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0697 - Der Leichenholer

0697 - Der Leichenholer

Titel: 0697 - Der Leichenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr meine neuesten Werke ersteigert habt, dreht euch um und betrachtet euch genau, was ihr da gekauft habt. Erkennt die Einmaligkeit meiner Werke.«
    Vier Käufer waren angesprochen worden.
    Vier Käufer drehten sich um.
    Aber nicht nur sie schauten sich die neuen Bilder an, auch wir und die anderen taten es.
    Plötzlich durchfuhr die Menge ein hörbares Aufstöhnen. Sogar ein leiser und erstickt klingender Schrei schwebte der Decke des Saals entgegen. Es war einmalig und gleichzeitig unheimlich.
    Die vier Frauen in oder auf den Bildern bewegten sich. Sie hatten die Augen zur Hälfte geschlossen gehabt, jetzt öffneten sie diese zugleich, sodass sie aus den Bildern herausschauen und auf die zahlreichen Bewunderer sehen konnten.
    Niemand sprach.
    Greifbar lag die Stille zwischen uns.
    Auch ich fühlte mich irgendwie angemacht, und meinem Freund Suko erging es ähnlich. Er stand neben mir, als befände er sich auf dem Sprung nach vorn.
    Wie ging es weiter? Was war mit dem Leichenholer? Welche Rolle spielte er?
    Und es ging weiter, denn die vier Frauen in den Bildern öffneten plötzlich den Mund.
    Zähne schimmerten.
    Die meisten waren normal, bis auf die beiden in den Oberkiefern, die weiter und auch spitz hervorstachen.
    Jetzt hatten wir den Beweis.
    Die vier Frauen in den Bildern waren Blutsaugerinnen - Vampire!
    ***
    Das hatten Suko und ich mitbekommen. Wie die anderen darüber dachten und ob ihnen das aufgefallen war, wussten wir nicht. Uns aber war klar, dass es weiterging. Aus dem bis jetzt noch seichten, schleichenden Grauen würde der brutale Terror werden.
    Vampire waren sie. Da gab es keine andere Möglichkeit. Sie wollten nur eines - das Blut der Menschen.
    Noch hatten wir Zeit. Es würde erst langsam anlaufen, und die meisten Besucher hatten sicherlich nicht überrissen, was ihnen da präsentiert wurde. Sicherlich glaubten sie an einen neuen Gag eines Künstlers, der für die Zukunft Akzente setzen wollte, die ihn unsterblich machten. Das war es bestimmt, wenn auch in einem übertragenen Sinne.
    Die Menschen waren gebannt, hingerissen, sie konnten noch immer nicht begreifen, was man ihnen da bot. Welcher Maler ließ schon seine Motive aus dem Bild steigen? Eine derartige Performance war wirklich einmalig auf der Welt.
    Und jeder Zuschauer konnte stolz darauf sein, dies als Zeuge mitzuerleben.
    Noch waren sie gebannt, und wenn sie redeten, unterhielten sie sich flüsternd.
    Erste Fragen, wie so etwas überhaupt möglich war, wurden gestellt. Aber es gab keine Antworten, der Künstler hielt sich zurück. Er würde erst reden, wenn es ihm passte.
    Auch wir waren durch das Auftreten dieser vier Vampirfrauen überrascht worden, denn damit hätten wir nicht gerechnet. Selbstverständlich dachten wir an einen Trick, doch wie hatte Rafugil dies überhaupt fertig gebracht?
    Wir hatten uns bewusst etwas zur Seite hin abdrängen lassen, standen aber noch immer so günstig, dass wir alle vier Bilder unter Kontrolle halten konnten.
    Suko flüsterte mir zu, dass er sich an den Rückseiten umschauen wollte. Bevor ich etwas erwidern konnte, war er verschwunden. Lautlos wie ein Schatten hatte er sich bewegt.
    Noch immer genoss der Maler seinen Triumph. Er hielt sich in der Düsternis auf, hatte einen Arm vorgestreckt, der auch von einem Lichtstrahl erfasst wurde, und er wies mit seiner Hand gegen die vier Kunstwerke. Jeder sollte sich auf die Frauen konzentrieren, vor allen Dingen die Käufer der Bilder.
    Und dann sagte jemand etwas, das mich elektrisierte. Eine Frau hatte gesprochen.
    »Mein Gott, das sind die vier Verschwundenen! Ja, so haben die Mädchen ausgesehen. Das sind die Frauen, die…«
    »Sei ruhig!«
    »Hier passiert doch was. Das ist nicht normal. Ich spüre es, ich spüre es genau…«
    Ich drehte mich um.
    Die Sprecherin stand nicht weit entfernt. Es war eine dunkelhäutige. Frau mit langen Rastalocken.
    Begleitet wurde sie von einem glatzköpfigen Mann, der einen rosafarbenen Anzug trug und ein in mehreren Nuancen schillerndes Hemd.
    »Sag doch was, zum Teufel!«
    »Ich kenne die Weiber nicht.«
    »Es sind die Verschwundenen, die von der Polizei gesucht wurden. Ich habe die Bilder in den Zeitungen gesehen und sie nicht vergessen. Das kannst du mir glauben.«
    »Na und?«
    »Weißt du, was hier läuft?«
    »Ja, eine Vernissage.«
    Sie klammerte sich an ihren Begleiter fest. »Ich habe Angst, Charles. Ja, ich habe eine verdammte Angst bekommen.«
    »Nimm's locker.«
    »Nein, ich will gehen.«
    »Warte

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