0691 - Schwester der Nacht
blinden Abwehrbewegungen konnten die Riesenfledermaus nicht in ihrem Zerstörungswerk stoppen.
Mit Krallen und Zähnen zerfetzte sie sein Gesicht, bis es nur noch ein blutiger Klumpen war.
Dann senkte der geflügelte Dämon seine kleinen Fangzähne in den Hals des sterbenden Apachen…
***
Nicole Duval landete auf dem weichen Rasen des Jardin du Luxembourg. Geschickte rollte sie ab, ohne sich zu verletzen. Dabei wurde sie allerdings unter der Stoffflut ihrer eigenen Röcke und Unterröcke begraben.
Fluchend kam die Französin wieder auf die Beine. Sie verwünschte die Frauenmode des Jahres 1869. Wie sollte man in einem solchen Kleid schnell laufen können?
Sie versuchte es trotzdem. Während sie von dem Seitentrakt des Palais weglief, fingerte sie nach ihrem Silberdolch in der Handtasche.
Merlins Stern zeigte nur noch schwache Reaktion, je mehr sie sich von dem Gebäude entfernte. Das war allerdings nur ein schwacher Trost. Denn nun waren ihr der Adjutant und einige Gardisten auf den Fersen.
»Aufhalten die Person!«
Die mächtige Befehlsstimme des jungen Offiziers gellte durch die Nacht.
Die Soldaten feuerten ihre Pistolen in die Luft ab.
Nicole schlug plötzlich und unerwartet eine Haken. Die Dämonenjägerin war fit und gut trainiert. Doch normalerweise trug sie zum Laufen auch passendere Kleidung.
Es kam, wie es kommen musste.
Nicole Duval trat auf einen ihrer Unterröcke. Bevor sie sich wieder fangen konnte, war sie der Länge nach zu Boden gestürzt. Fluchend versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen.
Doch da waren die Soldaten schon über ihr.
Die Dämonenjägerin wehrte sich wie eine Furie, trat und schlug um sich. Aber gegen die Übermacht von fünf ausgebildeten Soldaten hatte sie keine Chance.
In diesem Moment verschwand Merlins Stern!
Zamorra hatte ihn zu sich gerufen. Also steckte auch er wohl in größeren Schwierigkeiten. Dieser Gedanke trug nicht dazu bei, Nicoles Stimmung zu heben.
Die Kaisergardisten verdrehten ihr Handgelenk und nahmen ihr den Dolch ab.
»Jetzt haben wir dich, du kleine Anarchistin!«, sagte der junge Offizier schwer atmend. »Der Capitaine wird sehr zufrieden sein!«
Davon bin ich überzeugt, dachte Nicole düster. Spätestens, wenn er mein Blut trinkt…
***
Zamorra versuchte, den Flic zurückzureißen.
Aber es war zu spät. Schon hatte sich einer der drei Vampire auf den Uniformierten gestürzt und ihn angefallen. Der Polizist kam nicht mehr dazu, seinen Revolver zu ziehen. Der hätte ihm allerdings auch nichts genützt.
Die beiden anderen Vampire drangen auf Zamorra ein. Der Dämonenjäger war momentan unbewaffnet. Wenn er sich nicht ohne Gegenwehr niedermachen lassen wollte, musste er sofort handeln.
Per Gedankenbefehl rief er Merlins Stern zu sich. Gleichzeitig sprang Zamorra zurück, um ein paar Momente Zeit zu gewinnen.
Der Dämonenjäger verschob die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der Oberfläche des Amuletts. Die Vampire zögerten mit ihrem Angriff. Die schwarzmagischen Kreaturen witterten die Gefahr, die für sie von dieser Scheibe ausging.
Schon schoss ein silbrig schimmernder Energiestrahl aus der magischen Scheibe. Einer der Blutsauger wurde von der Kraft der Positiv-Magie voll getroffen. Der dämonische Kern in ihm verlor den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Die Kreatur sank zu Boden.
Zamorra richtete das Amulett nun auf den Blutsauger, der noch den erschlaffenden Körper des Polizisten in den Klauen hatte. Ein weiterer Lichtbalken entströmte der Silberscheibe.
Auch dieser Blutsauger war erledigt.
Die dritte Nachtgestalt flüchtete. Zamorra ballte die Fäuste. Diese Vampire hatten ihm aufgelauert. Sie wussten über jeden seiner Schritte genau Bescheid. Auch seine Befreiung war ihnen nicht verborgen geblieben.
Konnte der Dämonenjäger sich eigentlich auf seinen Auftraggeber, den Geister-Geheimbund, überhaupt verlassen?
Wie auf Stichwort erklang in diesem Moment eine unwirkliche Stimme in seinem Inneren.
»Vorsicht, Zamorra! Das ist eine Falle!«
Auch das Amulett meldete nun ein starkes schwarzmagisches Energiefeld. Aber es war zu spät, um noch etwas dagegen zu unternehmen.
Dem Dämonenjäger wurde plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen. Er fiel in einen schwarzen Abgrund, wo eben noch steinerne Platten gewesen waren.
***
Capitaine Bourdelle stand breitbeinig über der Leiche von Jacques, als sein Adjutant die Schreibstube betrat.
Der jüngere Offizier salutierte und starrte den blutüberströmten Apachen
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