0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
werden Sie das Buch bestimmt finden.«
»Wo sind diese…?«
Sie ließ mich nicht ausreden. »In meinem Schlafzimmer. Ich habe die Kiste in den Schrank gestellt, wollte sie immer mal wieder auspacken, doch ich fand bisher nicht den Mut dazu.«
»Dann schauen wir sie uns doch gemeinsam an.«
Auf dem Weg zum Schlafzimmer wollte sie wissen, ob uns das Buch so etwas wie eine Lösung brachte, was die drängenden Probleme der Gegenwart angingen.
»Das bleibt nur zu hoffen.«
Auch in dem kleinen Schlafzimmer mit dem Französischen Bett wiederholte sich die Farbe lindgrün. Auf dem Weiß der Möbel hob sie sich als blasser Streifen ab und zeichnete die Längsund Querseiten noch einmal genau nach.
Zwischen Bett und Schrank befand sich genügend Zwischenraum, um sich dort normal bewegen zu können. Nora Shane hatte eine der drei Schranktüren geöffnet. »Schauen Sie nicht so hinein, Mr. Sinclair, hier hängen nur die Sachen, die ich nicht mehr anziehe und bald fortgeben werde.«
»Lassen Sie das Mister mal weg.«
»Sie heißen John, nicht?«
»Gut behalten.«
Gemeinsam zerrten wir den Karton hervor. Er war nicht sehr groß, dafür ziemlich schwer und schien bis zum Deckel hin mit den gewichtigen Erinnerungen vollgestopft zu sein. Über die Faltstellen des Kartons war dunkelbraunes Klebeband gezogen worden, das wir zunächst noch entfernen mußten.
Wir schafften es mit vereinten Kräften. Zudem nahm ich meinen Silberdolch zu Hilfe, den Nora scheu anschaute, mir jedoch keine Fragen stellte, was die Waffe anging.
Schließlich konnten wir die beiden Kartonhälften aufbiegen, und der Inhalt lag vor uns.
Er war leicht zu beschreiben, es reichte ein einziges Wort.
Bücher!
Ich blieb knien, während Nora Shane sich erhob. »Das sind sie also, Mr. Sinclair…«
»John, bitte.«
»Sorry. Ob sich das bestimmte Buch dazwischen befindet, weiß ich nicht, gehe aber davon aus.«
»Das werden wir gleich haben.« Ich fing damit an, die Bücher aus dem Karton zu holen. Dabei warf ich jedesmal einen Blick auf den Titel, fand den von mir gesuchten allerdings nicht.
Nora Shane hatte auf dem Fußende des Bettes ihren Platz gefunden. Ich lächelte zu ihr hoch, und sie lächelte scheu zurück. »Sie sind ein seltsamer Mann, Mr. Sinclair.«
»Oh – wie meinen Sie das denn?«
»Kann ich nicht genau erklären. Jedenfalls anders als die Polizisten, die man so kennt.«
»Keine Sorge, Nora, die meisten von ihnen sind schon okay.«
Sie schüttelte den Kopf. »So habe ich das auch nicht gemeint. Ich glaube kaum, daß jeder ihrer Kollegen mir derartige Fragen gestellt hätte, finde ich.«
»Das kann schon sein«, gab ich zu.
»Dann sind Sie doch etwas Besonderes.«
»Nein, ich habe nur einen anderen Job. Ich beschäftige mich mit Dingen, die anders gelagert sind. Das geht dann meistens über die normale Polizeiarbeit hinaus.«
»Mit diesem Thema könnten Sie einen Abend füllen, wie?«
»Auch drei und vier.« Ich kramte weitere Bücher hervor. Sogar eine alte Bibel befand sich darunter. Sie stammte aus dem letzten Jahrhundert, war schon eine kleine Rarität.
Noch drei Bücher lagen im Karton sehr dicht nebeneinander, so daß kaum eine Lücke blieb.
Ich klemmte meinen rechten Zeigefinger zwischen Pappwand und eines der Bücher, holte es hervor und hielt ein Werk über Engel in der Hand. Es war von einem Österreicher geschrieben worden, der sich selbst als einen Propheten bezeichnete.
Ich legte es zur Seite, das nächste auch und nahm das letzte Buch hoch.
Ich schaute dabei gegen die Rückseite, wo der Titel natürlich nicht aufgedruckt stand.
Dafür auf dem Buchrücken.
Nora beugte sich vor. Sie fieberte vor Spannung. »Ist es das?« flüsterte sie.
»Ja.«
»Und wie heißt es?«
»Einfach nur Semerias.«
Nora Shane drückte sich wieder zurück. Daß der Titel nichts mehr aussagte, schien sie zu enttäuschen. Sie fuhr durch ihr Haar und schaute mir dabei zu, wie ich das Buch drehte, um einen Blick auf die Vorderseite zu werfen.
Im selben Augenblick durchzuckte mich in Höhe der Brust ein heißer Schmerz.
Ich wußte sofort, was passiert war.
Mein Kreuz hatte reagiert!
***
Es war Kara, daran gab es nichts zu zweifeln, und Suko fühlte sich plötzlich gut.
Sie und er waren keine Feinde, im Gegenteil, sie standen auf einer Seite und kämpften gegen das Böse, sei dies nun neu oder aus ferner archaischer Zeit in die Gegenwart hineingedrungen, um dort den Schrecken zu verbreiten.
Kara ging und schwebte zugleich. Das
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