07 - Old Surehand I
auf und nahm mich mit in die Höhe. Da stand es einige Augenblicke regungslos; dann schnellte es fort, wie plötzlich von einer gewaltigen Feder getrieben. Ich saß fest und ließ es laufen, nur dafür sorgend, daß es die Richtung nahm, in welche wir wollten. Die andern drei kamen hinter mir hergejagt. Nach einer Weile blieb es plötzlich halten und begann das Bocken und Wälzen von neuem. Es sprang auf und jagte wieder fort, hielt abermals an und tat alles, um mich loszuwerden. Ich ließ es gewähren, bis ich die Zeit gekommen meinte; da nahm ich es zwischen die Schenkel wie vorher; es stand unbeweglich; ich schwitzte; es stöhnte, schwitzte und schäumte, bis es zum zweiten Mal zusammenbrach. Jetzt wußte ich, daß es keinen Versuch mehr machen, keinen Widerstand mehr leisten werde, und stellte mich zur Seite, als mich die drei eben einholten. Sie parierten ihre Pferde, und Old Wabble fragte:
„Ihr gebt die Zügel aus der Hand und laßt es frei liegen? Wenn es Euch nun davongeht, Sir!“
„Es bleibt, es ist besiegt, es ist mein!“ antwortete ich.
„Traut der Bestie nicht! Es wäre schade, jammerschade, wenn es Euch nach dieser großen, riesenhaften Anstrengung entkäme!“
„Es läuft nicht fort.“
„Oho!“
„Paßt auf! Ich kenne die Dressur.“
Ich legte dem Pferd die Hand auf den Kopf und sagte:
„Naba, naba – steh auf, steh auf!“
Es sprang auf. Ich ging langsam fort und befahl:
„Eta, eta – komm, komm!“
Es kam hinter mir her, nach rechts und links, hin und zurück, bis ich stehenblieb, da blieb es auch stehen.
„Großartig, wirklich großartig!“ rief Old Wabble. „Wenn man es nicht sähe, würde man es gar nicht glauben!“
„Ihr gebt also zu, daß ich es gebändigt habe?“
„Yes, yes und yes!“
„Ohne daß ich Arme und Beine oder sogar den Hals dabei gebrochen habe!“
„Sprecht nicht davon, Sir! Ich konnte ja nicht wissen, daß Ihr im Reiten sogar den alten Wabble übertrefft!“
„Sogar? Ihr scheint Euch für den besten Reiter des ganzen Erdballs zu halten! Ich übertreffe Euch ja, das behaupte ich auch, aber nicht aus Stolz oder Überhebung, denn ich füge sogleich hinzu: ich habe Reiter getroffen, die mich weit, weit übertroffen haben.“
„All devils! So einen Kerl möchte ich sehen!“
„Ich habe auf Pferden gesessen, die fünfzigtausend Dollars und noch mehr gekostet hätten, wenn sie überhaupt zu verkaufen gewesen wären. Nun schließt von einem solchen Tier einmal auf seinen Reiter! Versucht doch einmal, ein zugerittenes Kirgisenpferd, einen kurdischen Streithengst oder eine nach der altparthischen Reitkunst geschulte Perserstute zu besteigen! Ihr seid nach hiesigen Begriffen ein vorzüglicher Reiter; dort aber würdet Ihr ausgelacht!“
„Kirgisisch-kurdisch-altparthisch – – –? Ich lasse mich aufhängen, wenn ich weiß, was das ist! Habt denn Ihr auf solchen Pferden gesessen?“
„Ja, und unser Bob würde an meiner Stelle sagen: Wir sind gut aufeinander geritten.“
„Oh – oh – oh!“ wendete der Neger mit verlegener Miene ein. „Masser Bob nicht so sagen, denn Bob nicht mit dabei gewesen sein!“
„Hm, hm, hm!“ brummte der Alte. „Da hat man sich für einen tüchtigen Kerl gehalten und ist gar keiner!“
„Bitte, so war es nicht gemeint, Mr. Cutter. Ihr seid gar wohl ein tüchtiger Reiter, nämlich in der Art der Cowboys. Ein Roter reitet anders; das gebt Ihr zu, nicht?“
„Yes.“
„Weil ich diese indianische Schule genau kenne, konnte ich das Pferd hier überwältigen, sonst nicht. Ich glaube auch nicht, daß es Euch gelungen wäre.“
„Nein, ich hätte es nicht fertiggebracht; das habe ich aber auch eingestanden!“
„Richtig! Nun denkt, daß es noch viele andere Reitervölker gibt, die Araber, Beduinen, Tuaregs, Imoscharh, Perser, Turkmanen, Kirgisen, Mongolen und so weiter, und jedes dieser Völker hat eine andere Art zu reiten. Kann sich da jemand, der eine Schule vortrefflich reitet, für überhaupt den besten Reiter halten und dann erstaunt von einem andern sagen: der kommt sogar über mich?“
„Nein, Sir! Ich höre, daß Ihr wieder einmal den Kanzelredner macht, denn was Ihr da sagt, ist ja, wie ich gern zugebe, alles sehr richtig, aber allein gegen mich gerichtet; es soll ganz einfach heißen: Brüste dich nicht, alter Wabble!“
„Freut mich, daß Ihr diesen Stich empfindet!“
„Also wirklich ein Stich! Warum aber stecht Ihr mich?“
„Nicht, weil ich denke, mehr zu sein oder mehr zu
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