0695 - Hexentod
zurückziehen konnte, wenn er seine Ruhe haben wollte.
Während die Hexen nach Merlin suchten, fixierte Baba Yaga den Ex-Teufel. »Da wäre noch etwas zwischen uns beiden«, sagte sie.
»Was meinst du damit?«
Sie kicherte. Es war das Kichern der häßlichen alten Vettel, deren Gestalt sie nicht mehr besaß, und passte überhaupt nicht zu ihrem verjüngten Körper.
»Erinnerst du dich an die letzte Walpurgisnacht?«
»Sollte ich?«, fragte er.
»Du warst auf dem Blocksberg«, erinnerte ihn Yaga.
»Woher willst du das wissen?«
Sie lachte wieder. »Weil ich selbst dort war - glaubst du, ich würde mir einen solchen Sabbath entgehen lassen?«
»Ich habe dich dort nicht gesehen«, erwiderte Asmodis. »Weder in deiner früheren Gestalt noch in dieser.«
»Du konntest mich auch kaum sehen«, kicherte Yaga. »Weil du viel zu sehr damit beschäftigt warst, dich von anderen Hexen verwöhnen zu lassen. Außerdem ging ich dir aus dem Weg, soweit es mir möglich war. Aber entsinnst du dich eines ganz bestimmtes Gesprächs mit einem anderen Dämon?«
»Astaroth?«, fragte er zögernd. Er wusste nicht, worauf die Baba hinauswollte.
»Ich weiß nicht, ob es Astaroth war«, sagte sie. »Es kann sein - er besucht die Sabbathe häufiger als du. Zumindest, seit du nicht mehr der Fürst der Finsternis bist, Abtrünniger!«
Asmodis antwortete nicht. Was sollte er auch dazu sagen? Er hatte sich in jener Nacht mit mehreren anderen Dämonen unterhalten, die an der Veranstaltung teilgenommen hatten. Dass er vor nun schon anderthalb Jahrzehnten der Hölle der Rücken gekehrt hatte, bedeutete ja nicht, alle früheren Kontakte abzubrechen. Mittlerweile hatte er unter den Dämonen sogar weniger Feinde als heute - nicht unbedingt, weil Professor Zamorra unter ihnen aufgeräumt hatte, sondern, weil sie es nicht mehr nötig hatten, im Konkurrenzkampf um die Macht gegen ihn anzutreten. Zu manchem alten Dämon war der Kontakt jetzt wesentlich lockerer, lässiger, unverkrampfter geworden.
»Du machtest einige recht abfällige Äußerungen über Frauen im Allgemeinen und Hexen im Besonderen«, erinnerte Yaga ihn. [3]
Jetzt war es Asmodis, der auflachte.
»So, wie ihr euch hier und heute aufführt, trifft es ja wohl den Kern«, spöttelte er.
Sie wurde ernst.
»Herablassend und verächtlich hast du über meinesgleichen geredet«, stieß sie zornig hervor, »du, der du dir als Fürst der Finsternis von uns den Hintern küssen ließest! Wir dienten dir - wir alle! Wir weihten uns dir, dem Herrn der Schwarzen Familie, wir verehrten dich! Und du lästerst über uns! Über meine Hexenschwestern, über uns alle! Glaubst du wirklich, dass wir uns das gefallen lassen?«
Er sah sie stumm an. Gleichzeitig verzog er die Mundwinkel.
»Ich werde dir eine Lektion erteilen«, verkündete sie. »Eine, die dir zeigt, was du wirklich von Hexen zu halten hast.«
»Du«, sagte er. »Ausgerechnet du, Märchenhexe. Wie stark bist du, wenn die Thessalischen Hexen dich nicht unterstützen?«
»Für dich immer noch stark genug«, stellte sie klar. »Du wirst es sehen - gleich.«
Es war der Moment, in dem die anderen Merlin herbeibrachten.
***
Stygia war maßlos erleichtert. Sie hatte es geschafft. Sie hatte den Lachenden Tod tatsächlich unter ihre Kontrolle gebracht!
Es war schier unglaublich.
Er besaß keine Macht mehr über sie. Im Gegenteil, er musste ihr gehorchen.
»Folge mir«, hatte sie ihn aufgefordert.
»Wohin?«, fragte er tonlos. Es klang, als habe er sich mit seinem Schicksal abgefunden, als besitze er überhaupt keinen eigenen Willen mehr. Und so war es wohl auch. Der Zauber fesselte ihn, unterwarf ihn Stygias Macht.
Sie überwand den Rest ihrer Scheu, trat zu ihm. Er konnte ihr nicht mehr gefährlich werden. Sie berührte seinen Knochenarm. Einen Augenblick lang erwartete sie, der Knochen in ihrer Hand würde sich vom Rest des Skeletts lösen. Aber es hielt zusammen. Der Lachende, der nicht mehr lachen konnte, war ein in sich festes magisches Gebilde.
»Du wirst es gleich sehen«, sagte sie, wirbelte ihn mit sich herum uhd brachte ihn nach Kreta - an exakt jenen Ort, wo die Thessalischen Hexen ihn haben wollten.
»Hier bleibst du, bis man dir etwas anderes sagt«, befahl sie dem Lachenden Tod. Dabei war sie nicht einmal sicher, ob er nun den Befehlen anderer gehorchen würde oder nicht. Immerhin war ja sie es gewesen, die ihn bannte.
»Du bewegst dich nicht mehr von der Stelle«, sagte sie.
Er schwieg.
Sie zögerte, dann legte
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