07 - Old Surehand I
mich für einen Roten.“
„Ah! Also darum die Maskerade mit der Decke?“
„Ja.“
„Wie pfiffig! Man kann wirklich noch viel, sehr viel von Euch lernen. Aber der Geruch, der Geruch! Ein Indianer riecht doch wie – wie – hm, wie sage ich doch nur gleich? Er riecht nach Schmutz, nach Herberge, nach – nach – na, mit einem Wort, er riecht eben wild! Ein Weißer hat diese sonderbare Ausdünstung nicht.“
„Der riecht wohl zivilisiert anstatt wild?“ fragte ich lachend.
„Ja, zivilisiert; so ist es. Wenn Ihr Euch auch maskiert habt, so mußte das Pferd doch am Geruch merken, daß ihr kein Indsman seid.“
„Ich habe eben den Geruch verändert.“
„Unsinn!“
„Ja! Es gibt ein sehr probates Mittel, mit welchem man selbst so ein Pferd irremachen kann.“
„Was ist das?“
„Mein Geheimnis.“
„Ihr wollt es nicht sagen?“
„Nein, wenigstens jetzt nicht; vielleicht teile ich es Euch später einmal mit. Wer ein wenig nachdenkt, der findet es auch, ohne daß man es ihm sagt.“
„So! Habt Ihr es auch nur durch Euer Nachdenken?“
„Niemand hat es mir gesagt, ich bin selbst darauf gekommen; es ist meine eigene Erfindung.“
„So habt Ihr es vorhin erst gefunden?“
„Nein, schon längst. Es ist heute nicht das erste Mal, daß ich ein Indianerpferd damit täusche. In einigen Stunden ist dieser Geruch verschwunden, und wenn ich dann die Decke ablege und den Hut aufsetze, wird der Gaul die Täuschung erkennen und sich wehren. Dann wird es bei Tag und in der offenen Prärie den Kampf geben, den ich jetzt umgangen habe, weil ich allerdings das Leben riskiert hätte.“
„Well, ich muß Euch glauben, bin aber wirklich begierig zu sehen, wie Ihr das Pferd bewältigen werdet.“
„Sehr leicht. Nur Raum brauche ich dazu, nur Raum, und den habe ich dann im höchsten Maß. Jetzt aber wollen wir nicht reden, sondern reiten, daß wir die Gegend des Kaam-kulano bald möglichst weit hinter uns legen. Laßt mich voran, daß mein Pferd nicht durch Euch scheu gemacht wird!“
Um an ihre Spitze zu kommen, ritt ich an ihnen vorüber, dabei sagte Bob:
„Warum Massa Shatterhand nicht mit seinem Masser Bob reden? Masser Bob will sagen Dank!“
„Ist nicht nötig, lieber Bob.“
„Und will erzählen, wie rote Indsmen nehmen Masser Bob gefangen.“
„Später. Jetzt haben wir keine Zeit dazu. Die Hauptsache ist, daß du mit meinem Rappen gut auskommst.“
„Oh – oh – oh –, Rappe sein sehr gutes Pferd, und Bob sein sehr vortrefflicher Reiter. Beide einander gut kennen und fahren wie Blitz über Prärie dahin!“
Ja, der gute Bob ritt jetzt bedeutend besser als damals, wo er zum ersten Mal im Sattel saß. Obgleich er sich mit den Händen krampfhaft an dem Hals und der Mähne des Pferds festgehalten hatte, war er doch stets immer weiter nach hinten gerutscht und endlich am Schwanz heruntergeglitten. Das hatte ihm den Spitznamen Sliding-Bob eingetragen, also der ‚Rutschende Bob'. Später hatte er sich eingerichtet und war schließlich bei Bloody-Fox in eine gute Schule gekommen. Jetzt ritt er so, daß er nicht hinter uns zurückblieb, was aber freilich mehr dem Pferd als dem Reiter zuzuschreiben war.
Von dem Augenblick an, welchem ich das ‚Hasental‘ verlassen hatte, war für uns nichts mehr zu fürchten gewesen, denn bei der Güte unsrer Pferde konnten wir nicht eingeholt werden, und die etwaigen Verfolger wären junge Menschen gewesen, aus denen wir uns nicht viel gemacht hätten. Dennoch ritten wir mehrere Stunden lang ununterbrochen fort und hielten dann an, weil unser Ritt ein noch sehr weiter war. Wir hatten von da an, wo wir hielten, noch einen vollen Tagesritt bis zum Nargoleteh-tsil, wo wir mit den Apachen zusammentreffen wollten.
Wir pflockten unsre Pferde an, aber so lang an die Lassos, daß sie Platz zum Grasen hatten. Das meinige mußte ich abseits befestigen, weil es nicht in der Nähe der andern sein wollte; es schlug und biß nach ihnen.
Als wir uns dann zueinander gesetzt hatten, fragte Bob:
„Nun haben Zeit, und nun dürfen Masser Bob wohl erzählen, wie Indsmen ihn gefangennahmen?“
„Ja, erzähle es“, antwortete ich, denn er hätte uns doch keine Ruhe gelassen. „Ich habe mich sehr darüber gewundert, daß Bloody-Fox dich im Stich gelassen hat.“
„Haben Fox mich im Stich lassen?“
„Natürlich!“
„Und Massa Shatterhand sich darüber wundern?“
„Sogar sehr!“
„Masser Bob sich nicht wundern.“
„Das verstehst du nicht. Ihr seid
Weitere Kostenlose Bücher