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0699 - Das Erwachen der Hexe

0699 - Das Erwachen der Hexe

Titel: 0699 - Das Erwachen der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tricia in Sicherheit sein.
    Wenn ich nur gewusst hätte, weshalb halb man es gerade auf sie abgesehen hatte. Nur weil sie den Einband des Buches gestaltet hatte? Eigentlich war es eine verrückte Idee, aber nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht wollten unsere Gegner alle in ihre Fänge bekommen, die mit dem Buch direkt oder indirekt zu tun hatten.
    Schon öfter hatten geheimnisvolle Bücher bei meinen Fällen eine Rolle gespielt. Es lag noch nicht lange zurück, als mich ein Buch auf die Spur des Walds der toten Geister gebracht hatte. Aber das hatte damals nichts mit Hexen zu tun gehabt.
    Ich ging wieder zurück in den Wintergarten und blieb verblüfft auf der Schwelle stehen…
    ***
    Tricia Bell hatte das Gefühl, von allen Menschen verlassen zu sein, als John Sinclair den Raum verließ. Eine nie gekannte Traurigkeit überfiel sie. Etwa so, als wären ihre Eltern zur selben Zeit gestorben und hätten sie allein auf der Welt zurückgelassen. Aber die wohnten in Cardiff, während ihre Tochter nach London gezogen war, um in der Metropole Karriere zu machen.
    Sie hatte es auch geschafft. Ihr war mit der Gestaltung des Buches der große Durchbruch gelungen, nun aber befand sie sich in den Fängen einer Kraft, die sie nicht kontrollieren konnte.
    Es fiel ihr schwer, auf den Beinen zu bleiben. Sie hatte das Bad wieder verlassen und war an dem sprechenden Inspektor vorbeigehuscht, als hätte sie Furcht davor, ihn anzusehen.
    Im Wintergarten war es kalt geworden, was eigentlich unmöglich war, denn draußen schien die Sonne.
    Dennoch fror sie, und dieses Gefühl verstärkte sich. Tricia konnte sich nicht dagegen wehren. Sie klapperte plötzlich mit den Zähnen, ging auf und ab, aber der Frost kroch auch weiterhin in ihre Glieder. Der dünne Kleiderstoff bot ihr keinen Schutz, die Kälte kam aber nicht von außen, sie war in ihrem Körper und breitete sich dort aus. Ihre Bewegungen konnte sie mit den normalen nicht vergleichen, alles ging zu langsam, war wie ferngelenkt.
    Tricia näherte sich dem Käfig.
    Beide Vögel lagen auf dem Boden.
    Der blaue Sittich auf dem Rücken, die kleinen Beine angezogen, die Krallen noch ausgefahren, als hätte er versucht, noch in der letzten Sekunde seines Lebens einen rettenden Stab zu erreichen.
    So starr sahen sie aus.
    Wie vereist…
    Und das wiederum erinnerte Tricia an ihren Zustand. Auch sie war von der unnatürlichen Kälte durchdrungen.
    Wenn sie auf ihre Arme schaute, dann sah sie die Gänsehaut, die einfach nicht verschwinden wollte.
    Sie sah aus, als wäre sie darüber gepinselt worden.
    »Ich werde euch beerdigen!«, flüsterte sie mit zitternder Stimme. »Ihr bekommt ein Grab im Garten…«
    Die Vögel antworteten nicht. Die Augen lebten ebenfalls nicht mehr. Anklagend und starr waren sie in die Höhe gerichtet, und Tricia fühlte sich selbst als die Angeklagte.
    Sie drehte den Kopf zur Seite, wollte den Käfig nicht mehr sehen, der für sie ein kaltes Grab war.
    John Sinclair sprach noch immer. Sie wollte auf seine Worte achten, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Zudem lag der Teil des Wintergartens, wo sich die Tür befand, im Schatten, und dort schien es noch kälter zu sein.
    Sie bewegte sich auf die Glasfront zu. Der Anbau hatte ein angeschrägtes Dach, auf das die Sonnenstrahlen fielen, gebrochen wurden und sich wie der glänzende Spiegel eines Sees verteilten.
    Tricia hätte jetzt die Wärme spüren müssen, doch die Kälte wollte nicht mehr aus ihrem Körper weichen.
    Tricia atmete schwer aus. Dabei wunderte sie sich, dass kein Hauch vor ihren Lippen stand.
    Ihr war doch so kalt.
    Der Blick fiel hinaus in den Garten.
    Dort lagen die beiden Frauen noch immer auf den Liegestühlen. Sie räkelten sich in der Sonne, um ihre Körper braun werden zu lassen. Auf die winzigen Bikinis hätten sie dabei auch verzichten können.
    Tricia wandte sich ab. Selbst das Licht der Sonne kam ihr kalt vor. Sie legte den Kopf zurück und schaute gegen die Glasdecke, die unter den Strahlen noch immer zu explodieren schien.
    Aber dahinter, jenseits der Sonne, die sie eigentlich hätte blenden müssen, erkannte sie eine Wolke.
    Ein unheimliches, düsteres Gebilde, eine Drohung, die direkt gegen ihr Leben gerichtet war.
    Tricia holte Luft. Sie bewegte sich rückwärts, doch der Schatten folgte ihr.
    Er sank nieder…
    »Nein!«, keuchte sie und umklammerte mit beiden Armen ihren Körper, weil sie sich vor der stärker gewordenen Kälte schützen wollte. »Nein, das kann nicht

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