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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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'ne Überraschung, Braid!«
    »Es war die Wahrheit«, sagte Tony gelassen. »Ich habe kein Hehl aus den Fähigkeiten der Pferde gemacht. Ich sagte euch die Wahrheit, aber ihr wolltet mir ja nicht glauben.«
    Er sah Elk abseits des Gedränges stehen. Als sich die Menge verlaufen hatte, ging er auf ihn zu. Aus Elks Augen schimmerte eine größere Zufriedenheit, als er je an diesem melancholischen Mann gesehen hatte.
    »Es war keine kleine Versuchung, nicht wie die anderen dem Geld nachzulaufen«, begann Elk. »Aber ich widerstand, und jetzt läuft das Geld der anderen mir nach. Als Tipgeber sind Sie erstklassig, Mr. Braid. Ich habe aber einen gesehen, der mit dem Rennen nicht so ganz zufrieden war. Reef sieht aus, als sei ihm die Ernte verhagelt. - Wetterprognose: Donner und Blitz, Regen und Sturm. Jetzt gehe ich mein Geld einkassieren. Mir werden sie es ja auszahlen, weil ich von der Polizei bin.«
    Tony lachte. »Ihnen würden sie es in jedem Fall auszahlen, Sie alter Pessimist. Warum halten Sie jeden für einen Betrüger?«
    »Bereit sein ist alles«, entgegnete Elk prompt.
    Julian Reef hatte seinen Wagen an der Straße nach Singleton stehenlassen. Hier wartete er in ungeduldiger Wut eine halbe Stunde auf den Holländer. Endlich kam Guelder langsam dahergetrottet, quietschvergnügt, als habe er nie die Tücke des Schicksals kennengelernt.
    »Ach, das war übel!« rief er, während er in den Wagen stieg. »Dieser gerissene Kerl! Dabei habe ich den Proberitt mit eigenen Augen gesehen!«
    »Dein Fehler ist: du bist verdammt zu klug«, schnauzte Julian, schaltete und ließ dann die Kupplung so wütend los, daß der Wagen einen wilden Sprung nach vorn tat. »Es ist dir wohl klar, daß du mich mehr Geld gekostet hast, als ich bis Montag auftreiben kann?«
    »Dann treib es eben nicht auf, mein Freund«, erwiderte Guelder gleichmütig. »Buchmacher sind doch keine Zahltage. Ehe sie dir ernstlich zusetzen können, werden wir sehr reich sein!«
    Julian blickte den Gefährten von der Seite an und sah, daß er sich eine lange, dünne, übelduftende Zigarre anzündete.
    »Wohl wieder einer deiner Riesengewinne?« fragte er ironisch. »Bisher hast du mich nur mit Versprechungen gefüttert. Ein Vermögen habe ich für deine Experimente hinausgeworfen. Jetzt will ich endlich was zurückhaben.«
    »Du sollst etwas haben«, besänftigte ihn Guelder. »Millionen und aber Millionen. Bald wirst du im Gold ersticken!«
    »Bald, bald«, äffte der andere ungeduldig, »wann ist bald?«
    Guelder hob die breiten Schultern.
    »In einer Woche — vielleicht. Meine Experimente sind vielversprechend. Heute nacht oder in irgendeiner anderen Nacht mache ich den letzten Versuch. Dann kannst du nach Greenwich kommen und dich überzeugen.«
    Julian sprach kein Wort mehr, bis sie zur Stadt kamen. Am Victoria-Bahnhof setzte er Guelder ab und fuhr zu seiner Wohnung und einem trüben Abend entgegen. Er hatte Grund genug zum Trübsinn. Frenshams Papiere waren jetzt geordnet und würden in wenigen Tagen Tony Braid zur Verfügung übergeben werden. Heute früh vor seinem Aufbruch hatte er einen Brief von Frenshams Anwalt mit der Aufforderung erhalten, sich mit Tony wegen der Lulanga-Öl-Angelegenheit in Verbindung zu setzen.
    Lulanga war ein westafrikanisches Papier. Die Ölfelder waren in Nord-Angola entdeckt und von Leuten, die mit dieser Emission ein großes Vermögen verdient hatten, auf den Markt gebracht worden. Doch nach und nach waren die Aktien immer tiefer gesunken und stürzten nach Frenshams größtem Kauf von achtunddreißig Shilling bis etwas unter einem Pfund.
    Dieser Sturz war rätselhaft. Rätselhaft für die City, rätselhaft selbst für die Ölexperten, da der Bericht des Sachverständigen, eines in der City hochangesehenen Mannes, höchst günstig lautete. Freilich wiesen zynische Bankiers auf die sonderbare Tatsache hin, daß dieser Bericht erst vierzehn Tage nach dem Tod des Sachverständigen veröffentlicht worden war. Er war ein sehr vorsichtiger Mann gewesen und hatte niemals vorher die Verantwortung für eine so optimistische Prophezeiung wie in dem Lulanga-Gutachten übernommen.
    Julian vertrieb diese unangenehmen Gedanken, schlug alle Heimlichkeiten aus dem Sinn, griff zu einem Bogen Papier und setzte einen Brief an Ursula auf, mit dem er ihr Vertrauen in ihn zurückgewinnen wollte.
    Schon nach einigen Worten merkte er, daß sein Füllfederhalter leer war. Es war noch einer von der alten Sorte, die mit einem besonderen Füller

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