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0693 - In den Höhlen der Ploohns

Titel: 0693 - In den Höhlen der Ploohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Teleporter.
    Nein, das war gewiß nicht der Überrest eines Gehirns, wie wir es kannten. Die schleimige rötliche Masse sah eher aus wie Gallerte, und sie war von feinen weißen Fäden durchzogen, die sich auch außerhalb der Substanz fortsetzten.
    Auch die Gehirne von Insektenwesen konnten nicht so ausgebildet sein.
    „Die Besatzung des abgestürzten Fahrzeugs muß vollkommen fremdartig gewesen sein - fremdartig für uns", erklärte Ras Tschubai. „Seltsam, was hat das zu bedeuten?"
    „Keine Ahnung, Sir", erwiderte ich.
    Im nächsten Augenblick allerdings kam mir eine Ahnung, denn ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich drei der kleinen metallischen Gebilde schräg über der Absturzstelle sammelten.
    „Der Beobachter!" stieß ich hervor.
    Tschubai blickte mich merkwürdig an.
    „Was meinen Sie damit, Captain a Hainu?" fragte er.
    „Schuyt-34027", sagte ich mit belegter Stimme. „So jedenfalls nannte sich das, was direkt in meinem Kopf sprach, als ich einen seiner Sensoren in meiner Kabine entdeckte."
    Ich deutete zu den Gebilden hinauf und sah, daß es inzwischen sieben geworden waren.
    „Warum haben Sie den Vorfall nicht sofort gemeldet?"
    erkundigte sich der Teleporter, während er die Sensoreinheiten beobachtete, die sich allerdings passiv erhielten.
    „Schuyt-34027 versicherte mir, daß er keine bösen Absichten hätte", antwortete ich. „Und ich glaubte ihm."
    Ras Tschubai schüttelte den Kopf und sagte: „Darüber werden wir reden, wenn wir heil zurückgekehrt sind, Captain. Haben Sie keine Ahnung, warum Schuyt-34027 seine Sensoren ausschickte, um uns und die Ploohns zu beobachten - und warum er abstürzte?"
    Ich musterte ein anderes, etwas größeres Trümmerstück und stellte fest, daß seine Innenwandung von diesen weißen Fäden überzogen war, die wir auch bei der gehirnähnlichen Substanz gefunden hatten.
    „Nein, Sir", erwiderte ich und deutete auf meinen Fund. „Aber ich denke, Schuyt-34027 war kein gewöhnlicher Beobachter.
    Dieses Wesen scheint eine Art symbiotische Einheit von organischem und anorganischem Leben gewesen zu sein, eine Synthese, die die Organ-Maschinen-Synthese, wie sie bei den Posbis üblich ist, bei weitem übertrifft."
    Tschubai kam zu mir und musterte das zweite Fundstück sehr interessiert.
    „Eine Synthese, die kein funktionelles Versagen kennen dürfte", meinte er nach einiger Zeit leise. „Demnach muß der Beobachter sich absichtlich getötet haben. Ich frage mich, was ihn dazu bewogen haben könnte."
    Ich wollte etwas darauf entgegnen, doch als ich das riesige Insekt sah, das aus einer Öffnung der Ruine kroch, verschlug es mir die Sprache.
    Im ersten Moment dachte ich, es wäre das Untier, in das sich Dalaimoc Rorvic verwandelt hatte, doch dann fielen mir die starken Unterschiede auf.
    Das war kein Vertreter der Urform der Ploohns, sondern eine Königin von der gleichen Größe wie Jaymadahr Conzentryn.
    Doch es handelte sich zweifellos auch nicht um Jaymadahr Conzentryn, denn diese Insektenkönigin, die aus einem Loch der Ruine gekrochen kam, war merkwürdig verunstaltet.
    Ein Fühler war abgebrochen, zwei Beine waren nur noch als Stummel vorhanden, und die Augen waren so glanzlos, daß ich sofort wußte, wir hatten es mit einem blinden Wesen zu tun.
    Ras Tschubai hatte das Wesen ebenfalls gesehen. Er blickte ihm entgegen, eine Hand auf dem Kolben des Impulsstrahlers.
    Aber das Insekt traf keine Anstalten, uns anzugreifen. Es bewegte sich ruckartig vorwärts, richtete seine Fühler auf uns und blieb wenige Schritte vor uns zitternd stehen.
    „Schade, daß wir keinen Translator mehr besitzen", sagte Tschubai bedauernd. „Wir könnten uns mit diesem Wesen bestimmt verständigen. Es scheint sich um eine ausgestoßene Königin zu handeln, die sicher nicht gut auf Jaymadahr Conzentryn zu sprechen ist."
    Ich nickte.
    „Vielleicht können wir uns auf andere Weise mit ihr verständigen", erwiderte ich und ging langsam auf das Rieseninsekt zu.
    Ich empfand weder Abscheu noch Furcht, sondern eher Mitgefühl. Das blinde, verkrüppelte Wesen tat mir leid, und ich fühlte das Bedürfnis, ihm zu helfen.
    '"Seien Sie vorsichtig, Tatcher!" mahnte der Teleporter.
    Ich blieb dicht vor dem Insekt stehen und kauerte mich nieder.
    Als das Wesen einen Fühler in meine Richtung streckte, schaltete ich den IV-Schirm meines Kampfanzugs aus und berührte den Fühler sacht mit der Hand.
    Der Fühler traf meine Handfläche, zuckte leicht zurück und streckte sich abermals vor.

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