0690 - Rückkehr zur Zentaurenwelt
und die Leibwächter um die Ecke verschwunden waren.
»Die Normalität kehrt langsam wieder in diese Welt zurück«, fuhr er dann fort. »Es hat seit Monaten keine größeren Übergriffe zwischen Menschen und Magischen gegeben. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber um darauf zu bleiben, brauchen wir Stabilität.«
»Und die willst du durch einen Teenager auf dem Thron erzielen?«, fragte Zamorra stirnrunzelnd. »Ich glaube kaum, dass das Volk sehr viel Vertrauen zu dem Jungen haben wird.«
»Wenn er die richtigen Entscheidungen trifft, werden sie ihm vertrauen.«
»Du wirst diese Entscheidungen treffen, nicht wahr, Rekoc?«, sagte Nicole. »Wir sollen dem neuen Meisterzauberer unsere Unterstützung geben, damit du aus dem Hintergrund über San herrschen kannst.«
Der Affe seufzte. »Es ist viel komplizierter. Die drei neu gewählten Fürstenhäuser sind die eigentlichen Herrscher über diese Welt, aber im Prinzip hast du Recht. Ich werde zumindest für die nächsten Jahre darüber bestimmen, was der Meisterzauberer entscheidet. Wenn er alt genug ist, um selbst über sein Leben zu bestimmen, ziehe ich mich zurück.«
»Wie uneigennützig«, murmelte Zamorra sarkastisch.
Rekoc fuhr herum. In seinen Augen blitzte es wütend.
»So ist es«, entgegnete er so heftig, dass Zamorra automatisch einen Schritt zurücktrat. »Ich tue dies nicht für mich, sondern für San! Vielleicht nutze ich eure Freundschaft aus, vielleicht werde ich schon bald keinen einzigen Freund auf dieser ganzen Welt mehr haben, aber das ist mir egal, solange ich das Richtige für San tue!«
Er drehte sich um. »Und jetzt kommt. Der Herold hat uns bereits angekündigt.«
Zamorra und Nicole sahen sich an. Der Dämonenjäger bemerkte in den Augen seiner Gefährtin, dass sie auch mit dem Gedanken spielte, einfach das Weltentor zu öffnen und zurück zur Erde zu reisen. Rekoc hatte deutlich gemacht, dass er seine Pläne über die Freundschaft stellte und durchaus gewillt war, den Ruf der beiden Menschen für sich auszunutzen.
Zamorra wäre am liebsten neutral geblieben, aber das schien nicht mehr möglich zu sein.
Nicole schüttelte den Kopf, als habe sie seinen Gedankengang erraten. »Wir sind bereits angekündigt worden«, sagte sie. »Wenn wir jetzt verschwinden, ist das eine riesen Blamage für Habsul-Kornadrusimlak. Das würde seinen Gegnern Auftrieb geben.«
»Verdammt«, kommentierte der Parapsychologe die Lage deutlich. »Entweder wir helfen ihm oder wir lehnen ihn ab - dabei wissen wir nicht einmal, welche Pläne Rekoc für San hat.«
»Die werden wir allerdings auch nicht erfahren, wenn wir diese Welt jetzt verlassen.«
Zamorra nickte. »Du hast Recht. Lass uns gehen.«
Sie gingen den Korridor entlang und folgten dabei dem Lärm, der aus dem Festsaal zu ihnen herüber klang. Es schien eine recht große Veranstaltung zu sein.
»Weißt du«, sagte Zamorra nachdenklich, als er den ungeduldig wartenden Affen an einer Tür des Festsaals stehen sah. »Rekoc war ein besserer Freund, als er noch dumm war.«
»Ich glaube, das weiß er.«
Sie schlossen zu dem Affen auf und traten gemeinsam in den großen, von hellem Sonnenlicht durchfluteten Saal. Zwei Diener führten sie zu den Ehrenplätzen am Kopfende der langen Tafel, wo sie neben dem gezwungenermaßen stehenden Meisterzauberer Platz nahmen.
Keinen Meter von der wartenden magischen Bombe entfernt…
***
Die Kriegerin spürte den kühlen Marmor unter ihren Füßen und dachte an die vielen, schier endlosen Tage und Nächte, die sie durch die Wüste gewandert war, bis sie eines Tages den Meister fand - oder vielleicht war er es auch, der sie fand.
Er nahm ihr den Schmerz und die Angst, zeigte ihr, wie sie Verzeihung finden und ihre Seele reinigen konnte.
Er sprach auch von seinem Traum und der Rolle, die sie darin spielte.
Anfangs, als die Kriegerin auf dem Felsen saß und seinen ruhigen Worten lauschte, verstand sie nicht, wie dieser Traum jemals Wirklichkeit werden sollte. Doch mit den Visionen, die aus Hunger und Durst geboren waren, kam auch das Verständnis.
Die Kriegerin sah die Welt, die der Meister erschaffen wollte, und begriff, dass sie ein Teil dieser Welt war. Nur mit ihrer Hilfe würde der Traum wahr werden.
Sie fällte ihre Entscheidung in einer mondlosen Nacht, als der Regen über die Wüste kam und das im Sand schlummernde Leben erweckte. Zitternd vor Kälte weihte sie dem Meister ihr Leben und ihre Kraft.
Beides neigt sich dem Ende zu, dachte die Kriegerin und
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