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0695 - Blut an bleichen Lippen

0695 - Blut an bleichen Lippen

Titel: 0695 - Blut an bleichen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haus des Pfarrers.«
    »Okay.«
    An der Ostseite der Kirche gingen wir vorbei. Ich schaute nach links, sah die hohen Fenster von außen, die mit einem für meinen Geschmack zu dunklen Glas geschmückt waren, so daß nie sehr viel Licht in die Kirche fallen konnte.
    Der Weg verengte sich. Die Mauer rückte wie ein Bollwerk heran. Sie war so hoch, daß ich noch über sie hinwegschauen konnte, im Gegensatz zu dem kleinen Küster, der sich erst auf die Zehenspitzen stellen mußte, wollte er einen Blick riskieren.
    Das Haus des Pfarrers gehörte zu den Bauten, die ich als gemütlich ansah. Nicht zu groß, mit einem hellen Klinker versehen, umgeben von Büschen und Bäumen.
    Zur Tür führte eine schmale Treppe hoch, und ein Weg wand sich auf die Garage zu, die links neben dem Haus angebaut worden war.
    Auf das graue Tor hatte jemand eine strahlend gelbe Sonne gemalt. Und auf dem flachen Dach, an dessen vorderen Rand Blumen aus einigen Kästen hervorwuchsen, entdeckte ich eine Bewegung.
    Da stieg etwas hervor.
    Es war ein heller Schatten, ein Schemen. Geisterhaft, lautlos und irgendwo unheimlich.
    Ich blieb stehen.
    Auch der Küster stoppte, als er meine Tritte nicht mehr hörte. Er sah in die Richtung, in die ich ebenfalls starrte.
    Es gab keinen Zweifel.
    Dort stand das Wesen, von dem wir bisher noch gesprochen hatten. Aber kein Mensch, sondern ein Geist, der höchstwahrscheinlich die Blutrosen in die Kirche gelegt hatte…
    ***
    Mason Walker war außer sich, obgleich er bewegungslos stehen blieb. Nur in seinem Gesicht zuckte es. Der Schweiß brach ihm aus, dann schlug er einige heftige Kreuzzeichen, als wollte er sich vor dem Unerklärbaren schützen.
    Er ging zitternd einige Schritte zurück, bis er mich erreicht hatte und neben mir stehenblieb.
    »Sir, ich…«
    »Bleiben Sie ruhig«, sagte ich nur. Meine Stimme hörte sich an wie ein Zischen.
    »Klar, aber…«
    Ich legte einen Finger auf meine Lippen, und dieses Zeichen hatte er begriffen.
    Er ließ mich gehen.
    Der Geist oder die Erscheinung rührte sich nicht vom Fleck. Sie war deshalb so gut zu erkennen, weil sie sich auch deutlich vor dem grünen Hintergrund abhob.
    Von einer kompakten Masse konnte ich nicht sprechen, auch wenn die Gestalt eine graue Einheit bildete. Sie drängte sich in ihrem Innern zusammen, und ich hielt Ausschau nach irgendwelchen Kennzeichen, die mir sagten, wer diese Erscheinung war.
    Eines stand fest.
    Ich sah eine Frau!
    Die weichen Umrisse, die Formen, auch irgendwo das Gesicht, obwohl man da seine Zweifel bekommen konnte, denn es schien mir aus Knochen zu bestehen, über die eine weiße Haut gezerrt worden war, auf der noch zusätzlich weicher Nebel dampfte.
    Ein typisches Gespenst, ein Besucher aus der Geister- oder Schattenwelt, der sein Reich verlassen hatte.
    Die Erscheinung stand dort und schaute auf uns nieder. Ich hatte den Eindruck, als würde sie auf ein bestimmtes Ereignis warten, um sich in Bewegung setzen zu können. Aber sie blieb da und rührte sich nicht. Sie gab auch keinen Laut von sich. Da wir ebenfalls nichts sagten und sehr ruhig blieben, war nur das Rascheln der Blätter zu hören.
    Wenn sich dieser Geist schon einem Menschen zeigte, geschah dies bestimmt nicht ohne Grund.
    Der Küster konnte ihn mir kaum sagen, aber ich wollte an ihn heran.
    Auf das Dach konnte ich nicht springen, deshalb fragte ich Walker nach einer Möglichkeit, hinaufzukommen. Ich mußte die Frage wiederholen, bevor er in der Lage war, mir eine Antwort zu geben.
    Dabei bibberte er wie unter einem Kälteschock.
    »Neh… nehmen Sie die Leiter.«
    »Wo finde ich sie?«
    »Im… im Garten. Hinter dem Haus.«
    »Gut, danke. Bleiben Sie hier.«
    »Aber ich…«
    Um seinen Protest kümmerte ich mich nicht. Und auch sein ausgestreckter Arm fiel wieder nach unten. Ich hatte einen letzten Blick auf die Erscheinung geworfen und war geduckt weitergelaufen.
    Zunächst an der Vorderseite des Hauses vorbei, dann weiter durch einen natürlich gewachsenen Garten, stand schließlich an der Rückseite, wo ich eine schmale Terrasse sah.
    Aber auch eines dieser Häuschen aus Fertigteilen, die als Geräteunterstand dienten.
    Die Tür war nicht verschlossen. Ich fand eine Leiter, die man ausziehen konnte. Sie bestand aus leichtem Aluminium. Meine Füße klopften auf den Rasen, als ich auf die Rückseite der Garage zuhuschte. Der Garten war sehr dicht. Die Pflanzen bildeten einen grünen Wall, der auch an heißen Tagen nicht zuviel Sonnenlicht durchließ. Jetzt

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