0697 - Im Interesse der Menschheit
Wahrheit für mich bedeutet", fuhr Kroiterfahrn fort. „Ich kam in diese Galaxis, um den absoluten Frieden zu finden. Mein Vertrauen in die Arbeit des Konzils war unglaublich groß. Jetzt sehe ich, daß wir Greikos von den sechs anderen Mitgliedern betrogen werden. Sie nutzen unsere Fähigkeiten aus, um hinter unserem Rücken blutige Eroberungsfeldzüge zu führen."
Schulz glaubte, den Greiko inzwischen besser zu kennen als bei ihrer ersten Begegnung auf Tahun. Das Wesen, das jetzt in der Zentrale der TILLHAVEN stand, war nicht der richtige Kroiterfahrn. Sie hatten es mit einem Greiko zu tun, der sich nie wieder von dem Schock, den er erlitten hatte, erholen würde. Die Psyche des Greikos war zerstört worden. Die Zerstörung des Körpers mußte folgen.
„Was hier geschieht, ist schrecklich", sagte Schulz. „Trotzdem muß das Volk der Greikos unterrichtet werden. Die Greikos dürfen nicht länger im Konzil bleiben."
Die großen Augen Kroiterfahrns richteten sich auf den USO-Spezialisten. Sie hatten jeden Glanz verlogen.
„Ich weiß, was Sie von mir erwarten", sagte Kroiterfahrn.
„Sie möchten, daß ich meinem Volk die Wahrheit berichte. Sie hoffen, von einer solchen Handlungsweise zu profitieren. Der Zerfall des Konzils wäre gleichbedeutend mit einer Befreiung Ihrer Galaxis."
„Das ist es, was wir erstreben!" rief Ronald Tekener.
„Ich kann Ihnen nicht helfen", sagte Kroiterfahrn. „Ich bin in einem SVE-Raumer in diese Galaxis gekommen. Keines Ihrer Schiffe hat die nötige Reichweite, um in meine Heimat fliegen zu können. Ich habe keine Möglichkeit, mit anderen Greikos Kontakt aufzunehmen. Auch wenn ich mich jetzt den Laren stelle, werden sie kaum so naiv sein und mich zurückbringen. Abgesehen davon, würde ich den Flug kaum überleben. Ich kam als Kranker in diese Galaxis. Alles, was sich seit Schulz' Verhaftung auf Tahun zugetragen hat, verschlimmerte meine Krankheit.
Inzwischen bin ich mir darüber im klaren, daß der Schaden, den ich davongetragen habe, nicht mehr zu beheben ist. Ich werde sterben."
Die Gelassenheit, mit der Kroiterfahrn diese Worte vortrug, erschütterte Schulz. In gewisser Weise fühlte er sich mitverantwortlich für den Zustand des Fremden. Schließlich hatte er alles getan, um Kroiterfahrn auf die Situation in der Galaxis aufmerksam zu machen.
In den letzten Tagen hatte Schulz begriffen, daß sie es mit einem Wesen zu tun hatten, das weder Feindschaft noch Lüge kannte. Selbst jetzt, nachdem Kroiterfahrn die Wahrheit kannte, kam kein Wort der Anklage aus seinem schnabelähnlichea Mund.
In einer Umwelt, in der Gewalt und Haß regierten, konnte der Greiko nicht existieren. Er würde dahinsiechen und sterben.
Tekener schaltete den Translator aus und wandte sich an Schulz.
„Unser Schicksal scheint ihm ziemlich gleichgültig zu sein", sagte der berühmte USO-Spezialist. „Er jammert über das Verhalten des Konzils, ist aber offenbar nicht bereit, uns zu helfen."
„Sie verstehen ihn nicht", sagte Schulz. „Für ihn sind Krieg und Gewalt schreckliche Dinge. Er hat Vorstellungen, die wir überhaupt nicht begreifen können. Wahrscheinlich müßten wir uns sehr lange um ihn kümmern, um zu begreifen, was in ihm vorgeht." Er sah Tekener offen an. „Können wir uns überhaupt ein Wesen vorstellen, das so friedliebend ist wie dieser Greiko?"
Tekener verzog das Gesicht.
„Ich verstehe, daß Sie ihn bedauern. Trotzdem sollten wir die Dinge realistisch sehen."
Unwillkürlich fühlte Schulz sich in die Verteidigung gedrängt.
Er erkannte, daß er bereits Partei war.
Ohne es zu wollen, hatte er die Rolle des Beschützers von Kroiterfahrn übernommen.
Tekener beobachtete ihn aufmerksam.
„Immerhin gehören die Greikos zum Hetos der Sieben", sagte Tekener. „Sie haben, unwissentlich oder nicht, dazu beigetragen, daß diese und andere Galaxien erobert und die Völker unterworfen wurden. Ihre Friedensliebe führte zur Verblendung.
Wahrscheinlich wollten sie nicht begreifen, was bei diesen Friedensmissionen tatsächlich geschah. Sie selbst haben gesagt, daß Kroiterfahrn hochintelligent ist. Ich schätze, das trifft auch für andere Vertreter seines Volkes zu. Solche Wesen hätten zumindest einen Verdacht haben müssen."
„Sie sind eben anders", sagte Schulz hilflos. „Uns, die wir seit Beginn unserer Evolution mit der Gewalt leben, hätte sich ein solcher Verdacht bestimmt schnell aufgedrängt. Aber die Greikos sind friedlich, also werden sie auch niemand
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