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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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richtigen findet. Staffordshire Terrace Nummer 18. Dieses verstaubte viktorianische Relikt. Ich meine das Haus, nicht meine Mutter. Wenngleich sie, was Verstaubtheit betrifft, einen sehr guten zweiten Platz belegt. Ich habe sie am Mittwoch abend, als Chris sich zu seiner Party auf den Weg gemacht hatte, besucht. Er hat mich am nächsten Morgen, bevor er nach Hause fuhr, dort wieder abgeholt.«
    Barbara schlug ihr Heft wieder auf, und Lynley konnte das Kratzen ihres Stifts auf dem Papier hören.
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« fragte er. Und warum, dachte er, hatte Miriam Whitelaw es ihm nicht erzählt?
    »Weil es mit Kenneth Fleming überhaupt nichts zu tun hat. Weder mit seinem Leben noch mit seinem Tod, noch mit sonst etwas, das ihn betrifft. Es hatte nur mit mir zu tun. Und mit Chris. Und natürlich mit meiner Mutter. Ich habe Ihnen nichts davon gesagt, weil es nicht Ihre Angelegenheit ist. Mutter hat es Ihnen nicht gesagt, weil sie meine Privatsphäre schützen wollte. Das bißchen, was mir noch geblieben ist.«
    »In einem Mordfall gibt es keine Privatsphäre, Miss Whitelaw.«

    »Also, das ist ja wirklich das letzte! So ein arroganter, engstirniger Mist ist mir noch nie untergekommen! Ist das Ihr übliches Verfahren? Ich habe Kenneth Fleming nicht gekannt. Ich bin ihm nicht ein einziges Mal begegnet.«
    »Aber Ihnen sollte, denke ich, daran gelegen sein, sich von jedem Verdacht zu befreien. Immerhin ist durch seinen Tod für Sie der Weg zum Erbe Ihrer Mutter frei geworden.«
    »Sind Sie wirklich so vernagelt, oder geben Sie hier für mich eine Sondervorstellung?« Sie hob den Kopf, um zur Decke zu starren. Er sah, wie sie zwinkerte, wie sie mehrmals krampfhaft schluckte. Faraday legte seine Hand auf die Armlehne ihres Sessels, doch er berührte sie nicht. »Sehen Sie mich doch an!« sagte sie. Es klang, als spräche sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie senkte den Kopf und sah Lynley in die Augen.
    »Sehen Sie mich an, verdammt noch mal, und gebrauchen Sie Ihren Verstand. Das Testament meiner Mutter interessiert mich einen Scheißdreck. Ihr Haus, ihr Geld, ihre Wertpapiere, ihr Geschäft - das alles ist mir völlig gleichgültig. Ich sterbe, kapiert? Können Sie das in Ihren Schädel reinkriegen, auch wenn es Ihre ganze schöne Beweisführung umschmeißt? Ich sterbe! Was, in Gottes Namen, hätte ich also davon gehabt, Kenneth Fleming umzulegen und mir das Erbe meiner Mutter zu sichern? In anderthalb Jahren werde ich tot sein. Sie wird noch zwanzig Jahre leben. Ich werde nichts erben, weder von ihr noch von sonst jemandem. Gar nichts. Haben Sie das endlich begriffen?«
    Sie hatte angefangen zu zittern, und ihre Beine schlugen gegen den Sessel. Faraday murmelte ihren Namen. »Nein!« fuhr sie ihn ohne ersichtlichen Grund an. Sie preßte den linken Arm an den Körper. Ihr Gesicht hatte während des Gesprächs einen feuchten Glanz angenommen, der jetzt noch intensiver geworden zu sein schien. »Ich war am Mittwoch abend bei ihr, weil ich wußte, daß Chris zu der Party mußte und mich nicht begleiten konnte. Ich wollte ihn nicht dabeihaben. Ich mußte sie allein sehen.«
    »Allein?« fragte Lynley. »Mußten Sie nicht damit rechnen, daß Fleming da sein würde?«
    »Der hat für mich nicht gezählt. Mir ging es nur um Chris. Er sollte nicht mit ansehen, wie ich vor meiner Mutter kroch. Fleming hätte mich nicht gestört. Ich glaubte eher, es würde meine Erfolgschancen steigern, wenn er dabei wäre, weil ich ziemlich sicher war, daß meine Mutter vor ihm mit Freuden die alles Verzeihende und alles Verstehende spielen würde. Und nicht daran denken würde, mich an die Luft zu setzen.«
    »Und als er dann nicht da war?« fragte Lynley.
    »Es zeigte sich, daß das keine Bedeutung hatte. Meine Mutter sah ...« Olivia wandte den Kopf und sah Faraday an. Er schien zu glauben, sie brauche Unterstützung, denn er nickte ihr aufmunternd zu. »Meine Mutter sah mich. So.
    Wie jetzt. Vielleicht war es sogar noch schlimmer, weil es später Abend war, und abends geht's mir immer schlechter. Jedenfalls - ich brauchte gar nicht zu kriechen. Ich brauchte sie um nichts zu bitten.«
    »Hatten Sie sie deshalb aufgesucht? Weil Sie sie um etwas bitten wollten?«
    »Ja.«
    »Und worum?«
    »Es hat mit dieser Sache hier nichts zu tun - mit Kenneth und seinem Tod. Das geht nur meine Mutter und mich an. Und meinen Vater.«
    »Trotzdem. Wir brauchen Einzelheiten. Es tut mir leid, wenn es für Sie schwierig ist, darüber

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