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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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Blut trank.
    Es war nicht nur ihr vampirischer Durst, der die Dämonin zu dieser Tat trieb. Capitaine Georges Bourdelie würde ab sofort eine perfekte Marionette in ihrem Spiel sein. Er war wie geschaffen für ihre Pläne.
    Gezielt hatte sie einige Wochen zuvor bei einem Nachtritt im Bois du Bologne seine Bekanntschaft gesucht.
    Endlich war es vorbei. Der leer getrunkene Körper des Offiziers rutschte vom Sofa. Vivien Lafayette federte hoch und ballte die Fäuste. Sie fühlte sich jung und stark wie schon lange nicht mehr.
    Da erklang vertrauter Flügelschlag hinter ihr.
    Die Vampirin war erleichtert. Obwohl Eliphas im Gegensatz zu ihr das Tageslicht überleben konnte, hatte sie ihn bei ihrem Tagesschlaf gerne um sich. Allerdings ging das nicht immer.
    Aufgeregt fiepend landete die Riesenfledermaus auf ihrem ausgestreckten Unterarm.
    Und als Vivien Lafayette das verzerrte Gesicht ihrer Höllenkreatur sah, wusste sie, dass es Ärger gab…
    ***
    Zamorra und Nicole Duval verließen den Friedhof.
    Die Dämonenjägerin hatte sich bei ihrem Lebensgefährten und Chef eingehakt. Der Morgen zog herauf, arme Teufel in abgetragenen Klamotten und mit Henkelmännern aus Blech waren bereits auf dem Weg zur Arbeit.
    Zamorra machte sich kurz klar, in welcher Zeit sie gelandet waren.
    Die Industrialisierung Frankreichs ging kräftig voran. Zehntausende von Arbeitern zogen nach Paris, weil sie sich mehr Lohn und bessere Chancen als in der Provinz versprachen. Es gab einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung.
    Napoleon III., der durch einen Vampir ersetzt werden sollte, galt als Operettenkaiser mit Liebe zu Protz und Prunk. Unter seiner Herrschaft wurde Paris zur Stadt der Cabarets und Cafés, mehr als je zuvor. Und während sich zu Hause das Volk amüsierte, führte Frankreich ein paar mehr oder weniger erfolgreiche Kriege auf der Krim und in Italien.
    »Diese Vampire waren gekleidet wie Apachen«, sagte der Dämonenjäger nachdenklich.
    »Apachen?« Nicole blickte zu ihm auf. »Waren das nicht diese Vorläufer der modernen Gangster von der Place Pigalle? Die eine Hand an einem Frauenhintern, die andere an einem Messerknauf?«
    »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Also werden wir uns wohl erstmal in Pigalle umsehen müssen.«
    Die Besucher aus dem Jahr 2000 gingen ein Stück die Straße herunter, bis ihnen eine Mietdroschke entgegenkam.
    Zamorra hatte sich vor der Abreise bei einem Münzhändler einige Goldfrancs besorgt, die zu Zeiten Napoleons III. gültige Währung waren. Er gab dem Kutscher ein Zeichen.
    Gleich darauf saßen Zamorra und Nicole auf der abgeschabten Lederbank in der Karosse. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen.
    »Weißt du eigentlich, wann dieser Vampirkaiser Frankreichs Thron besteigen soll?«, fragte die Dämonenjägerin.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Was ich von diesem Geister-Geheimbund erfahren habe, war sehr dürftig. Wir müssen versuchen, diese Vivien Lafayette und ihre Vampir-Schergen auszuschalten. Und das so schnell wie möglich. Eine andere Chance sehe ich nicht.«
    Während sie sich unterhielten, rumpelte die Kutsche durch die engen Straßen der Pariser Innenstadt. Manche Gassen hatten noch denselben Zuschnitt wie im Mittelalter. Doch während der Regierungszeit Napoleons III. wurden viele der breiten Boulevards durch das unübersichtliche Straßenwirrwarr geschlagen. Jedenfalls erinnerte sich Zamorra aus dem Geschichtsunterricht daran.
    Die Place Pigalle bot in den frühen Morgenstunden einen trostlosen Anblick. Darin unterschied dieser Platz sich nicht von allen anderen Vergnügungsvierteln der Welt.
    Gähnende Huren wiegten sich im Halbschlaf in den Hüften. Sie hatten ihre Unterröcke hochgeschürzt, was für die Moralvorstellungen von 1869 schon ziemlich anstößig wirkte. Betrunkene Arbeiter und Bürger torkelten nach Hause. Viele von ihnen verströmten den scharfen Gestank des Absinth, ein höllisches Gebräu, das blind und wahnsinnig machen konnte und schließlich verboten wurde.
    Bettler lagen in der Gosse und wurden ab und zu von müden Flics halbherzig mit Fußtritten davongejagt. Nur, um sich zehn Schritte weiter wieder in den Dreck fallen zu lassen.
    Der Kutscher zügelte seine Rosse.
    Zamorra und Nicole stiegen aus. Der Parapsychologe bezahlte den Mann auf dem Kutschbock.
    »Nette Gegend«, murmelte Nicole.
    Sie hatte bereits bemerkt, dass einige Kerle sie anglotzten. Zwei junge Burschen standen an ein Reklameplakat gelehnt, das Werbung für Korsetts -machte.
    Die

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