konnte seinen Blick gar nicht in eine andere Richtung wenden. Die Insektenreiter hingegen achteten nur auf den immer schmaler werdenden Weg. Nur ab und an warf einer von ihnen einen kontrollierenden Blick in die Runde.
Wieder hatte der Parapsychologe etwas entdeckt. Eine winzige Bewegung nur. Aber Zamorra war erfahren genug, um die Falle zu erkennen.
Er überlegte, ob er Kurg warnen sollte. Der selbst ernannte größte Krieger von Kalua hätte eigentlich selbst merken müssen, dass etwas faul war. Aber was hätte er, Zamorra, von einem Hinweis auf Gefahren gehabt? Kurg machte nicht den Eindruck, als ob er das dankbarste Wesen in dieser Welt wäre. Ganz gewiss würde er Zamorra nicht einfach laufen lassen…
Doch während der Dämonenjäger noch diesen Gedanken nachhing, ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Rumpeln und Krachen. Zamorra drehte den Kopf hin und her.
Er sah, wie ein riesiger Brocken Schiefergestein auf die Monsterspinne herabstürzte.
Und er sah auch, dass ein sechs Meter langer Arm am Klippenrand verschwand…
***
Nicole Duval fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte.
Sie war noch reichlich erschöpft von dem inneren und äußeren Kampf gegen die Geister des Selbstmord-Sees. Und nun sollte sie sich bereits einem Duell auf Leben und Tod mit einer durchtrainierten Amazone stellen?
Aber es blieb ihr wohl keine andere Möglichkeit.
Die anderen Kriegerinnen hatten bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Keine von ihnen schien besonders überrascht zu sein. Vielleicht gehörte es ja zu den beliebtesten Beschäftigungen von Beaga, sich zu duellieren.
Die Französin fragte sich, was wohl aus den Frauen geworden sein mochte, mit denen sie bisher in den Ring gestiegen war....
Die Antwort konnte sie sich ausmalen.
Denn Beaga lebte noch.
Der Duellplatz befand sich auf der anderen Seite der kleinen Ansiedlung. Nicole musste das Dörfchen durchqueren, wobei zwei mit Speeren bewaffnete Amazonen sie nicht aus den Augen ließen.
Als Erstes fiel Nicole auf, dass die Hüttenansammlung einen relativ ordentlichen Eindruck machte. Alles war zwar primitiv, aber die Bewohnerinnen hatten offenbar versucht, aus ihrer Situation das Beste zu machen.
Männer schien es in dem Ort kaum zu geben. Nicole fielen einige bärtige Typen auf, die mit Holzhacken und anderen niedrigen Arbeiten beschäftigt waren. Sie wirkten abgemagert und krank. Als die Kriegerinnen vorbeikamen, schlugen die Männer schamhaft die Augen nieder.
»Jasoa ist ein Dummkopf, aber er hat einen süßen Hintern«, sagte die eine Wächterin zu der anderen. Sie deutete auf einen der Knechte, der mit einem schweren Reisigbündel beladen daherwankte.
»Das, worauf es mir ankommt, haben alle Männer!«, grinste die andere und schlug diesem Jasoa im Vorübergehen scherzhaft auf den Po.
Nicole war verwirrt. Hier schienen sich bestimmte Dinge genau umgekehrt zu haben… Doch dann dachte sie wieder an den bevorstehenden Zweikampf.
Der Duellplatz bestand aus einer richtigen kleinen Arena. Um einen kreisrunden Platz hatte man rotgestrichene Pflöcke in den Boden geschlagen. Manche dieser Pflöcke waren mannshoch und wurden an ihrem oberen Ende von Totenschädeln geziert.
»Das sind die Köpfe der bisherigen Gegnerinnen von Beaga«, erklärte eine der beiden Wächterinnen.
»Ich bin entzückt«, erwiderte Nicole. Doch so cool, wie sie sich gab, war sie in diesem Moment nicht mehr. Aber ein Entkommen erschien unmöglich.
Jenseits der Pfähle hatten sich ein paar Dutzend Kriegerinnen als Zuschauerinnen versammelt. Männer waren keine zu sehen. Auf den eigentlichen Duellplatz durften nur Nicole und Beaga treten. Außerdem zwei Frauen, die Sekundantinnen spielen sollten.
»Ich bin Kala«, sagte die sommersprossige junge Frau, die Nicole zur Hand gehen sollte. »Kennst du unsere Duellregeln?«
»Ich bin Nicole, Kala. Nein, nicht die Bohne. Aber man kann ja alles lernen.«
»Was ist eine Bohne?«, fragte Kala zurück. Doch bevor Nicole darauf
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