07 - Asche zu Asche
nicht, daß es anbrennt.«
»Dann sollten Sie das Gas vielleicht ein bißchen herunterdrehen. Ist Miss Whitelaw hier? Mit ihr möchten wir auch gern sprechen.«
Faraday schien Einwände erheben zu wollen, doch dann machte er wortlos auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Küche. Sie hörten, wie auf der anderen Seite des Boots eine Tür geöffnet wurde und Faraday mit gedämpfter Stimme etwas sagte. Olivia Whitelaws Antwort war deutlich zu verstehen.
»Chris!« rief sie. »Was denn, Chris!« Wieder sprach er leise zu ihr; diesmal ging ihre Erwiderung jedoch im plötzlich losbrechenden Gebell der Hunde unter. Danach folgte undefinierbares Rumoren, und zwei Minuten später kam Olivia Whitelaw zu ihnen ins Zimmer.
Mühsam einen Fuß vor den anderen setzend, schleppte sie sich, auf ihre Gehhilfe gestützt, herein. Ihr Gesicht war hager und eingefallen. In der Küche hantierte Chris Faraday klappernd mit Töpfen und Deckeln, knallte Schranktüren zu, herrschte die Hunde an, sie sollten verschwinden, rief zornig »Au« und »Verdammt«, worauf Olivia bat: »Mach doch langsam, Chris«, ohne ihre Aufmerksamkeit von Barbara Havers zu wenden, die an der Wand entlangging und die Poster betrachtete.
»Ich hatte mich gerade hingelegt«, sagte sie zu Lynley. »Was ist so wichtig, daß es nicht warten kann?«
»Ihre Aussage zu Mittwoch abend ist nicht ganz klar«, antwortete Lynley. »Sie haben da anscheinend ein paar Details vergessen.«
»Zum Teufel!« Faraday kam, von den Hunden gefolgt, aus der Küche geschossen. Er hielt ein Geschirrtuch in der Hand, das er auf den Eßtisch warf. Es landete auf einem der Teller, die er zum Abendessen gedeckt hatte. Er trat zu Olivia, aber als er ihr in einen Sessel helfen wollte, sagte sie brüsk: »Ich schaff das schon«, und ließ sich selbst hineingleiten. Sie stieß die Gehhilfe zur Seite, und der Beagle wich ihr kläffend aus und gesellte sich zu dem dreibeinigen Mischling, um mit ihm zusammen Barbaras Schuhe zu inspizieren.
»Mittwoch abend?« fragte Faraday.
»Ganz recht. Mittwoch abend.«
Faraday und Olivia tauschten einen Blick. Er sagte: »Aber das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Ich war auf einer Party in Clapham.«
»Ja, aber ich möchte gern Näheres wissen.« Lynley ließ sich auf der Armlehne des Sessels gegenüber von Olivia nieder. Barbara setzte sich auf einen Hocker an der Werkbank. Sie blätterte auf der Suche nach einer unbeschriebenen Seite in ihrem Heft.
»Was denn?«
»Nun, welchen Anlaß hatte die Party?«
»Keinen besonderen. Wir haben uns einfach zusammengesetzt - Männer unter sich, verstehen Sie -, um ein bißchen Dampf abzulassen.«
»Wer sind diese Männer?«
»Wollen Sie Namen?« Faraday rieb sich den Nacken, als wäre er steif. »Na schön.« Er runzelte die Stirn und begann langsam eine Reihe von Namen zu nennen. Ab und zu zögerte er, um dann etwas wie »Ach ja, ein gewisser Geoff war auch da. Den kannte ich noch nicht« zu ergänzen.
»Und die Adresse in Clapham?« fragte Lynley.
In der Orlando Road sei es gewesen, erklärte er. Er ging zur Werkbank und zog aus einer Sammlung großer, abgegriffener Bände ein altes Adreßbuch hervor. Er schlug es auf, blätterte, las dann die Adresse vor. »Der Wohnungsinhaber heißt David Prior. Wollen Sie seine Telefonnummer?«
»Bitte.«
Faraday gab sie ihnen, und Barbara schrieb sie auf. Er schob das Adreßbuch wieder an seinen Platz und kehrte zu Olivia zurück, um sich neben sie in einen Sessel zu setzen.
»Frauen waren keine auf dieser Party?« fragte Lynley.
»Nein. Es war eine reine Männerfete. Den Frauen hätte der Abend wohl kaum gefallen. Sie wissen schon, was ich meine.«
»Was denn?«
Faraday warf Olivia einen verlegenen Blick zu. »Na ja, wir haben uns ein paar Filme angesehen. Nur so zum Jux. Wir haben was getrunken, gequatscht, gelacht und uns amüsiert. Im Grunde völlig harmlos.«
»Und es war keine einzige Frau dabei?«
»Nein. Die hätten sich dieses Zeug bestimmt nicht anschauen mögen.«
»Pornofilme?«
»Ganz so schlimm war es wohl nicht. Ein bißchen künstlerischer vielleicht.« Olivia starrte ihn unverwandt an. Er lachte und sagte: »Livie, du weißt doch, daß es nur Quatsch war. Das böse Kindermädchen, Papas Zuckerpüppchen, Bangkok-Buddha. «
»Das sind die Filmtitel?« fragte Barbara mit gezücktem Bleistift.
Als Faraday sah, daß sie sie aufschreiben wollte, zählte er bereitwillig auch die anderen auf, wenn auch seine Wangen sich dabei etwas röteten.
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