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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Duschtassen. Ihr kam in den Sinn, daß sie auf dem Bett lag, der, Hundesohn hatte sie kurzerhand dorthin geschleudert.
    Sie sah ihn über sich.
    Er grinste, seine Gestalt war zu einem kompakten Schatten geworden. Das Gesicht ein böses Etwas, das Messer eine Warnung. Er hielt es so, daß die Klingenspitze schräg gegen sie zeigte. Führte sie die Linie weiter, so endete sie an ihrem Hals.
    »Was ist denn, Süße? Angst?« Mit der freien Hand strich er durch ihre Haare.
    Mandy sagte nichts. Die Kehle saß zu, als hätte sie jemand mit Schlamm gefüllt. Sie trug noch immer ihre Jacke, aber sie stand weiterhin offen und teilte sich vor ihrem Oberkörper wie ein Vorhang, so daß sie das Gefühl hatte, nackt vor ihm zu liegen.
    Sie atmete heftig, ihre Brüste bewegten sich dabei, und der Hundesohn senkte den Blick.
    »Ich werde dich küssen!« versprach er und bewegte gleichzeitig sein Messer.
    »Nein, bitte…«
    Jetzt hatte die Spitze ihr T-Shirt erreicht. Es schloß dicht unter dem Hals ab.
    Der andere grinste. »Du glaubst gar nicht, wie scharf eine derartige Klinge ist, Süße. Damit schneide ich Stoff wie Papier. Aber das wirst du noch merken.«
    Er bewegte das rechte Bein, traf die freie Stelle zwischen ihren Oberschenkeln und drückte diese auseinander.
    Dann zog er das Messer nach unten.
    Mandy versteifte, sie rechnete damit, den Schmerz wie eine lange, wandernde Schnur zu spüren, aber das trat nicht ein. Er konnte wahnsinnig gut mit dieser Waffe umgehen, und er schnitt ihr T-Shirt auf, wobei er nicht einmal die Haut ritzte.
    Dabei lachte er.
    Und es war ein widerliches, beinahe schon lautloses Lachen, das da aus seinem Mund drang. Er schaute nur auf den Stoff des T-Shirts. Es saß ziemlich eng, klaffte noch nicht nach verschiedenen Seiten weg, aber die Brüste drängten sich schon hervor…
    Mandy raste viel durch den Kopf, während der Kerl wie ein fleischgewordener Alp über ihr hockte.
    Sie dachte an die Dinge, die man Frauen einschärfte, wenn sie sich in derartigen Situationen befanden wie sie jetzt, aber sie konnte sich nicht konzentrieren, sie hatte alles vergessen. Es war einfach weg, vorbei…
    »Küssen!« hörte sie seine gierige Stimme. »Ich werde dich küssen, Süße…«
    Dann war da die Stimme.
    Wie aus einer anderen Welt. Etwas hohl klingend, dabei rauh, so daß es schwerfiel, festzustellen, wem sie eigentlich gehörte. »Warum willst du nicht mich küssen, du Scheißkerl? Los, küß mich! Ich warte darauf, Mistbock…«
    Ein Traum, eine Einbildung? Rettung in letzter Sekunde wie im Kino und in einer TV-Serie?
    Sie wollte es nicht glauben. Mandy wehrte sich praktisch dagegen, denn so etwas konnte es nicht geben. Nein, das war… das spielte ihr die Phantasie einfach vor.
    Doch es stimmte. Auch der Unhold hatte die Stimme gehört. Er machte nicht mehr weiter, er sprach auch nicht vom Küssen, seine Haltung war eine andere geworden. Er kniete auf dem Bett, ohne sich zu rühren, bewegte nur die Augendeckel und atmete durch die Nase.
    Sekunden vergingen.
    Dann hörten beide Schritte.
    Nein, nicht direkt Schritte, es war ein kurzes Aufsetzen, dann ein Schleifen, als würde jemand einen Gegenstand über den Boden ziehen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
    Und wieder die Stimme. »Ich möchte, daß du mich küßt, Hundesohn. Los, küß mich!«
    Der Typ hatte noch nicht hingesehen. Er hockte auf dem Bett, den Kopf gesenkt, so daß Mandy genau in sein Gesicht schauen konnte, wo sich einiges bewegte.
    Sein Mund, seine Wangen, sogar der Adamsapfel am Hals. Er hatte sich die Stimme ebensowenig eingebildet wie Mandy Sie war da, und sie wollte etwas von ihm.
    Ein Schwall der Freude durchschoß sie. Es war wie das Wasser einer Brandung, das von unten her in die Höhe schäumte und sich in ihrem Kopf tosend ausbreitete.
    Da kam etwas, da wollte jemand abrechnen…
    Zuerst drehte der Kerl den Kopf und auch seinen Körper. Damit ergab sich für Mandy ebenfalls die Gelegenheit, in diese bestimmte Richtung zu schauen, wenn sie den Kopf auf die rechte Seite drehte.
    Und da stand sie.
    Außerhalb des Lichtscheins, den sie nicht brauchte, denn sie sah aus wie ein Gespenst.
    Sie sah nicht nur so aus, sie war ein Gespenst. Ein Abziehbild des Schreckens.
    Und wieder sagte sie: »Küß mich, Darling…«
    ***
    Seltsamerweise verspürte Mandy Miller keine Furcht. Sie blieb liegen, und sogar ein Lächeln umspielte für einen kurzen Moment ihre vollen Lippen. Sie wußte, daß sie gerettet war, obwohl die Erscheinung noch

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