0694 - Eine Falle für Merlin
verfügte.
Selten einmal in seinem langen Leben war er auf einen Gegner getroffen, der ihm an Kraftpotenzial gleichkam. Hier war es der Fall.
Er musste sich besser schützen können.
Und so rief e r das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana zu sich…
***
An einem anderen Ort, Hunderte von Kilometern entfernt, geschah etwas Eigenartiges.
Eine silbern funkelnde, handtellergroße Scheibe, mit eigenartigen Zeichen und Symbolen verziert, verschwand aus einem Safe.
Im nächsten Moment war sie wieder da.
Einige Sekunden vergingen; dann wiederholte sich der Vorgang. Und nach einer erneuten Pause verschwand das Amulett zum dritten Mal.
Diesmal kehrte es nicht in den Wandsafe zurück.
***
Merlin spürte den Widerstand. Das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana wollte ihm den Zugriff verweigern. Ihm, seinem Schöpfer, der vor fast einem Jahrtausend einen Stern vom Himmel geholt und aus dessen Kraft einer entarteten Sonne dieses Amulett geschaffen hatte. Als Krönung und Perfektion seiner Experimente, die viele Jahrhunderte lang währten und zuvor sechs andere Amulette erzeugten, doch mit keinem von ihnen war er wirklich zufrieden gewesen; erst mit dem siebten.
Er hatte es Professor Zamorra zugeeignet, in dem er jenen Auserwählten erkannte, dem es gelingen konnte, die dritte Tafelrunde aufzubauen. Doch bis heute nutzte Zamorra es nicht so, wie es ihm möglich war.
Merlin gab, Merlin nahm. Schon einmal hatte er seinem Helfer diese magische Silberscheibe abgenommen, doch Zamorra hatte es irgendwie geschafft, sie zu sich zurückzuholen, obgleich Merlin versucht hatte, sich dagegen zu sperren. In gewisser Hinsicht schien Zamorra sogar mehr über Merlins Stern zu wissen als Merlin selbst.
Er schien nun sogar eine Sperre gegen Merlins Zugriff eingerichtet zu haben. Allerdings war Merlin in der Lage, diese Sperre zu durchbrechen.
Aber erst beim dritten Versuch…
Das verdross Merlin. Doch noch verdrießlicher war der magische Angriff der Puppenspielerin.
Als das Amulett bei Merlins drittem Versuch gehorchte, hatte er damit gerechnet, dass es in seiner ausgestreckten Hand erschien, wie es für den Vorgang des Rufens normal war.
Aber es erschien nicht in seiner Hand, sondern blieb in der Luft hängend in Schulterhöhe stehen. Es schien, als ob es sich gegen die Herbeirufung wehrte!
Die Puppenspielerin schien in dieser Auseinandersetzung die besseren Karten zu haben.
Noch während er sich darauf konzentrierte, ihre nächste magische Attacke abzuwehren, schlug sie eine andere Taktik ein.
Sie schleuderte ein Webschiffchen auf Merlin zu, an dem ein Faden hing.
Ein Faden wie jene, die damals die drei Schwestern des Schicksals gewebt hatten, um damit jenen Teppich zu knüpfen. Und der Wächter der Schicksalswaage mochte wissen, wie viele dieser Teppiche die drei in der seither verstrichenen Zeit noch gefertigt haben mochten…
Unwillkürlich wich Merlin aus.
Aber das half ihm nicht.
Denn das Webschiffchen mit dem Faden erreichte ihn nicht direkt, sondern flog zunächst auf das frei in der Luft schwebende Amulett zu!
Es besaß eine Aufhänger-Öse, von der Merlin nicht einmal mehr wusste, ob er selbst sie geformt oder ob Zamorra sie später nachträglich angebracht hatte, um das Amulett an einer silbernen Halskette vor der Brust tragen zu können.
Durch diese Öse flog das Webschiffchen! Eigentlich hätte es seiner Größe wegen überhaupt nicht hindurchpassen dürfen. Aber Magie war im Spiel.
Das Webschiffchen zog den Faden durch die Öse und verknotete ihn nun mit dem Aufhänger des Amuletts. Anschließend umkreiste es Merlin, als wäre es eine Fliege. Dabei zog es das Amulett mitsamt dem Faden hinter sich her.
Das alles ging unwahrscheinlich schnell vonstatten. Noch ehe Merlin begriff, wie ihm geschah, hatte das Webschiffchen den Faden samt Amulett um seinen Hals gelegt und verknotet. Schließlich flog es ohne Faden und Amulett zurück in die Hand der Puppenspielerin.
Erschrocken versuchte er Amulett und Faden loszureißen. Aber es gelang ihm nicht. Er war der Magie der Puppenspielerin hilflos ausgeliefert.
Er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen.
Das zumindest kannte Merlin bereits. Es schien das »Standardwetter« bei Extrem-Begegnungen mit den Schwestern des Schicksals zu sein…
Hilflos musste er sich dem Schicksal, das die Puppenspielerin ihm jetzt eröffnete, ergeben.
Er hörte sie sprechen, aber er verstand ihre
Weitere Kostenlose Bücher