0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
Zamorra hinüber und zog ihn grob auf die Beine. Kurz überprüfte der Affe die Ketten, dann stieß er seinen Gefangenen auf den Boden zurück. Zamorra sagte etwas, was Nicole nicht verstehen konnte, worauf Rekoc kopfschüttelnd lachte und zum Feuer zurückkehrte. Er zog sich ein paar Decken zurecht und legte sich wieder hin.
Der Zentaur stellte sich neben das Feuer. Sein Oberkörper entspannte sich sichtlich, während sich sein Kopf langsam nach vorne neigte. Habsul-Kornadrusimlak schlief im Stehen ein.
Nicole unterdrückte ein Zähneklappern und zwang sich, noch zu warten, bis das Lagerfeuer weiter heruntergebrannt war. Sie wollte kein Risiko eingehen, denn dies war vielleicht die einzige Gelegenheit, die sie hatte, um Zamorra zu befreien.
Schließlich konnte sie nicht länger warten. Die Kälte zwang sie zum Handeln. Vorsichtig schlich sie über die Dünenspitze und den steilen Abhang hinunter. In der Stille der Wüstennacht klang das Rieseln des herabrutschenden Sandes überlaut. Kleine Steine schlugen gegeneinander. Bei jedem Geräusch befürchtete Nicole, den Zentauren zucken und erwachen zu sehen.
Aber nichts passierte.
Erleichtert erreichte Nicole die ersten Ausläufer der Oase und ging hinter einer Palme in Deckung. Sie tastete nach dem Dhyarra-Kristall. Sie zog ihn aus der Tasche und schlich sich bis zu der Palme, an die Zamorra gekettet war.
Sie war noch einige Meter entfernt, als ihr Gefährte plötzlich die Augen öffnete. Er schien etwas gehört zu haben, denn er sah sich misstrauisch um.
Nicole trat aus dem Schatten eines Baumes heraus. Selbst in der Dunkelheit sah sie das Lächeln ihres Gefährten, als er sie erkannte. Geduckt lief sie die letzten Meter und hockte sich neben Zamorra.
»Ich war mir nicht sicher, ob du den Ortswechsel mitgemacht hattest«, flüsterte er nach einem kurzen Kuss.
Nicole warf einen nervösen Blick auf die schlafenden Bewacher. »Streck deine Arme aus,« bat sie.
Zamorra folgte der Aufforderung, und Nicole aktivierte den Dhyarra-Kristall. Sie konzentrierte sich, bis sie die Aktion, die sie plante, bildlich vor Augen sah. Einen Moment später schoss ein dünner, blassroter Strahl aus dem Dhyarra und bohrte sich wie die Flamme eines Schneidbrenners, nur völlig lautlos, in eines der Kettenglieder zwischen den Handgelenken des Dämonenjägers.
Zamorra und Nicole rutschten enger zusammen, schirmten das Licht mit ihren Körpern von den beiden Männern ab. Das Eisenstück begann orange zu glühen.
Theoretisch verfügte der Kristall über wesentlich effektivere Methoden, um die Kette aufzusprengen, aber keine von ihnen wäre so lautlos und mit relativ wenig Licht möglich gewesen. Dafür dauerte es halt ein wenig länger.
Probeweise zerrte Zamorra an den Ketten. Das glühende Eisenstück bog sich quälend langsam auf.
»Na komm schon«, murmelte der Dämonenjäger.
Es knackte.
Die beiden Menschen fuhren herum, als Rekocs Schatten wie eine Drohung über sie fiel.
»Kann ich helfen?«, brummte der Affe verärgert.
Nicole sprang auf. Sie hörte, wie Zamorras Kette riss.
Instinktiv wollte sie einen Schritt zurückweichen, aber die Faust des Riesenaffen schoss vor, traf Nicole am Kopf und ließ sie zu Boden sacken. Benommen sah sie, wie Zamorra in einer Geste der Niederlage die Hände hob, dann wurde alles schwarz.
***
Gleißendes Sonnenlicht.
Nicole schlug die Augen auf. Es war so heiß, dass die Luft in ihren Lungen wie Feuer zu brennen schien. Der Horizont schaukelte auf und ab, und Nicole glaubte für einen Moment, auf einem Schiff zu sein.
»Alles in Ordnung?«, fragte Zamorras Stimme.
Sie nickte und verzog das Gesicht, als es an ihrer Schläfe zu pochen begann. Die Dämonenjägerin wollte sich aufsetzen, stellte dann aber fest, dass Zamorra sie auf seinen Armen trug.
Er setzte sie ab und massierte seine Armmuskeln.
»Ich hatte gehofft, wir wären wieder an einem anderen Ort gelandet«, sagte Nicole enttäuscht, als sie das unendliche Sandmeer sah. Keine Landschaft dieses Planeten war ihr bis jetzt so trostlos erschienen - und das bezog sich auch auf ihre eigene Lage.
Rekoc und Habsul-Kornadrusimlak, die sich jetzt beide zu ihr umdrehten, hatten die Zeit ihrer Bewusstlosigkeit nicht untätig verstreichen lassen. Zamorras Ketten waren wieder intakt und Nicoles Hände mit Lederriemen auf den Rücken gebunden. Die Fesseln saßen so fest, dass sie kaum noch Gefühl in den Fingern hatte.
»Ah«, sagte Rekoc mit falscher Freude, »du bist also wach.«
Er ging
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