07 - Die Angel Chroniken 2
Dann legte er eine Pause ein, tat so, als spiele er ein Gitarrensolo und nehme den Applaus einer imaginären Zuhörerschar entgegen.
Plötzlich glaubte er wieder etwas zu sehen. Etwas, das hinter dem Maschendraht auf die Seite huschte.
„Was zum Teufel..."
Er stellte den Walkman ab und schob sich durch den dunklen Laderaum.
„Hey!" rief er mutig. „Sie dürfen sich hier unten nicht aufhalten."
Keine Antwort. Er blieb zögernd stehen.
„Nun kommen Sie schon ...” begann er, sollte den Satz aber nicht mehr zu Ende bringen.
Ein Hagel von Schlägen kam wie aus dem Nichts und fegte ihn zu Boden. Er stöhnte leise.
Trotz des Rauschens in seinen Ohren glaubte er das Echo von Schritten zu hören. Er vermeinte einen Schatten über sich zu sehen, der über ihn hinweg stieg ...
Langsam hob er den Blick.
Da stand sie, eine Silhouette in der Tür, und blickte auf ihn herab.
Eine junge Frau - groß, schlank und von exotischem Aussehen - mit milchkaffeebrauner Haut und enganliegender Kleidung.
Ihre Stirn war hoch und breit, sie hatte hohe Wangenknochen; das lange schwarze Haar war im Nacken zusammengebunden und hing als Pferdeschwanz über ihren Rücken. Doch es waren ihre Augen, die den jungen Mann erschaudern ließen - denn obgleich er den Blick abwenden wollte, schienen ihn diese Augen festzuhalten.
Sie waren groß, schwarz und mandelförmig geschnitten. Ihr Blick war der einer Wildkatze, erbarmungslos.
Die Augen eines Jägers. Eines Raubtieres.
Erleichtert sah der junge Mann, wie sie sich plötzlich umdrehte und hinunter auf das Rollfeld sprang.
Ihr Name war Kendra.
Und sie hatte eine Menge zu erledigen.
6. KAPITEL
Die Schule war seit Stunden aus.
Sobald Buffy und Giles vom Friedhof zurückgekehrt waren, hatten sie Willow und Xander zu einer dringenden Konferenz einberufen, und nun saßen die vier schon seit geraumer Zeit in der Bibliothek und redeten über das Grabmal der du Lac.
„Giles ist also sicher, daß der Vampir, der das Buch gestohlen hat, in Verbindung mit dem steht, den du letzte Nacht erschlagen hast?” wollte Willow von Buffy wissen.
„Ja”, gab Giles zerstreut zur Antwort. Er strich zwischen den Bücherregalen herum und tauchte schließlich mit einer vergilbten Zeitschrift wieder auf. „Da bin ich mir sicher.”
Er legte die Zeitschrift vor ihnen auf den Tisch. Es war eine National Geographie aus dem Jahre 1921.
„Du Lac war sowohl Theologe als auch Mathematiker", dozierte Giles. „In einem Artikel dieser Ausgabe wird eine seiner Erfindungen beschrieben, die er das du Lac-Kreuz nannte."
„Warum macht er sich bloß die Mühe, etwas zu erfinden und ihm dann so einen einfallslosen Namen zu geben!" fiel ihm Xander ins Wort. „Ich hätte es ,Kreuz-o-matic!' oder ,Der unglaubliche Mr. Kreuz!' genannt."
Er verstummte, als er bemerkte, wie die anderen ihn anschauten. Giles schlug die Zeitschrift auf und zeigte ihnen eine vergilbte Aufnahme des Kreuzes. Willow vertiefte sich in den Artikel.
„Das Kreuz war mehr als nur ein Symbol", fuhr Giles fort. „Es diente dazu, bestimmte mystische Texte zu verstehen, verborgene Bedeutungen zu entschlüsseln und so weiter."
Stirnrunzelnd blickte Buffy zu ihm auf. „Sie meinen, diese Vampire haben sich die ganze Mühe gemacht, bloß um diesen Hauptdechiffrierer zu ergattern?"
Giles sah sie verdutzt an. „Ja, das meine ich."
„Wenn man diesem Artikel hier glauben darf', schaltete sich Willow ein, „dann hat du Lac jedes der Kreuze zerstört bis auf das, mit dem er begraben wurde."
Wieder legte Buffy die Stirn in Falten. „Warum sollte er sein eigenes Werk zerstören?"
„Ich nehme an, er befürchtete, daß das Kreuz in die falschen Hände geraten könnte", erklärte Giles.
„Eine Furcht, die wir schon bald am eigenen Leib verspüren werden", erinnerte ihn Xander.
„Falls wir nicht ihre Pläne vereiteln", fügte Giles hinzu.
Eifrig beugte sich Willow vor. „Wie denn?"
„Indem wir das Buch entschlüsseln, bevor sie es tun." Giles sah sie grimmig entschlossen an. „Und das bedeutet, daß wir heute noch lange aufbleiben müssen."
„Oh toll!" strahlte Willow. „Eine Untersuchungs-Party!"
„Will", ermahnte Xander sie. „Du brauchst wirklich mal ein bißchen Abwechslung!"
„Wo wir gerade davon reden", fiel Buffy ihm fröhlich ins Wort. „Ich muß leider blaumachen. Ich verspreche euch, morgen in aller Frühe wieder dazusein, frisch und ausgeruht und zur Schlacht bereit."
Giles sah sie verständnislos an. „Das ist eine
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