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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnte nach dem Sprachgebrauch der Station nicht mehr als ein Fahrzeug etwa von den Maßen einer Korvette bedeuten - das unversehens ausgerechnet in diesem Raumsektor auftauchte und anstelle des üblichen interstellaren Hilferuf-Kodes das typisch terranische Mayday sendete, all das war mehr, als Zanoors Neugierde ungestört verkraften konnte.
    Kaum zwei Minuten später stand er im Kontrollraum, der im tiefsten Innern des Eisen- und Nickelkerns lag, aus dem dieser ungewöhnliche Komet zur Hauptsache bestand. Ein Blick auf die Anzeigen der Geräte belehrte ihn, daß die automatische Überwachung in vollem Gang war. Über dem Pult des wachhabenden Offiziers zirpte ein kleiner Empfänger, und auf dem Bildschirmgerät, über das der Stationsrechner Nachrichten und Daten ausspielte, flak-kerte das verhängnisvolle Wort MAYDAY.
    Ein Offizier und acht Mannschaftsgrade taten im Kontrollraum Dienst. Die meisten starrten hinauf zur großen Bildfläche des Orterschirms, auf dem sich das unbekannte Objekt als kleiner Reflex zeigte.
    „Keine weiteren Informationen, Sir", erklärte der Offizier, noch bevor Zanoor seine Frage aussprechen konnte. „Das Objekt hält weiterhin Kurs auf den Zentralkörper. Auf diesem Kurs wird es sich der Station bis auf weniger als acht Lichtsekunden nähern."
    „Irgendwelche Anzeichen, daß der Kerl verfolgt wird?" wollte Zanoor wissen.
    „Keine, Sir."
    Zanoor war mit sich selbst im unklaren. Die Station im Innern des Kometen, der auf hochexzentrischer Bahn eine namen- und planetenlose Sonne umkreiste, war eine der wichtigsten und geheimsten im galaxien-weiten Netz der USO-Stützpunkte. Sie hieß QUENCHEN-459 und lag im unmittelbaren Vorfeld des USO-Zentrums Quinto-Center. Allein die Information, daß sie überhaupt existierte, hatte die Klassifizierung „Galactic Secret", also die der zweithöchsten Geheimhaltungsklasse. QUENCHEN-459 war auch der Aufmerksamkeit der Laren bislang entgangen.
    Wer konnte der Fremde sein, der sich ausgerechnet diesen Raumsektor als Ziel ausgesucht hatte? Hatte ihn der Zufall hierher verschlagen, oder wußte er von der Existenz des Stützpunktes? Konnte es sein, daß die Laren durch einen Trick erfahren wollten, ob dieser Raumsektor wirklich so leer und harmlos war, wie es den Anschein hatte?
    „Neue Auswertung, Sir", rief der junge Offizier. „Das Fahrzeug bewegt sich mit Hilfe konventioneller Triebwerke. Die Analyse der Triebwerks-Streuimpulse deutet darauf hin, daß es sich um ein System handelt, wie es an Bord von Space-Jets verwendet wird."
    „Stimmt die Größe des Objekts damit überein?"
    „Sir - aus einer halben Lichtminute Entfernung können wir die Ausmaße des Objekts auf nicht besser als plus-minus zweihundert Meter bestimmen. Es könnte eine Nußschale sein, die da draußen fliegt, oder auch ein Kreuzer der Flotte."
    Noch immer zögerte Zanoor. Er bedauerte es, daß die beiden Wacheinheiten, die normalerweise in der Nähe des Zentralkörpers kreuzten, vor kurzem abgezogen worden waren.
    Er hätte es gerne ihnen überlassen, sich um den geheimnisvollen Unbekannten zu kümmern, dann hätte er die Kenntnis von der Existenz der Station nicht preiszugeben brauchen. Andererseits konnte er den Fremden nicht einfach sich selbst überlassen.
    Wenn er wirklich von der Station wußte, dann war er ein wichtiger Mann, dem man Hilfe zukommen lassen mußte.
    Schweren Herzens traf Zanoor seine Entscheidung.
    „Rufen Sie den Mann an!" befahl er dem jungen Offizier.
    „Funken Sie mit Radiokom ohne Bildübertragung. Warten Sie, bis er etwa auf zwanzig Lichtsekunden heran ist, dann sagen Sie: Zanoor an unbekanntes Objekt. Wer sind Sie und welche Art Hilfe brauchen Sie!"
    Eine Viertelstunde verging, dann setzte der Offizier weisungsgemäß Zanoors Spruch ab. Etwa eine Minute verstrich, bis der Fremde sich meldete. Er mußte sich mit der Antwort beeilt haben, denn die lichtschnellen Radiowellen brauchten allein für den Hin- und Rückweg zwischen den beiden Antennen rund vierzig Sekunden. Der Fremde sendete mit Bild-Übertragung. Ein hageres Gesicht mit eingefallenen Wangen und erschreckend tief sitzenden Augen erschien auf der Bildfläche. Zanoor starrte es ungläubig an.
    „Mein Gott, das kann doch nicht sein...!" stieß er hervor.
    „Das Gesicht ... das ist Kantenberg ...!"
    Die Erkenntnis, daß er nicht in unmittelbarer Nähe der fremden Sonne, sondern in einem Abstand von mehr als sechs Lichtstunden aus dem Linearraum aufgetaucht war, war ein verhältnismäßig

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