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0699 - Das Erwachen der Hexe

0699 - Das Erwachen der Hexe

Titel: 0699 - Das Erwachen der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder…«
    »Sie haben das Kreuz, Tricia.«
    Die Frau senkte den Blick. »Ja«, sagte sie dann und bewegte die Augenbrauen in die Höhe. »Ich habe das Kreuz. Ich halte es auch fest. Ich bilde dann eine Schutzzone, aber ich bin begrenzt, wenn Sie verstehen. Diese Zone ist nicht überall. Wenn ich nach draußen schaue, dann - dann habe ich das Gefühl, von ihnen beobachtet zu werden. Es ist nicht einfach für mich, John.«
    »Niemand ist dort.«
    »Jedenfalls kein Sichtbarer«, verbesserte sie mich. »Ich aber weiß es besser. Die Kraft der Schattenkirche ist unsichtbar. Sie wird immer dann zuschlagen, wann sie es für richtig hält. Und das genau drückt die Angst in mich hinein.«
    Ich hütete mich, über ihre Worte zu lächeln oder sie nicht ernst zu nehmen. Zwar kannte ich die Schattenkirche nicht, aber ich traute ihr einfach alles zu.
    Sie war da, sie war eine Gefahr, und sie hatte sich bisher nur teilweise offenbart. Keiner von uns wusste, zu welchen Aktionen sie noch fähig war und was sie plante.
    »Es wäre jetzt besser, Tricia, wenn Sie einen Koffer packen. Ich möchte Sie dann wegfahren.«
    »Und wohin?«
    »Erschrecken Sie nicht. Es hört sich schlimmer an, als es ist. In Schutzhaft.«
    »Ich komme in die Zelle?«
    »Ja, aber sie ist nicht mit der zu vergleichen, die Sie möglicherweise aus dem Fernsehen kennen. Sie haben dort alle Vorteile, können sich zu essen kommen lassen, was Sie wollen, Sie können lesen, die Tür wird nicht abgeschlossen und…« Es hatte keinen Sinn mehr, ihr weitere Vorteile aufzuzählen, denn sie sah so aus, als würde sie mir nicht mehr zuhören. Zudem hatte sie sich umgedreht, wandte mir den Rücken zu, während sie selbst gegen die Glaswand des Wintergartens schaute und ihren Blick nach draußen schweifen ließ.
    Dort schien noch immer die Sonne. Die beiden Frauen lagen auf ihren Liegen, der fließende Sommerwind spielte mit den grünen Blättern der Laubbäume.
    Fast eine Idylle…
    »Haben Sie was?«, fragte ich.
    Tricia wich einen Schritt in die Zimmermitte zurück. »Ja, ich spüre es. Sie sind wieder da. Sie geben nicht auf. Ich - ich kann das Haus hier nicht verlassen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil sie sich sofort auf mich stürzen würden. Sie sind so verflucht gefährlich.«
    »Bilden Sie sich das nicht ein? Könnte es sein, dass die überreizten Nerven Ihnen einen Streich spielen?«
    »Nein, bestimmt nicht!« Heftig gab sie mir die Antwort, und ebenso heftig schüttelte sie den Kopf.
    »Sie sind da, ich weiß es genau. Sie warten auf mich.«
    Tricia Bell schaute so starr in den Garten hinein, dass auch ich misstrauisch wurde. Sollte sie tatsächlich mehr spüren als ich und Recht behalten haben?
    Die Sonne schien noch. Wind frischte auf. Wir merkten davon nichts, hörten auch die Bö nicht, aber sie wühlte sich in das Laub der Bäume hinein. Sie spielte mit den Blättern, sie war wie ein böser Atem, der fauchend ein Maul verlassen hatte.
    Die beiden Frauen auf den Liegen richteten sich auf. Sie schauten sich an, sprachen miteinander, hoben die Köpfe und blickten dem Himmel entgegen. Wahrscheinlich konnten auch sie sich den Grund dieses Wetterwechsels nicht erklären. Gut, es gab hin und wieder Anomalien, was auch mit der Zerstörung der Umwelt zusammenhing, denn die Menschen waren ja so dumm und machten weiter, aber diese Anomalien traten nie so plötzlich auf wie jetzt.
    »Das sind sie, John. Das sind die anderen Kräfte. Sie müssen mir glauben.«
    Ich schwieg. Die beiden Frauen draußen standen auf. Sie froren, der Wind wühlte in ihren Haaren und zerzauste die Frisuren. Keine Sekunde länger wollten sie im Garten sitzen bleiben. Rasch hoben sie die Decken von den Liegen und liefen auf ein Haus zu. Geduckt und immer wieder zum Himmel schauend.
    Der Wind war so heftig, dass er sogar Blätter von den Zweigen riss und sie durch die Gegend schleuderte. Sie klatschten auch gegen die Rückseite des Wintergartens, zusammen mit einigen kleinen Holzstücken, und sogar Papierfetzen flogen durch den Garten.
    Die Frauen waren verschwunden.
    Und dann löste sich die Wolke. Das heißt, wir dachten, dass es eine Wolke war, als plötzlich etwas Schwarzes, Kompaktes, Dunkles aus den Bäumen hervorstob.
    Aber es war keine Wolke, nur ein Schwarm Vögel, die vom Wind aufgeschreckt worden waren.
    Vögel waren auch die beiden toten Sittiche…
    Ich schaute Tricia an.
    Sie stand auf der Stelle und wirkte starr, obgleich sie bebte. Sie hatte die Augen weit geöffnet und konnte

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