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0689 - Das schwarze Skelett

0689 - Das schwarze Skelett

Titel: 0689 - Das schwarze Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sehnsüchtig dachte Robin an Miami im US-Bundesstaat Florida, wo die Polizei, im Gegensatz zu anderen Orten und Bundesstaaten, mit speziell PS-starken, superschnellen Autos ausgestattet wurde, um die superreichen Verkehrssünder oder die ultrareichen Drogendealer einholen zu können. Davon ließ sich in Europa nicht einmal träumen. Hier war es -in Frankreich wie in den übrigen Län dern - schon ein Erfolg, wenn pro Jahr ein Polizist mehr eingestellt wurde, um die Sicherheit des Staates zu gewährleisten…
    Nicht, dass Robins Traum ein absoluter Polizei- und Überwachungsstaat gewesen wäre. Das Gegenteil war der Fall. Aber die traurige Praxis sah nun mal so aus, dass das organisierte Verbrechen der Polizei um Jahre voraus war, was die materielle Ausstattung anging.
    Es fehlte vorn und hinten an Personal und Technik.
    Robin gab in regelmäßigen Abständen Standortmeldungen durch. Verdammt noch mal, war denn nirgendwo ein Streifenwagen unterwegs, der den Fluchtkurs Togons ansteuern und ihm eventuell den Weg abschneiden konnte?
    Personal und Technik…
    Robin, normalerweise die Ruhe in Person, fluchte haltlos vor sich hin und ärgerte sich vor allem darüber, dass er seit Stunden keine Chance mehr bekommen hatte, seinem Hobby Pfeifenrauchen nachzugehen. Das half beim Nachdenken, half der notleidenden Tabakindustrie und half dem Lungenkrebs, von dem Robin allerdings nach jüngstem ärztlichen Befund noch nichts zu befürchten hatte. Zudem half es dank der Tabaksteuer dem schwindsüchtigen Staatshaushalt, und Robin war schon immer gern ein braver, fürsorglicher mitdenkender und mithelfender Bürger der grande nation gewesen.
    Deshalb war er ja auch Polizist geworden. Und wenn er schon als Beamter keine Einkommensteuer zahlen durfte, dann wollte er das wenigstens über die Tabaksteuer tun müssen dürfen.
    Zur Hölle mit Togon, der ihn jetzt davon abhielt, Rabenväterchen Staat das gewohnte Rauchopfer zu bringen!
    Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er außerdem schon wieder dabei war, Überstunden zu machen, die ihm mal wieder garantiert keiner bezahlte. Und zu Hause wartete seine Freundin Diana däumchen- oder vibratordrehend darauf, dass er sich zwischendurch auch mal wieder ein bisschen sehen und vernaschen ließ.
    Robins Flüche deuteten darauf hin, dass er sich schon mal in Marseilles finstersten Hafenkneipen herumgetrieben haben musste. Keines Piratenkapitäns Papagei konnte das noch toppen.
    Der Ferrari hatte den Stadtrand erreicht. Robin hatte in den letzten Minuten aufschließen können. Er begann sich zu fragen, ab wann Togon so weit irritiert war, dass er begann, seine Geisel zu bedrohen. Was dann?
    Abwarten, bis es soweit ist - dann kannst du dir immer noch den Kopf darüber zerbrechen oder das Problem an die Polizeipsychologen weitergeben; die werden dafür schließlich bezahlt, dachte er mehr oder weniger resignierend. Er sah keine große Chance, Togon wirklich zur Aufgabe zu zwingen und Merdefaire zu befreien. Dazu bedurfte es nicht nur eines einzelnen Mannes, sondern einer größeren Gruppe.
    Bloß - wo blieb die Kavallerie?
    ***
    Der Taxifahrer langweilte sich. Und er war nicht hundertprozentig sicher, ob ihm die Tour und die Wartezeit wirklich bezahlt werden würde. Das war zwar alles auch mit der Zentrale abgeklärt, aber er kannte doch die Finanzprobleme staatlicher Kassen. Und im Endeffekt war er der Dumme - bis die Polizei zahlte, würde die Zentrale sich an ihm schadlos halten und den Betrag von seinem Verdienst abziehen, weil er derjenige war, der sich auf die Sache eingelassen hatte.
    Einen Betrag, der von Minute zu Minute größer wurde.
    So ganz vermochte er sich zwar nicht vorzustellen, dass man ihn hereinlegen wollte. Aber im Ernstfall würde es einige Zeit dauern, bis er an sein Geld kam.
    Warum hatte er die Fahrt nicht einfach abgelehnt und einen Rüffel von der Zentrale kassiert? Für ein paar Wochen auf der Schwarzen Liste zu stehen, war notfalls das kleinere Übel.
    Er stieg aus, um sich eine Zigarettenpause zu gönnen - im Wagen selbst riskierte er es nicht zu rauchen, weil der eine oder andere Fahrgast auf die schwachen Geruchsrückstände allergisch reagieren mochte, und da seit ein paar Jahren in Frankreich das Rauchen in öffentlichen Räumen verboten war - zu denen auch Taxen, Flugzeuge, Busse, Schiffe und dergleichen mehr gehörten -, war er sehr vorsichtig geworden. Ein paar Kollegen hatten schon entsprechenden Ärger gehabt.
    »Geruchsbelästigung, Luftverschmutzung«,

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