0698 - Meuterei auf der MEBRECCO
gegen meinen Arm, als wollten sie ihn zur Seite schieben. Er zerschnitt ihre Leiber.
Namenloses Entsetzen erfaßte mich. Ich zog mich bis in den äußersten Winkel des Raumes zurück und winkte freundlich mit einem Tastfühler. Ich sah, daß einer der beiden noch Lebenden in ein Gerät sprach, und begriff, daß er seine Freunde benachrichtigte.
„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben", verkündete ich.
„Niemand braucht sich vor mir zu fürchten. Ich bin als Freund an Bord dieses Sternengleiters gekommen, um euch zu helfen."
Er sprang auf und griff nach dem anderen, der bei ihm war.
„Mein Gott", schrie er. „Er versteht uns."
Glücklich darüber, eine erste Verbindung zu ihnen geschaffen zu haben, sprühte ich eine Kaskade von Licht von mir. Viel zu spät merkte ich, daß ich ihre physische Belastbarkeit wieder einmal unterschätzt hatte. Sie warfen ihre Arme hoch. Ihre Leiber verfärbten sich schwarz. Ihre Kleider flammten auf. Tot sanken die beiden Fremden zu Boden.
Ich stürzte in ein Sakrto der Enttäuschung. In diesen Momenten wußte ich einfach nicht, was ich tun sollte. Hatte ich Äonen im Nichts verbracht, nur mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, um als Schänder unter die Lebenden zurückzukehren? Solange ich an Bord dieses Sternengleiters war, hatte ich nichts weiter getan, als meinen Rettern den Weg zum Strahlenden Berg verlegt.
Ich weiß nicht, wie lange ich im Nichts gewesen war, eingeschlossen in eine Kapsel. Zeit spielte schließlich keine Rolle für mich. Ich war nichts als ein denkendes Hirn, das versuchte, den Geheimnissen des Universums und der Schöpfung auf die Spur zu kommen. War ich nicht zu dem Schluß gekommen, daß ich ein sinnvolles Leben geführt hatte? Hatte sich nicht die Überzeugung in mir verfestigt, daß es sowohl den Unsichtbaren als auch den Strahlenden Berg tatsächlich gab? Ich glaubte, sogar zu wissen, in welchem Bereich des Universums das Ziel aller Lebenden zu suchen war.
Und jetzt?
Mußten mich die Fremden nicht für ein Monstrum halten, das lediglich tötete?
„Das Ungeheuer hat zugeschlagen, Sir", sagte Pelpto Papp.
„Acht Frauen sind dabei getötet worden."
Kommandant Danzien Germell, der eine kurze Ansprache an die Besatzung der MEBRECCO vorbereitete, erhob sich. Seine großen Hände strichen unruhig an seinem Gürtel entlang.
„Wo?" fragte er.
„Im Kontrollraum der HÜ-Feldgeneratoren."
Der Oberst zuckte zusammen. Der bezeichnete Raum, von dem aus die Feldgeneratoren zum Aufbau der HÜ-Schirme gesteuert wurden, lag fast im Zentrum der Tenderplattform und wurde von zahlreichen doppelt gepanzerten und gesicherten Anlagen umgeben. Wenn das unbekannte Objekt bereits so weit vorgedrungen war, ohne daß eine der Alarmvorrichtungen angeschlagen hatte, dann bestand höchste Gefahr für das ganze Schiff.
„Das Ding kann sich also frei an Bord bewegen", stellte Germell beunruhigt fest. „Kommen Sie, Pelpto, ich möchte mir das ansehen."
Durch Antigravschächte und über Gleitstraßen gelangten die beiden Männer innerhalb weniger Minuten zu dem bezeichneten Kontrollraum, der von Sicherheitsoffizieren abgeschirmt wurde. Überall auf dem Weg dorthin merkte der Kommandant, daß äußerste Unruhe an Bord herrschte. Die Besatzung litt unter der mehrfachen Belastung.
Eine Gasse öffnete sich vor ihm. Germell betrat den Kontrollraum. Er war ein harter Mann, der schon viel gesehen hatte. Beim Anblick der verstümmelten Leichen aber wurde ihm übel. Er fing sich jedoch rasch wieder.
„Mrs. Bromkey konnte noch über Interkom melden, daß das Ding hier eingedrungen war", teilte einer der Sicherheitsoffiziere mit. „Sie behauptete, es sei durch die Decke herabgekommen.
Wir konnten noch nicht feststellen, ob das wirklich stimmt."
Germell blickte nach oben. Nichts deutete darauf hin, daß irgend etwas die Lumisplastschicht durchbrochen hatte.
„Was hat dieses - hm - Ding getan?" fragte der Oberst. Er räusperte sich. „Ich meine, außer daß es diese Frauen getötet hat? Fehlt etwas?"
„Nichts", antwortete der Sicherheitsoffizier.
„Lassen Sie die Leichen ins Medo-Center bringen. Doc Holly soll sie genau untersuchen. Teilen Sie ihm mit, daß ich den Befund in spätestens einer Stunde erwarte."
„Eine Stunde, Sir?"
„Sie haben mich richtig verstanden. Kommen Sie, Pelpto."
Germell stürmte auf den Gang hinaus und eilte mit dem Ersten Offizier in die Hauptleitzentrale zurück.
„Haben wir einen Kosmopsychologen an Bord?" fragte er, als sie
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