0691 - Schwester der Nacht
in den Garten reichte.
Trotzdem glaubte der Capitaine für einen Moment, eine Totengruft zu betreten…
Reiß dich gefälligst zusammen !, schalt er sich selbst innerlich. Du bist hier nicht auf dem verdammten Friedhof…
Kaum war ihm dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, als sich auch schon die breiten Flügel der Eingangstür öffneten. Ein livrierter Diener musterte ihn von oben bis unten.
»Monsieur? Mademoiselle Lafavette erwartet Euch bereits. Ich gehe voraus.«
Für einen Moment war Bourdelie ungehalten darüber, dass er nicht mit seinem militärischen Rang angesprochen wurde. Aber dann freute er sich. Seine zukünftige Geliebte hielt offenbar genauso viel von Diskretion wie er selbst. Sie band ihrer Dienerschaft nicht auf die Nase, dass sie nachts von einem Capitaine der Kaisergarde besucht wurde.
Seiner Frau hatte Bourdelie erzählt, er würde einen Nachtdrill mit der Truppe abhalten. Sie hätte es niemals gewagt, an seinen Worten zu zweifeln.
Der Bedienstete führte den Offizier über spiegelglattes Parkett in ein intimes Boudoir.
Verstohlen blickte sich der Capitaine um.
Er hatte sich selbst bisher für vermögend gehalten. Und bei Hofe sah er tagtäglich den Luxus, mit dem sich ein stilvoller Monarch wie Napoleon III. gerne umgab.
Doch diese Lafayettes mussten auf jeden Fall zu den reichsten bürgerlichen Familien des Landes gehören!
Der Diener verbeugte sich stumm, nachdem er den Offizier in das Boudoir geführt hatte. Bourdelie sagte sich, dass der arme Kerl mal an die frische Luft müsse. Der Bedienstete war totenbleich gewesen.
Doch gleich darauf öffnete sich eine andere Tür.
Und der Offizier vergaß jeden Gedanken an Vermögen oder die Gesichtsfarbe von Dienern.
Vivien Lafayette sah einfach umwerfend aus.
Die junge Frau trug ein hauchdünnes Negligé aus feinster Seide. Die Konturen ihres Körpers zeichneten sich deutlich darunter ab. Ihre Brustwarzen leuchteten zartrosa durch den Stoff.
Bourdelie keuchte auf.
Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg.
Mit geschlossenen Lippen lächelnd schwebte Vivien auf ihn zu und bot ihm die Hand zum Kuss. Der Offizier beugte sich herunter und schmatzte mit seinen nassen Lippen auf ihre Finger. Diese erste Berührung ihrer Haut erschien ihm nur als erste Vorfreude auf die Genüsse, die noch folgen sollten.
Da störte es ihn auch wenig, dass ihre Hände eiskalt waren…
»Ist Euch auch niemand gefolgt, mein lieber Freund?«, fragte die junge Frau einschmeichelnd.
»Niemand«, heiserte der Offizier. »Auf meine Diskretion könnt Ihr euch verlassen, hochverehrte Vivien…«
»Gut.«
Bevor der Capitaine wusste, wie ihm geschah, hatte die Brünette in dem durchsichtigen Negligee ihn zu einem Sofa gezogen. Bourdelie glaubte, ihm würden die Beine wegknicken. Er war froh, seinen dicken Hintern auf den weichen Stoff plumpsen lassen zu können.
Vivien nahm seine große Hand und legte sie auf ihren Oberschenkel. Bourdelie verlor fast den Verstand vor Lüsternheit.
»Erzählt mir vom Kaiser«, forderte die Vampirin. »Er muss sehr stolz sein auf Euch… auf Euch und Eure tapferen Soldaten…«
Die Dämonin hatte die richtigen Worte gefunden. Der Capitaine prahlte gerne mit seinem militärischen Rang. Das hielt ihn in diesem Moment sogar davon ab, Vivien das hauchdünne Negligé vom Leib zu reißen.
»Oh ja«, grunzte Bourdelie und ließ seine Hand auf ihrem Bein höher gleiten, »der Kaiser tut keinen Schritt ohne mich und meine Männer. Wir von der Kaisergarde sind eben Frankreichs Elitetruppe. Die besten der besten. Nur uns gebührt es, den Kaiser beschützen zu dürfen.«
»Dann vertraut der Kaiser Euch also?«
»Selbstverständlich, Vivien!«, brüstete sich der Offizier. »Man könnte sagen, er vertraut mir so wie seinem eigenen Brud.... he! Was ist das?«
Es hätte den Capitaine schon misstrauisch machen können, dass die großen Wandspiegel in dem Boudoir sämtlich mit schwerem Tuch verhangen waren. Auch die übernatürlich weiße Haut seiner Gespielin hätte ihn skeptisch machen müssen.
Bourdelie hatte in seinem Leben genug nackte Frauen gesehen. Er hätte wissen müssen, dass kein lebender Mensch so eine weiße Haut besitzt.
Aber seine Lüsternheit hatte ihm den Verstand vernebelt.
Darum leistete er auch kaum Widerstand, als die Vampirin seine abwehrend gehobenen Arme zur Seite bog. Und ihre Fangzähne tief in seine Halsschlagader Versenkte.
Der Körper des alten Soldaten zuckte, während Vivien Bourdelie gierig sein
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