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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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beiden waren ähnlich gekleidet wie die Vampire auf dem Père-Lachaise. Weite Hosen, geringelte Pullis, Mütze lässig auf einem Ohr sitzend. Die vernarbten Visagen wiesen ebenso wie die Kleidung auf typische Apachen hin.
    Der größere von ihnen spuckte seine Zigarettenkippe in die Gosse.
    Mit wiegenden Schritten wie ein Seemann kam er auf Nicole Duval zu. Die Hände waren tief in den Hosentaschen vergraben.
    »Was für ein Anblick am frühen Morgen«, grinste der Apache. Seine Augen hatten die Farbe von Zigarettenasche. »Was führt Euch zur Place Pigalle, Mademoiselle?«
    Zamorra würdigte er keines Blickes. Auch der zweite Apache hatte sich nun von dem Reklameschild gelöst. Er trat seitwärts auf den Parapsychologen zu. Der Eckensteher hatte allerdings nur eine Hand in seiner Tasche. Die rechte.
    »Wir suchen eine Frau«, erwiderte Nicole. Ihren wachsamen Blicken entging nichts. Diese beiden Kerle führten Übles im Schilde, so viel war klar.
    Der Apache lachte schallend.
    »Eine Frau, haha! Es gibt viele, die an der Place Pigalle eine Frau suchen! Ich kenne alle Demoiselles zwischen hier und der Place Blanche!«
    »Wie schön. Die Dame nennt sich Vivien Lafayette.«
    »Namen sind Schall und Rauch«, entschied der Ganove fast schön philosophisch. »Warum besprechen wir die Sache nicht bei einem Aperitif?«
    »Gute Idee«, sagte Zamorra. »Gehen wir.«
    »Moment.« Das zynische Lächeln auf dem Gesicht des Apachen war plötzlich verschwunden. »Für Monsieur haben wir keine Verwendung!«
    Er nickte seinem Freund fast unmerklich zu. Und dann ging alles ganz schnell.
    Zamorra verließ sich auf seine Kämpferinstinkte. Diese beiden Eckensteher besaßen keine schwarzmagische Energie, waren aber trotzdem brandgefährlich.
    Der Dämonenjäger wirbelte herum, nahm eine Abwehrstellung ein. Der zweite Apache hatte sein Messer gezogen, um es in Zamorras Bauch zu stoßen. Aber er war zu langsam. Der Parapsychologe blockte die Messerhand und ließ gleichzeitig seine linke Faust in das vernarbte Gesicht seines Gegners krachen.
    Falls der erste Apache geglaubt hatte, Nicole würde kreischen oder in Ohnmacht fallen, hatte er sich getäuscht.
    Als Zamorra angegriffen wurde, schnappte sich die Dämonenjägerin den zweiten Verbrecher. Obwohl die langen Röcke mehr als hinderlich waren, machte Nicole einen großen Satz auf den Apachen zu.
    Mit einem halbhohen Kung-Fu-Tritt kickte sie ihm die Knie weg. Der Apache riss überrascht den Mund auf. Er riss die Hände aus den Taschen. In der rechten hatte er ein Klappmesser.
    Nicoles Stiefelette trat gegen seine Messerhand. Die Klinge klirrte in die Gosse. Dann zog die Dämonenjägerin den Ganoven zu sich hin und verpasste ihm einen wohldosierten Handkantenschlag gegen das Schlüsselbein.
    Der Apache gab einen erstickten Laut von sich, versuchte vom Boden hochzukommen. Aber da war Nicole ebenfalls in die Knie gegangen und hatte ihm den rechten Arm auf den Rücken gedreht.
    »Tut weh, oder?«, zischte sie. »Eine Bewegung von mir, und dein Arm ist ausgekugelt. Oder soll ich ihn dir gleich brechen? Was ist dir lieber?«
    Der Apache glaubte, die Engel im Himmel singen zu hören. Er hatte sich immer für einen harten Kämpfer gehalten. Aber das war wohl ein Irrtum gewesen.
    Inzwischen hatte Zamorra seinen Gegner kampfunfähig gemacht. Er schaute herüber, ob Nicole seine Hilfe brauchte. Aber die kam offenbar glänzend alleine zurecht.
    »Was… was wollt Ihr von uns?«, keuchte der Apache, der Nicole angemacht hatte. Sein Arm war in Nicoles eisernem Griff schon völlig taub.
    »Nur ein wenig plaudern«, sagte Zamorra. »Für einen Aperitif ist es uns noch zu früh. Aber bei einem Kaffee würden wir gerne etwas über Vivien Lafayette hören.«
    »Ich lasse deinen Arm los«, kündigte Nicole an, »wenn du brav bist!«
    Zögernd nickte der Apache. Im nächsten Moment kam er frei. Keuchend rappelte er sich auf. Seinen Arm würde er in der nächsten Stunde ohnehin nicht gebrauchen können.
    Der zweite Ganoven, der von Zamorra Prügel bezogen hatte, war plötzlich ebenfalls lammfromm.
    Der Parapsychologe und seine Gefährtin ließen sich von ihren neuen Bekannten in ein schmieriges Kellerlokal führen. Auf dem Weg dorthin kamen sie an einigen Flics vorbei, die Löcher in die Luft starrten. Die Polizisten hatten es nicht für nötig gehalten, Nicole und Zamorra bei der Apachen-Attacke beizustehen.
    Zamorra erinnerte sich daran, dass die Polizei zu Zeiten Napoleons III. den Apachen mehr oder weniger

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