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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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machten, wie spät es war. »Wir brauchen das Kennzeichen von Flemings Wagen«, sagte er. »Wir müssen eine Beschreibung herausgeben. Grün, hat Mrs. Whitelaw gesagt. Ein Lotus. Vielleicht ein Lotus-7. Irgendwo müssen die Wagenpapiere sein. Ich nehme an, in ihrem Haus in Kensington.«
    »Richtig.« Barbara griff nach ihrem Heft und machte sich eine Notiz. »Ist Ihnen übrigens die Verbindungstür in seinem Schlafzimmer aufgefallen? Im Haus von Mrs. Whitelaw?«
    »In Flemings Schlafzimmer?«
    »Ja. Neben dem Kleiderschrank. Haben Sie sie gesehen? Ein Bademantel hing an einem Haken daran.«
    Lynley starrte seine Bürotür an, als könnte ihm das helfen, sich zu erinnern. »Brauner Velours«, sagte er, »mit grünen Streifen. Ja. Was ist damit?«
    »Ich spreche von der Tür, nicht von dem Bademantel.
    Sie führt in ihr Zimmer. Dort hatte ich den Bettüberwurf geholt.«
    »In Mrs. Whitelaws Schlafzimmer?«
    »Interessant, finden Sie nicht? Schlafzimmer mit Verbindungstür. Woran denken Sie da?«
    Lynley stand auf. »An Schlaf«, sagte er. »Den brauchen wir jetzt beide. Dringend.« Er nahm den Hefter mit den Berichten und Fotografien und klemmte ihn sich unter den Arm. »Kommen Sie, Sergeant. Wir müssen morgen früh los.«

    Als Jean es nicht länger hinausschieben konnte, ging sie nach oben. Sie hatte den Abwasch vom Abendessen erledigt, das keiner angerührt hatte. Sie hatte das Geschirrtuch sauber gefaltet über die Stange gehängt, die mit einem Saugpfropfen an der Seitenwand des Kühlschranks festgemacht war, gleich unter Stans letztem Schulzeugnis und einer Zeichnung von einem von Sharons Vögeln. Sie hatte den Herd gereinigt und das alte rote Wachstuch abgewischt, das auf dem Küchentisch lag. Dann war sie einen Schritt zurückgetreten und hatte ihn, ohne es zu wollen, vor sich gesehen, wie er am Tisch gesessen und an einer verschlissenen Stelle des Wachstuchs gezupft hatte. »Es liegt nicht an dir, Jean«, hatte er gesagt. »Es liegt an mir. An ihr. Ich möchte etwas von ihr und weiß nicht, was es ist, und ich fühl mich entsetzlich mies dabei, dich und die Kinder hier sitzen und darauf warten zu lassen, daß ich endlich darüber entscheide, was aus euch werden soll. Jeannie, ich bin in einer schrecklichen Zwickmühle. Verstehst du das denn nicht? Ich weiß nicht, was ich will. Ach, verdammt, Jean, hör doch auf zu weinen. Bitte. Ich kann es nicht aushalten, wenn du weinst.« Und sie erinnerte sich, ohne es zu wollen, wie er ihr die Wangen gewischt, wie er mit seiner Hand ihr Handgelenk umschlossen, wie er seinen Arm um sie gelegt und seinen Mund an ihr Haar gedrückt hatte.

    »Bitte, bitte«, hatte er geflüstert. »Mach es uns nicht so schwer, Jean.« Aber den Wunsch hatte sie ihm nicht erfüllen können.
    Sie verscheuchte das Bild, indem sie den Besen nahm und die Küche fegte. Danach schrubbte sie die Spüle. Sie putzte das Backrohr. Sie nahm sogar die Vorhänge ab, um sie gründlich zu waschen. Aber jetzt, so spät in der Nacht, ging das nicht mehr; sie ließ sie daher zusammengeknüllt auf einem Stuhl liegen. Es war Zeit, nach den Kindern zu sehen.
    Sie stieg langsam die Treppe hinauf und schüttelte die Müdigkeit ab, die ihre Beine zittern ließ. Zuerst ging sie ins Badezimmer und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sie zog ihren Arbeitskittel aus und schlüpfte in ihren grünen Hausmantel mit dem Rosenmuster. Sie löste ihr Haar, das sie am Morgen für den Dienst im Cafe hochgesteckt hatte. Jetzt tat ihr jede Haarwurzel weh, als sie die große Spange öffnete. Sie verzog das Gesicht, und die Tränen schossen ihr in die Augen, als sie das Haar über ihre Ohren und um ihr Gesicht zog. Sie setzte sich auf die Toilette, nicht um sich zu erleichtern, sondern um Zeit zu gewinnen.
    Was konnte sie ihnen denn noch sagen? Die ganzen letzten vier Jahre über hatte sie versucht, ihren Kindern den Vater zurückzugeben. Was konnte sie jetzt noch tun?
    Er hatte gesagt: »Wir leben lange genug getrennt, Jean. Wir können uns scheiden lassen, ohne daß einer von uns die Schuld auf sich nehmen muß.«
    »Ich war dir treu, Ken«, hatte sie geantwortet. Sie war auf der anderen Seite der Küche geblieben, so weit wie möglich von ihm entfernt. Die Kante des Spülbeckens hatte schmerzhaft in ihr Kreuz gedrückt. An diesem Tag hatte er zum erstenmal das Wort ausgesprochen, vor dem sie sich seit dem Tag gefürchtet hatte, an dem er gegangen war. »Ich hab nie einen anderen gehabt. Nie. Nicht ein einziges Mal in meinem

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