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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie ein T-Shirt mit weißen und blauen Streifen, auch sehr dünn und eng. Da die Lederjacke noch über dem Hosengürtel endete, konnte sie das T-Shirt nicht verbergen und auch nicht ihren schwingenden Busen, der mit jedem Schritt für einen männlichen Betrachter interessanter zu werden schien.
    Der Wind wehte von vorn, er fuhr mit seinen kalten Fingern bis auf ihre Haut. Mandy fröstelte noch stärker. Sie ärgerte sich plötzlich darüber, den Wagen verlassen zu haben. Auch wenn Lancy ein Scheißkerl und. Angeber war, sie hätte noch zehn Minuten neben ihm aushalten sollen, dann wäre sie in einer anderen Gegend gewesen.
    Sie blieb auf dem Gehsteig, denn der Untergrund der Straße war um keinen Deut besser. Durch Wetterumschwünge hatte es Schäden gegeben. Löcher und Risse, manchmal auch kleine Mulden, dann wiederum waren Steine einfach herausgerissen und fortgeschleudert worden. Hier zu leben, kam einer Strafe gleich.
    Der Wind tötete ihre Sturmfrisur. Zerzaust war sie sowieso. Darüber ärgerte sich Mandy Miller noch mehr. Sie konsultierte bewußt einen guten Friseur, der es tatsächlich schaffte, die Haare so zu fönen, daß sie ihrem Ebenbild ähnlich sah. Das Geld hierfür sparte sie sich vom knappen Lohn ab.
    Frisur, Haare, den Wind, die miese Umgebung, das konnte sie in den folgenden Sekunden alles vergessen, denn urplötzlich veränderte sich ihre Lage.
    Sie hatte die Einfahrt erreicht und wollte sie auch schnell hinter sich lassen, weil sie solche und ähnliche Löcher nicht mochte, als die Hand aus dem Dunkel hervorschoß.
    Mandy war dermaßen geschockt, daß sie nicht einmal schreien konnte. Die Finger waren da, sie gruben sich in die Flut ihrer graublonden Haare und hielten sie fest.
    Dann der heftige Ruck!
    Sie schrie, aber keiner hörte ihren Schrei. Mandy taumelte in die stinkende Düsternis zwischen den beschmierten Wänden, wurde weitergezerrt und war so durcheinander, daß sie nicht einmal wußte, wohin sie die unbekannte Person riß.
    Sie hörte ein Lachen.
    Es klang grausam und hohl, hörte sich an wie ein Echo, das von weit entfernt stehenden Wänden zurückgeworfen wurde.
    Möglicherweise eine Tür, aber das bekam Mandy nicht so recht mit. Sie schrie noch einmal, als sie den Stoß spürte, der sie zur Seite schleuderte. Wuchtig prallte sie gegen ein Hindernis, dabei brannte der Schmerz in ihrer Schulter, und dann hörte sie die Stimme.
    »Willkommen in der Hölle, Baby!«
    Sekundenlang geschah nichts. Ihr Inneres erfror. Die Welt bestand plötzlich aus zahlreichen Fragmenten, die sich wie ein falsch zusammengelegtes Puzzle zusammenschoben. Alles war furchtbar irrational geworden, unglaublich, so anders.
    Dann dachte sie nach.
    Gedanken huschten durch ihren Kopf wie Flammenblitze. Etwas kristallisierte sich hervor. Das darf doch nicht wahr sein. Das ist völlig verrückt! Bin ich denn in einen Film geraten?
    Sie hielt die Augen geschlossen. Eine Schutzaktion, um die Wahrheit nicht sehen zu wollen. Etwas traf ihr Gesicht. Es war warm und breitete sich an ihren Wangen aus.
    Ein Atem, übelriechend, beinahe schon stinkend. Sie schauderte zusammen und ekelte sich.
    »He, Baby, willst du mich nicht ansehen? Ich bin es wert. Glaub mir, Süße.«
    Allein die Stimme trieb Schauer über ihren Rücken. Sie war so gemein, so verflucht hinterhältig.
    Mandy kannte diese Stimme. Sie war in einer Gegend aufgewachsen, wo nicht wenige so sprachen.
    Und sie wußte auch, was dann folgte.
    Gewalt - brutale, exzessive Gewalt. Es hatte schlimme Szenen gegeben, aber dieses Leben hatte auch hart gemacht. Mandy war hart, nur in diesem Fall fühlte sie sich so verdammt allein, weil sie sich in einer Umgebung aufhielt, die ihr völlig fremd war. Auch wenn sie schrie und dieser Schrei gehört wurde, würde sich niemand finden, der ihr zu Hilfe eilte. Sie stand allein.
    Etwas kratzte über ihr Kinn. Es war ein Finger, dessen Spitze höher wanderte und über ihre Lippen hinwegglitt. Dicht unter der Nase kam er zur Ruhe, drückte fester.
    »Schau mich an!«
    Sie gehorchte. Verflucht, sie tat es automatisch, öffnete die Augen und sah, daß ihr Alptraum Gestalt angenommen hatte. Er war real geworden. Sie bildete sich nichts ein, es gab ihn tatsächlich. Es gab diesen verfluchten Typen.
    Ein böser Hundesohn. Ungepflegt, etwas älter als sie. Kalte Augen, einen Bart, der die Wangen bedeckte wie dünnes Fell. Im rechten Ohrläppchen blinkte ein Ring. Das Haar hatte er nach hinten gekämmt. Er trug ein dunkles Hemd und

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