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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen standen vor. Er sah aus, als könne er es kaum glauben, was hier abgelaufen war, und ich fragte ihn mit leiser Stimme: »Ist es immer so gewesen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Was meinen Sie denn?«
    »Ob es immer so war?«
    »Ich weiß es nicht.« Verzweifelt hob er die Schultern. »Sie müssen glauben, ich habe es heute zum erstenmal gesehen. Bisher fand ich nur die Rosen hier in der Kirche und nichts anderes. Können Sie sich das vorstellen, Sir?«
    »Sicher.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    Das wußte ich selbst nicht. Zunächst kniete ich mich nieder und untersuchte das Blut. Ich war davon überzeugt, daß es von einem Menschen stammte. Einen Beweis dafür hatte ich nicht, aber hier ging ich einfach meinem Gefühl nach.
    Als ich mich aufrichtete und meine Fingerkuppen abwischte, hatte ich noch immer keine Erklärung, auch wenn der Küster sich danach so stark sehnte.
    »Gar nichts?« fragte er, wobei er mich hoffnungsvoll anschaute.
    Ich runzelte die Stirn. »Okay, ich könnte mir vorstellen, daß es mit der Vergangenheit zusammenhängt. Ich meine, mit der Vergangenheit dieser Kirche.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich versuchte es mit einer Erklärung. »Ist in diesem Gotteshaus mal etwas vorgefallen, das nicht zu einem normalen Ablauf paßt? Kam es zu irgendwelchen geheimnisvollen Vorgängen innerhalb der Kirchenmauern? Hat diese Kirche eine Vergangenheit?«
    »Ja, schon.«
    »Und welche?«
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte der Küster. »Da müßte ich in den alten Kirchenbüchern nachschauen.«
    »Die sind greifbar?«
    »Wir könnten mit dem Pfarrer reden.«
    »Keine schlechte Idee«, stimmte ich zu, sah gleichzeitig dem Gesicht des Küsters an, daß er sie nicht als so gut empfand. Er fügte auch gleich eine Erklärung hinzu.
    »Ich will Ihnen sagen, Mr. Sinclair, daß ich dem Pfarrer damit nicht kommen kann. Er ist ziemlich jung, erst seit einem Jahr bei uns. Er und seine Frau zählen sich zu den Realisten, sie halten nichts von alten Geschichten und schon gar nichts von Geistern. Ich sage Ihnen jetzt schon, daß Sie auf Unverständnis stoßen werden.«
    Ich warf einen Blick auf den Blutflecken. »Sie aber sind eine Tatsache. Daran können auch die beiden nicht vorbeisehen.«
    »Sicher.«
    »Wo ist das Problem?«
    Der Küster lächelte fast weinerlich, ebenso klang auch seine Stimme. »Sie werden es ihnen nicht begreiflich machen können. Diese jungen Leute glauben einfach nicht daran. Für sie ist das alles nicht mehr als irgendwelcher Geisterkam.«
    »Sind sie da?«
    »Nein.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Sonst hätte ich Sie nicht holen lassen, Mr. Sinclair. Die beiden sind zu einer Synode gefahren, um sich dort einen Vortrag anzuhören. Wie ich mitbekam, geht es um die Christianisierung des Ostens. Um diese Länder werden sich die Kirchen ja sehr bemühen, zu recht, denn auch zahlreiche Sekten sind bereits dabei, an Einfluß zu gewinnen. Da muß man schon vorsichtig sein, glauben Sie mir.«
    »Das stimmt.«
    »Wir sind allein, Mr. Sinclair.«
    »Gut. Wir sind also allein, haben den Fall allein erlebt und werden ihn auch allein beenden.«
    Er legte seine Hand gegen die Brust. »Sind Sie sich da so sicher, Mr. Sinclair?«
    »Sehr sogar.«
    »Ich weiß nicht. Ich stehe nur staunend davor und weiß mir nicht zu helfen.«
    »Da haben Sie möglicherweise recht. Auch ich bin der Ansicht, daß hier vieles geklärt werden muß. Jedenfalls denke ich daran, daß dieser Geist oder was immer die Erscheinung auch sein sollte, ein Motiv haben muß, wenn sie hier in die Kirche kommt und eine Blutrose auf den Boden hinter den Altar legt.«
    »Woran denken Sie denn?«
    »Ich kann Ihnen das nicht genau sagen, Mr. Walker. Ich habe natürlich nachgedacht und mir auch so etwas wie eine Meinung gebildet.« Ich sprach mit langsamer, ruhiger Stimme, und der Küster hörte meinen Erklärungen aufmerksam zu.
    »Wenn jemand in ein Gotteshaus kommt und derartig reagiert, dann gehe ich einmal davon aus, daß er einen Schuldkomplex hat. Daß er für etwas Abbitte leisten will, eine Reue für Dinge, die er einmal in seinem Leben getan hat.«
    »Das muß aber dann schlimm gewesen sein.«
    »Klar. Ich gehe sogar davon aus, daß es ein Geist ist, der keine Ruhe gefunden hat.«
    Mason Walker schwieg, aber ich sah, wie sich auf seinem Körper eine Gänsehaut bildete, ein fast schon heiliger Schauer, und er sich umschaute, als würde sich ein Geist irgendwo zwischen den Kirchenbänken versteckt halten.
    Er strich über sein

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