0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
die sie von ihrem Standort aus sehen konnte. Der Sand rutschte unter ihren Sohlen weg und lief in trockenen Rinnsalen nach unten. Nicole hatte das Gefühl, kaum vorwärts zu kommen.
Schließlich erreichte sie die Spitze der Düne, schob sich die letzten Meter auf Händen und Knien vorwärts, bis sie über die Kuppe hinwegsehen konnte.
Ein unendlich erscheinendes Meer aus Sand breitete sich vor ihr aus. Am Horizont sah Nicole die Ausläufer eines Gebirges, die in der Hitze flimmerten. Kein Baum und kein Strauch durchbrachen die Monotonie aus weißgelbem Sand und stahlblauem Himmel.
Die Wüste schien vollkommen leblos zu sein.
Das Pferd wieherte erneut.
Aus ihrer erhöhten Position konnte Nicole die Richtung besser einschätzen. Sie sah sich um und entdeckte nach einem Augenblick den Kopf eines Pferdes, der auf einer entfernten Düne auftauchte.
In der flimmernden Hitze konnte Nicole keine Details erkennen, aber das große Wesen, das neben dem Pferd ging, bewegte sich wie Rekoc. Der Dämonenjägerin lief ein Schauer über den Rücken, als sie an den Speer dachte; den der Affe ihr entgegengeschleudert hatte, und an sein wutverzerrtes Gesicht.
Ein dritter Körper schälte sich aus dem Flimmern. Es war ein Zentaur, aber Nicole konnte nicht sagen, ob sie ihn kannte. Er schien etwas in der Hand zu halten, an dem er immer wieder zerrte. Es sah aus wie ein Seil oder eine lange Kette.
Nicole kniff die Augen zusammen, als eine Gestalt über die Dünenkuppe taumelte. Es war ein Mensch, der sich mit seltsam kurzen Schritten nach vorne kämpfte. Er schien an das Seil gefesselt zu sein, denn als der Zentaur daran zog, fiel der Mann nach vorne.
Zwar konnte ihn Nicole aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber sie hatte plötzlich einen sehr konkreten Verdacht, wer hinter dem Zentauren her gezogen wurde.
Vorsichtig rutschte die Dämonenjägerin durch den Sand, bis sie den Boden erreicht hatte. Die kleine Gruppe bewegte sich genau auf die Oase zu.
Wenn sie eintrafen, musste Nicole vorbereitet sein.
***
Gleißendes Sonnenlicht.
Zamorra wurde vorwärts gerissen. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und schluckte heißen Sand. Er spie aus, was in seinen Mund drang, aber Reste blieben zurück und knirschten zwischen seinen Zähnen. Desorientiert wollte er wieder auf die Beine kommen, aber das schien nicht zu funktionieren. Erst als er das Klirren von Ketten hörte, begriff er, dass man ihn gefesselt hatte.
Jemand zog ihn hoch.
Der heftige Ruck schmerzte und brachte sein Bewusstsein endgültig zurück.
Er wischte sich den Sand aus den Augen. Verschwommen sah er die Eisenringe um seine Hand- und Fußgelenke, dann klärte sich sein Blick.
Er stand mitten in einer Wüste.
Unwillkürlich tastete er nach seinem Hals, dort, wo die Schwertspitzen ihn getroffen haben mussten, aber da war keine Verletzung.
Auch das Amulett hing wieder vor seiner Brust. Das beruhigte ihn, obwohl sich Merlins Stern bis jetzt als vollkommen nutzlos erwiesen hatte.
»Können wir jetzt weiter, oder willst du noch ein wenig die Aussicht bewundern?«, fragte eine Stimme.
Zamorra drehte den Kopf und entdeckte Rekoc, der breit grinsend neben ihm stand. Der große Affe war vermummt wie ein Beduine und führte ein Packpferd an den Zügeln.
Einige Meter entfernt tänzelte ein junger Zentaur ungeduldig durch den Sand. Es war Habsul-Kornadrusimlak, der Meisterzauberer. In einer Hand hielt er eine lange Kette, die in einem Schloss an einem von Zamorras Eisenringen endete. Der Zentaur war wohl für seinen plötzlichen Sturz verantwortlich.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte der Parapsychologe irritiert.
Rekoc und Habsul-Kornadrusimlak sahen sich an und lachten.
»Noch nichts«, entgegnete der Affe, »aber wenn du dich nicht gleich in Bewegung setzt, wird Habsul dich bis zur Oase schleifen, und ich glaube nicht, dass dir das gefallen würde.«
Zamorra horchte auf. Rekoc nannte den Zauberer einfach bei seinem normalen Namen. Das war eine unglaubliche Respektlosigkeit, die den jungen Zentauren jedoch nicht zu stören schien. Beide schienen sich völlig verändert zu haben.
Wieder einmal eine völlig veränderte Ausgangslage in einer neuen Runde dieses diabolischen Spieles…
Der Parapsychologe beschloss, das Spiel für den Moment mitzumachen. Er nickte und stapfte, so schnell es die Ketten zuließen, los. Seine Füße sanken im Sand ein und machten ihm das Gehen schwer.
»Na also«, knurrte Rekoc zufrieden und übernahm die Führung.
Während sie
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