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0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

Titel: 0691 - Die Werwölfe aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wuchs. So sperrig und hart. Das Gesicht war blaß. Dadurch traten die zahlreichen Sommersprossen noch stärker hervor.
    Doch in ihren Augen stand der Frost.
    Sie waren schön. Blaugrün, und sicherlich konnten sie auch warm schauen, aber in meinem Fall nicht. Da lagen die Pupillen wie eine dünne Eisschicht, hinter der tiefer Schrecken lauerte.
    Nora Shane mußte einiges durchgemacht haben. Ein tiefgreifendes Erlebnis hatte sie gezeichnet, das so schlimm gewesen sein mußte, daß sie sogar froh gewesen war, mich, den Polizisten, zu sehen. Ich nahm mir vor, mit ihr sehr behutsam umzugehen.
    »Wollen wir nicht in den Wohnraum gehen, Miß Shane? Nichts gegen Ihren kleinen Flur, auf die Dauer und für eine Unterhaltung ist er doch etwas ungemütlich, finde ich.«
    »Nein, bitte nicht in den Wohnraum. Erst später.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Lassen Sie uns in die Küche gehen. Ich… ich muß Ihnen dort etwas Schreckliches zeigen.« Sie senke den Kopf, fing übergangslos an zu weinen und sah so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen, deshalb stützte ich sie ab.
    Nora fand ein Taschentuch, schneuzte ihre Nase und tupfte auch die Augenwinkel trocken.
    »Geht es wieder?« fragte ich.
    »Ja – ich hoffe.«
    Sie führte mich in die Küche. Kaum hatten wir den kleinen Raum betreten, da versteifte sie in meinem Arm, ging nicht mehr weiter.
    Dafür hob sie den rechten Arm und deutete nach vorn. Der Zeigefinger wies auf die Mikrowelle.
    »Dort, Mr. Sinclair – dort…«
    Ich wußte nicht, was es war, aber mir war der stechende Geruch aufgefallen, der den Raum durchzog. Für mich schwer zu identifizieren. Es stank aber verbrannt.
    Ich ließ die Frau los, die sich abwendete und auf einen bunten Kalender schaute.
    Ich duckte mich etwas, sah in die Mikrowelle.
    Es war grauenhaft!
    Zwei Augen glotzten mich starr an, als wären ihre Pupillen mit einem leichten Silberglanz bestrichen worden, der aber irgendwie tot und abgestumpft wirkte.
    Die Augen gehörten zu einem Kopf, der Kopf zu einem Körper.
    Beides war verbrannt und verkohlt.
    Ich dachte nach. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was ich sah.
    Da hatte jemand eine Katze in den Herd gestopft und sie auf furchtbare Art und Weise regelrecht vernichtet.
    Das war Horror pur!
    Plötzlich verstand ich auch Nora Shanes Verhalten. Sie mußte dieses Schreckliche unmittelbar vor meinem Kommen gesehen haben, und sicherlich war es ihre Katze, die in der Mikrowelle ums Leben gekommen war. Noch immer sonderte der Kadaver diesen ätzenden Geruch ab, der überall zu kleben schien.
    Das Kratzen in meinem Hals wollte nicht weichen. Ich fühlte mich ebenfalls wie angeschlagen, war aber gezwungen, die Nerven zu behalten, um Nora nicht in eine noch größere Panik hineingleiten zu lassen. Hinter mir hörte ich sie atmen. Sie keuchte dabei und bewegte unruhig ihre Sohlen über den glatten Boden.
    Ich drehte mich um.
    Sie tat es im selben Augenblick. Wir schauten uns an. Ich stand so günstig, daß ich ihr die Sicht auf die Mikrowelle nahm und nur ihren fragenden Blick bemerkte.
    »Sie… Sie haben es gesehen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    Ich nickte ihr zu. »Bitte, Miß Shane, lassen Sie uns in den Wohnraum gehen.«
    Ich legte meinen Arm um sie. Dabei führte ich sie in ihrer eigenen Wohnung und erlebte wenig später die zweite Überraschung, als sie mir den Brief ihres ›Vaters‹ zu lesen gab, während sie dabei war, Drinks einzuschenken.
    Ich konnte einen Whisky gebrauchen, sie nahm Wasser, kippte etwas Gin hinein.
    Als ich das Glas entgegennahm, berührten sich für einen Moment unsere Finger. Ihre waren eiskalt. Sogar das leichte Zittern spürte ich auf der Haut.
    Wir tranken.
    Nora stand vor mir und rang nach Luft. Sie hatte die Knöpfe der hellen Streifenbluse im oberen Drittel geöffnet, so daß ich ihre weiße Haut sehen konnte. Dicht unterhalb des Halses befand sich eine blutige Stelle. Wahrscheinlich hatte sie sich dort gekratzt. Sie trank und sprach nicht.
    Erst als unsere Gläser leer waren, setzten wir uns. In der Stille klangen die Bewegungen des Rattanholzes wie das schwere Seufzen leidgeprüfter Geister.
    Der Tisch trennte uns. Er bestand aus einer Glasplatte, die einen lindgrünen Schimmer aufwies. Als Ständer dienten vier armdicke Metallfüße. Nora Shane schüttelte den Kopf, als wollte sie etwas aus ihrem Gedächtnis fortwischen. »Haben Sie die Nachricht gelesen?« erkundigte sie sich beinahe scheu.
    »Das habe ich.«
    »Gut, Mr.

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