0699 - Terra unter fremder Sonne
war beabsichtigt, eine Reihe von Fachleuten auf Goshmos-Castle einzuschmuggeln. Dazu aber mußte man wissen, an welchem Ort die Leute abgesetzt werden mußten.
Zwanzig Minuten nach dem Start der Roboter schleuste die MARCO POLO eine weitere Korvette aus. An Bord dieses Fahrzeugs befanden sich Goshmo-Khan, Ras Tschubai sowie eine Reihe, von Spezialisten, die für den Einsatz auf Goshmos-Castle vorgesehen waren. Das Flaggschiff selbst machte sich indessen schleunigst auf den Rückweg zur Erde. Perry Rhodan zweifelte nicht daran, daß Zeus' Maschinen in der Lage seien, den Planeten aus seiner jetzigen Position heraus auf die Sonne Medaillon hin zu beschleunigen.
Er befürchtete auch keine Gefahr für die Erde; denn der Planet würde in ein Absorberfeld gehüllt sein, das die beachtlichen Beharrungskräfte, die während der Beschleunigungs- und dann wieder bei der anschließenden Bremsphase auftraten, auffangen und einen Durchschlag auf einen Planeten selbst verhindern würde.
All dies traute er der ploohnschen Technologie durchaus zu - um so mehr, als Zeus auf dieselbe Weise seine eigene Welt, Goshmos-Castle, in eine passable Umlaufbahn gebracht hatte.
Aber eines mußte bedacht werden. Zeus war in diesen Tagen und Wochen ein Wesen, dessen Sinnen so einseitig auf die Gründung eines neuen Volkes ausgerichtet war, daß sein gesunder Verstand darunter zu leiden begonnen hatte.
Die abtrünnige Ploohn-Königin war in gewissem Sinne nicht mehr voll zurechnungsfähig. Sollte Zeus in diesem Zustand eine Fehlschaltung vornehmen, dann hatte Goshmo-Khan, der über der Welt der Feuerflieger zurückgeblieben war, die Aufgabe, den Ploohn sofort zur Korrektur der Schaltung oder zum Abbruch des Transportmanövers' zu veranlassen. Ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen der MARCO POLO, die von einem Standort in unmittelbarer Nähe der Erde den Transportvorgang überwachen würde, und der K-099, die den Mongolen und sein Einsatzkommando beherbergte, war für das Gelingen des Manövers unerläßlich.
Immerhin ging es um das zerbrechliche Gefüge eines Planeten, auf dessen Oberfläche Milliarden von Menschen lebten.
Der geringste Fehler würde gräßliche Naturkatastrophen hervorrufen. An Hand der Angaben, die Zeus gemacht hatte, waren terranische Fachleute zu dem Schluß gekommen, daß unter der abschirmenden Wirkung des Absorberschirms eine Beschleunigung des Planeten von maximal zwanzig Gra-vos erreicht werden könne. Um sicherzugehen, hatten sie von der Ploohn-Königin empfohlen, eine Beschleunigung von nicht mehr als zehn Gravos anzuwenden. Fiel der Absorberschirm aus, dann würden die entsprechenden Beharrungskräfte gnadenlos auf die Erde durchschlagen.
Das bedeutete, daß die Ozeane über ihre Ufer gepreßt würden, daß in der Atmosphäre Stürme apokalyptischen Ausmaßes entstünden, daß die Kruste des Planeten bis in ihre Grundfesten hinab erschüttert würde und daß die Aktivität der Vulkane, tätiger ebenso wie längst erloschener, in ein Stadium vernichtender Intensität träte. Es wäre, mit anderen Worten, der Weltuntergang.
Nicht nur mit der K-099 stand die MARCO POLO in ständiger Verbindung, sondern auch mit mehr als zwei Dutzend - Meßstationen, die rund um die Oberfläche des Globus verteilt waren. Es handelte sich zwar um bemannte Stationen, aber die Meßergebnisse wurden ohne menschliches Dazutun von den Geräten selbst über Funk dem Bordrechner des Flaggschiffs zugeleitet Auf diese Weise konnte jede Unregelmäßigkeit weitaus rascher erkannt werden, als wenn bei dem Auswertungsprozeß Menschen ihre Hand im Spiel gehabt hätten.
Das Absorberfeld, so war vorgesehen, würde die Erde in der Form einer Kugelschale einschließen. Der Halbmesser der Kugel betrug etwas mehr als vierhunderttausend Kilometer. Auf diese Weise befanden sich auch Luna und der Pulk der Kunstsonnen, von denen die Erde ihr Tageslicht bezog, im Innern des Feldes.
Die Kunstsonnen würde man, wenn der neue Orbit um Medaillon erst erreicht war, entbehren können. Den guten alten Mond jedoch mochten die Erdbewohner nicht missen.
Wenig war darüber bekannt, wie Zeus' Maschinen arbeiteten.
Die Technologie der Ploohns war der terranischen ebenbürtig, in mancher Hinsicht wohl sogar überlegen. Aber sie war aus anderen Vorstellungen erwachsen; und wenn ihr auch dieselben universellen Naturgesetze zugrunde lagen, so funktionierte sie doch nach Prinzipien, die für die Augen der irdischen Wissenschaftler vorläufig noch undurchsichtig waren.
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