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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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an.
    »Er hat mich angegriffen«, erklärte der Vampir in Offiziersgestalt ungerührt, »da musste ich mich natürlich zur Wehr setzen.«
    Der Capitaine deutete auf das Klappmesser in der Hand des Toten.
    Plötzlich lief dem jüngeren Offizier ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er musste an den zweiten Apachen denken, den er entsetzlich zugerichtet ein Stück von der Eingangstür entfernt gefundén hatte.
    »Euer Capitaine ist ein Vampir!«, rief Nicole, die von zwei Kaisergardisten hereingeschleppt worden war. »Ein verdammter Blutsauger!«
    Der Adjutant starrte sie trotz seines unheimlichen Gefühls empört an. Was sich diese Anarchisten doch einfallen ließen, um einen Keil zwischen Kommandant, Offiziere und Mannschaften zu treiben!
    »Bringt die kleine Aufrührerin ins Arrestlokal!«, befahl der Capitaine. »Und dann lasst die erste und zweite Escadron zum Exerzieren antreten!«
    »E… es ist gleich Mitternacht, mon Capitaine!«, rutschte es dem Adjutanten heraus.
    »Ich weiß, wie spät es ist«, schnarrte der vampirische Offizier. Er musste sich beherrschen, um sich nicht sofort auf seinen Untergebenen zu stürzen und dessen Blut auszusaugen. »Aber ein paar zusätzliche Übungen werden den Männern nichts schaden. Haben wir uns verstanden?«
    Der jüngere Offizier salutierte. Die beiden Soldaten schleiften die sich heftig wehrende Nicole Duval aus dem Raum.
    Als Capitaine Georges Bourdelle allein war, öffnete er die Fensterflügel weit.
    Im Handumdrehen kam Eliphas herangeflattert. Der Fledermaus-Dämon diente als Bote zwischen dem vampirischen Offizier und dessen Herrin.
    Bourdelle fixierte die Fledermaus mit seinem starren Blick.
    »Sage der Herrin, es ist alles bereit. Unsere Brüder können kommen.« Der Blutsauger-Capitaine machte eine kurze Pause. »Noch heute Nacht wird Napoleon III. sterben.«
    ***
    Zamorra blinzelte.
    Er war in eine Grauen erregende Grotte geraten. Von den dunklen Wänden floss ununterbrochen rotes Blut. Die viele Flüssigkeit ließ die Luft feucht und kaum atembar erscheinen. Drückende Hitze lastete auf dieser Höhle, die wie ein Verbannungsort für verdammte Seelen aussah.
    An dem düsteren Platz herrschte dumpfes Zwielicht, dessen Ursprung unklar war. Die Sonne konnte man jedenfalls nicht sehen. Noch nicht einmal ein Stück vom Himmel. Auch einen Ausgang bemerkte der Dämonenjäger nicht, jedenfalls nicht auf Anhieb.
    Er selbst war ohnehin nicht auf normalem Weg hierher geraten. Ein magischer Bann hatte ihn aus dem Zellentrakt des Pariser Polizeipräsidiums hierher gezogen.
    Sein Amulett war in höchster Alarmbereitschaft. Damit reagierte es auf diese Dämonen-Brutstätte. Denn nichts anderes konnte die Grotte sein.
    Der Parapsychologe ließ seine Blicke umherschweifen. Er hatte geglaubt, an diesem Ort allein zu sein. Aber das stimmte nicht.
    Durch eine der blutüberströmten Wände schob sich eine ekelhafte Gestalt auf ihn zu.
    Ein riesiger Rattenkörper thronte auf einem Stuhl aus menschlichen Schädeln. Der Kopf der Bestie glich dem eines Steinzeitmenschen. Allerdings ragten aus dem Oberkiefer zwei riesige Vampir-Fangzähne.
    »Ich bin der Herrscher des Blutes.« Die Stimme wurde von den Wänden zurückgeworfen. »Und ich kann nicht glauben, dass es Wesen der Unterwelt gibt, die vor dir zittern. Für mich siehst du aus wie ein harmloser Dummkopf, der bald sterben wird.«
    »Das werden wir ja sehen«, erwiderte Zamorra. »Warum hast du mich hierher geholt? Was für ein Spiel treibst du mit mir?«
    »Ein Spiel?« Der Herrscher des Blutes lachte, wobei er sein entsetzliches Maul weit aufriss. »Ich wollte dich nur aus der Nähe betrachten, bevor du krepierst. Meine Vertraute Vivien Lafayette sorgt in eurer Welt dafür, dass ich schon bald auf Frankreichs Thron sitzen kann. - Das wirst du nicht verhindern können, Zamorra!«
    »Du willst also gegen mich kämpfen?«
    »Ich?« Wieder ließ der Vampir-Dämon sein widerwärtiges Gelächter hören. »Glaubst du, ein mächtiges Wesen wie ich hat es nötig, seine Krallen auf einen Wurm wie dich zu legen? - Nein, einer meiner Diener ist ganz wild darauf, gegen dich zu kämpfen. Diese Gnade habe ich ihm gerne gewährt.«
    Wie ein Schauspieler, der auf sein Stichwort gewartet hat, kam eine andere Gestalt durch die blutüberströmte Felswand geschossen.
    Der Stein ist für Dämonen durchlässig, erkannte Zamorra. Wahrscheinlicher noch ist aber diese ganze Grotte eine Illusion, um mir Angst einzujagen.
    Dann konzentrierte er sich auf

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