0699 - Schule des Satans
Dämonensigill noch den geringsten Hauch von schwarzer Magie. Das Ganze ist nur eine harmlose Spielerei, sonst nichts.«
»Bist du sicher?«
»Hundert Prozent. Ebenso sicher bin ich jedoch, dass diese Schüler von etwas Übernatürlichem beeinflusst werden. Aber das Pentagramm hier spielt dabei keine Rolle.«
Er verstand Normans Reaktion nicht. Eigentlich hätte der Schuldirektor erleichtert darüber sein müssen, dass seine Schüler ihre Seelen nicht dem Teufel verkauft hatten. Stattdessen wirkte er enttäuscht.
Vielleicht befürchtet er, dass ihr Geheimnis noch schlimmer ist, dachte Zamorra. Laut sagte er: »Mach dir keine Sorgen. Nicole und ich werden schon herausfinden, was hier los ist.«
Norman lächelte gekünstelt. »Ich hoffe es.«
Der Direktor drehte sich um und wollte den Raum verlassen, als Zamorra sie sah.
»Halt«, rief er. »Beweg dich nicht!«
Norman sah sich um. »Warum nicht?«
»Du siehst sié nicht?«, vergewisserte sich der Dämonenjäger.
»Wen?«
Auch die Sicherheitsleute, die dem kurzen Gespräch mit sichtlichem Erstaunen gefolgt waren, sahen ratlos vom Boden bis zur Decke Dabei waren die Gestalten in ihren weißen Kutten und verhüllten Gesichtern für Zamorra deutlich sichtbar. Sie erinnerten ihn an die Person, die er am letzten Abend gesehen hatte. Einige von ihnen standen innerhalb des Pentagramms, einige außerhalb, aber eins hatten sie alle gemeinsam.
Sie zeigten auf Norman.
***
Nicole zeigte nicht auf Norman, aber sie dachte an ihn.
Seans Gedanken hatten ihr gezeigt, dass die Geschichten über die verschwundenen Kinder beim Personal der Schule sehr wohl bekannt waren. Trotzdem hatte Norman behauptet, nichts davon zu wissen.
Je länger Nicole über den Fall nach dachte, desto deutlicher wurde ihr, dass nicht nur der Hausmeister, sondern auch der Schuldirektor gelogen hatte. Er musste wissen, was sich an seiner Schule abspielte. Alles andere erschien ihr zu weit hergeholt.
Aber wenn Norman die Ursachen für die plötzliche Intelligenzsteigerung seiner Schüler kannte, warum behielt er sie für sich?
Nicole beschleunigte ihre Schritte, als sie den wahrscheinlichsten Grund erkannte. Norman hatte Zamorra nicht gerufen, um ihn um Hilfe zu bitten.
Er wollte ihn ausnutzen.
Sie dachte an die Unterhaltungen, die sie mit dem Direktor geführt hatten. Er hatte vor ihrem Eintreffen nichts von ungewöhnlichen Vorfällen erwähnt, hatte sie praktisch waffenlos an diesen Ort gelockt, nur um dann von seinen Problemen zu erzählen. Die Akten der Schüler, die hysterische Miss Radcliffe und Normans eigenes vorsichtiges Eingeständnis, an eine übernatürliche Ursache zu glauben, all das hatte sie förmlich dazu gedrängt, ihm seine Geschichte abzukaufen und sich auf die Jugendlichen zu konzentrieren.
Aber was, dachte Nicole, wenn sie nicht die Ursache sind, sondern nur ein Symptom?
Sie kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen, denn in dem Moment, als sie die Eingangstür der alten Schule öffnete, geschah es.
Panik.
Ein Gefühl drohender Todesangst, so stark, dass es Nicole fast die Besinnung raubte.
Sie schlug die Tür hinter sich zu, presste sich dagegen, als könne sie mit dem alten Holz verschmelzen. Die Halle war leer, es war niemand zu sehen, aber das Gefühl, einer unheimlichen Macht schutzlos ausgeliefert zu sein, wollte nicht weichen.
Nicole versuchte das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken, spürte den Drang wegzulaufen, ohne zu wissen, wohin. Die Bedrohung schien von allen Seiten zu kommen, hüllte sie ein wie ein Nebel, der ihr den Blick auf die Wirklichkeit raubte. Sie sah nach oben, zur Seite und nach unten, glaubte, von unsichtbaren Gefahren umgeben zu sein, die jeden Augenblick zuschlagen konnten.
»Ich muss klar denken«, flüsterte sie. »Das ist nicht real.«
Nicole zwang sich dazu, einen Schritt nach vorne zu gehen. Ihre Knie wurden weich, so als wolle ihr Körper vor dem Weg, der in den Tod führte, zurückschrecken. Ihr Herz schlug so laut, dass es jedes andere Geräusch verdrängte. Sie hörte nur seinen schnellen Rhythmus, spürte nur das Blut, das in ihrem Kopf rauschte, und sah nur die möglichen und unmöglichen Gefahren, die auf dem Weg zur Treppe lauerten.
Vor ihren Augen wölbte sich der Boden. Die alten Steinplatten wurden aus ihrem Fundament gerissen, zerplatzten mit lautem Knall unter dem Druck. Messerscharfe Splitter zischten durch die Luft und bohrten sich in das Holz der Balken.
Beinahe gegen ihren eigenen Willen trat Nicole zur
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