07 - Die Angel Chroniken 2
leise.
„Josephus du Lac liegt hier begraben.”
„War er denn ein Heiliger?”
„Wohl kaum”, meinte Giles nachdenklich. „Er gehörte einer Priestersekte an, die Anfang dieses Jahrhunderts vom Papst exkommuniziert wurde.”
Buffy zog eine Braue hoch. „Exkommunikation und dann ab nach Sunnydale. Das müssen aber große Sünder gewesen sein.”
„Erinnerst du dich noch an das Buch, das vor ein paar Wochen von einem Vampir aus der Bibliothek gestohlen
wurde?” fuhr Giles fort. „Dieses Buch wurde von du Lac und seinen Anhängern verfaßt.” Verärgert brach er ab, dann fügte er hinzu: „Verdammt, in der ganzen Aufregung hab ich das einfach vergessen.”
„Ich rate mal, es war nicht das Kochbuch ,Der Geschmack des Vatikans'”, meinte Buffy, aber Giles ging nicht darauf ein.
„Es heißt, daß in dem Buch bestimmte Rituale und Zaubersprüche verzeichnet sind, die etwas unsagbar Böses heraufbeschwören. Aber es war in sehr altertümlichem Latein geschrieben, so daß keiner außer den Sektenmitgliedern es verstehen konnte."
Sie verließen das Mausoleum. Nach der feuchten Luft taten ihnen die Wärme und eine leichte Brise gut.
„Dann ist doch alles paletti", versuchte Buffy sich Mut zu machen. „Die Sekte ist verschwunden. Futter für die Würmer wie der alte du Lac, stimmt's?"
Aber Giles war völlig abwesend. „Das gefällt mir nicht, Buffy. Erst wird das Buch gestohlen. Und dann holen die Vampire etwas aus du Lacs Grab."
„Glauben Sie, die können das Buch entziffern?"
„Ich weiß es nicht." Langsam schüttelte Giles den Kopf. „Aber irgend etwas geht da vor, Buffy. Und ich versichere dir, was es auch ist - es kann nichts Gutes sein."
5. KAPITEL
Im Busbahnhof von Sunnydale fuhr ein Bus ein. Er kam in einer qualmenden Abgaswolke zum Stehen. Zischend fuhren die Türen auf.
Keiner der Reisenden sah besonders auffallend aus. Müde kletterten sie aus dem Bus und trotteten durch den Eingang ins Freie, jeder auf dem Weg zu seinem ganz alltäglichen Ziel.
Bis auf einen.
Dieser Mann war ein wahrer Riese, der über zwei Meter maß und gut und gerne vierhundert Pfund auf die Waage brachte. Fettiges Haar hing ihm über die Schultern. An einem Auge hatte er einen grauen Star - ein langer, milchiger Katarakt lief über die Iris. Das andere Auge saß tief verborgen inmitten fleischiger Narben und Furunkel, die sein Gesicht zeichneten.
Sein Name war Octarus.
Und er hatte einen Auftrag zu erfüllen.
Ein harmlos aussehender Mann spazierte pfeifend den Revello Drive entlang. Er trug eine Aktentasche. Sein Gesicht war rund wie der Mond und sein Haar schütter. Er trug einen Anzug, der für seine zierliche Figur viel zu weit geschnitten war.
Sein Name war Mr. Pfister, und auch er hatte einen Auftrag zu erfüllen.
Er blieb einen Augenblick vor Buffys Briefkasten stehen und las den Namen Summers, der dort in Schablonenschrift geschrieben stand. Dann wandte er sich ab und nahm den Weg zum Nachbarhaus. Er stieg die Stufen hoch und klingelte. Mechanisch rückte er seinen Krawattenknoten zurecht. Als eine müde wirkende Hausfrau öffnete, zeigte er sein schönstes Vertreterlächeln.
„Mrs. Kalish?"
„Ja?" fragte die Frau mißtrauisch.
„Ich bin Norman Pfister von der Blush Beautiful-Hautpflege. Ich will nichts verkaufen, damit möchte ich Sie nicht belästigen." Er hielt seine Aktentasche hoch, damit sie es sah. „Ich möchte Ihnen lediglich ein paar Gratisproben anbieten."
Mrs. Kalishs Argwohn geriet ins Wanken. „Gratis?"
„Völlig gratis."
Sie dachte einen Moment nach, dann ließ sie ihn herein. Mr. Pfister betrat das Haus, und sie schloß die Tür hinter ihm.
An diesem Nachmittag war kein Mensch auf der ruhigen Straße.
Keiner, der Mrs. Kalish schreien hörte.
Auf dem Flughafen war gerade eine Boeing 767 gelandet. Während die Motoren des riesigen Jets noch dröhnten, wurde die Luke zum Laderaum geöffnet, und ein Gepäckbeförderer kroch herein. Er trug einen Walkman, der seine Ohren mit Heavy Metal bombardierte. Plötzlich hielt er an und blinzelte in die dunklen Nischen, die für einen Moment vom Sonnenlicht aus der Öffnung hinter ihm erhellt wurden.
Seltsam.. .
Der junge Mann spähte über den Maschendraht, der die Fracht zusammenhielt. Eine Sekunde lang hätte er schwören können, eine dunkle Silhouette zwischen den Kisten zu sehen.
Er zuckte die Achseln. Vielleicht bloß eine Täuschung.. .
Er kümmerte sich um die Gepäckstücke und warf sie nach unten auf das Fließband.
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