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0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

Titel: 0691 - Die Werwölfe aus Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen, denn diese sah mir irgendwie aus wie eine antike Zeichnung. Ein ziemlich eckiger Kopf mit einem breiten Mund, bei dem die Oberlippe weniger vorstand als die andere darunter. Aus ihr schauten noch zwei Zähne hervor, die wie etwas klotzige, leicht angespitzte Steinstücke aussahen. Eine klobige Nase, dicke Augen, die hohe Stirn, mächtige Ohren, die von einem ebenso mächtigen und wirren Haarwuchs umgeben waren, der schon etwas Mähnenhaftes an sich hatte und den gesamten Schädel regelrecht umwallte.
    Mir flößte der Anblick keine Angst ein, ich hatte Schlimmeres gesehen und erlebt, wahrscheinlich durfte ich meine Maßstäbe nicht anlegen, denn Nora Shane reagierte ziemlich aufgeregt. Sie hatte die Handflächen gegeneinander gelegt und bewegte sie hin und her, wobei sie durch den leichten Schweißfilm rutschig geworden waren.
    Daß diese Gravur Erinnerungen in ihr wachrütteln würden, daran hatte sie nicht geglaubt. Sie bemühte sich verzweifelt darum, eine Lösung zu finden, und ich merkte, daß sie es allein nicht schaffte, und ich wollte ihr deshalb helfen.
    »Liegt es lange zurück, daß Sie das Bild gesehen haben, Nora?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Aber Sie haben es schon einmal gesehen?«
    Ihre linke Augenbraue zuckte. »Ja – nein!« sagte sie schnell. »Ich… ich … verdammt, es fällt mir so schwer, mich zu erinnern. Ich weiß es nicht so recht.«
    »Es ist Ihnen also nicht völlig fremd.«
    »Richtig!« hauchte sie.
    »Hat Ihnen Ihr Vater das Buch nicht doch schon einmal gezeigt?«
    »Nein, nie. Er hat einmal davon gesprochen, daß es schlimm wäre. Daß es uns alle betreffen würde, daß ich mich davor hüten sollte, denn dann würde etwas auferstehen, das in der Tiefe der Zeit bisher begraben war. Es ist sehr schlimm gewesen, sehr schlimm…«
    »Aber Sie sind trotzdem der Meinung, es schon einmal gesehen zu haben, oder nicht?«
    Ein zögerndes ›Jaaa…‹ klang mir entgegen.
    »Es heißt Semerias.«
    Sie nickte.
    »Ist dieser Name mit Alpträumen verknüpft, Nora? Stehen Sie deshalb unter Druck?«
    »Auch«, flüsterte sie, »auch. Aber es ist das Bild gewesen, die Gravur auf dem Buchdeckel. Da schoß es in mir hoch. Es… es ist so gewesen, daß ich …«, sie rang nach Worten. »Ja, daß ich es schon einmal gesehen habe, aber nicht jetzt, nicht vor Jahren, nicht in diesem Leben, sondern in … halten Sie mich nicht für verrückt … in einem anderen, in meinen Träumen vielleicht. Obgleich ich mich daran nicht erinnern kann, John. Es ist auf einmal über mich gekommen, das war wie ein Schwall Wasser, wie eine gewaltige Ladung.«
    Ich runzelte die Stirn. »In Ihren Träumen nicht direkt. Sie sprachen von einem anderen Leben.«
    »Ja.«
    »Glauben Sie an Reinkarnation, Nora. Kann es sein, daß Sie schon einmal gelebt haben?«
    Ihr Gesicht zeigte Qual. Sie war völlig aufgewühlt, strich fahrig durch ihr Haar, und die Strähnen knisterten. »Nein, daran glaube ich nicht, obwohl…«
    »Ja – bitte…«
    »Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    »Sie meinen also, daß Sie schon einmal gelebt haben könnten.«
    Nora nickte.
    »Und Ihr Vater? Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nie.«
    »Was ist mit der Nachricht, Nora? Ihr Vater hat Ihnen etwas hinterlassen. Es war doch seine Handschrift – oder?«
    »Das stimmt.«
    »Könnte es dann nicht sein, daß Sie zwei Väter gehabt haben? Einen ersten und einen zweiten? Denken Sie an die verschiedenen Leben. Sollten Sie tatsächlich einmal wiedergeboren sein, dann haben Sie zumindest zwei Leben gehabt, Nora, und auch zwei Väter, wobei es sich nicht ausschließen läßt, daß der erste noch lebt und sich nach so langer Zeit bei Ihnen meldet.«
    Nora hatte stumm zugehört und mich nur angestarrt. Nach meiner Erklärung aber sprang sie auf. »Sie… Sie sind wahnsinnig, John! Sie sind verrückt. Sie …«, Nora verstummte, ließ sich wieder auf der Bettkante nieder und entschuldigte sich.
    Ich ließ sie in Ruhe. Sie wühlte ihr Haar auf, strich durch ihr Gesicht, und ich fragte nach einer Weile, ob ich nicht doch irgendwo recht gehabt haben könnte.
    »Ich weiß es nicht, John!«
    »Schließen Sie es denn aus?«
    »Nein!«
    »Jedenfalls muß Ihr Vater Bescheid gewußt haben, sonst hätte er sich nicht dermaßen intensiv um dieses Buch gekümmert. Hat er mit Ihnen nie über den Inhalt gesprochen?«
    »Das sagte ich Ihnen schon. Er hat niemals davon geredet. Es ist alles so schlimm.«
    Bisher hatte ich das Buch nur in der Hand gehalten. »Wir

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