07 - Old Surehand I
fuhr auch jetzt auf:
„Haltet Euern Schnabel! Wer hat Euch um Eure Meinung gefragt? Wenn ich nicht reden darf, so habt Ihr erst recht zu schweigen! Wie könnt Ihr mich einen Querkopf nennen? Kehrt doch erst vor Eurer eigenen Tür! Ich habe mir noch von niemandem einen Elk schenken lassen und dann gesagt, daß ich ihn selbst geschossen habe!“
„Und ich habe noch nie das große Worte geführt und trotzdem solche Dummheiten gemacht, wie Ihr zum Beispiel am Saskuan-kui, wo Ihr mit – – –“
„Still!“ fiel ich ein, „wir haben weit Wichtigeres zu tun, als solche Grillenduells auszukämpfen. Wir sind vorhin dabei unterbrochen worden, daß wir genauso viel Krieger wie die Comanchen haben und ihnen also gewachsen sind. Ich gebe gern zu, daß Old Wabble recht hatte, als er sagte, daß wir ihnen nicht nur gewachsen, sondern sogar überlegen seien. Das gedenke ich freilich nicht, so wie er, dadurch zu begründen, daß wir große, unüberwindliche Helden sind, gegen die ein roter Krieger als nichts zu achten ist. Der Grund liegt vielmehr in dem Umstand, daß wir unsere dreihundert Apachen beisammen haben, während die Comanchen in einzelnen Abteilungen kommen und dabei auch noch die weiße Kavallerie gegen sich haben werden.“
„Da hat mein Bruder recht, wie immer“, stimmte Winnetou bei. „Zunächst wird Schiba-bigk mit einer Schar nahen, um dies Haus und seine Bewohner zu überfallen und die Stangen in den Sand der Wüste zu stecken. Nach ihm kommt Vupa Umugi, um diese Stangen falsch zu stecken und die weißen Soldaten dem Tod des Verschmachtens zuzuführen. Nach diesen weißen Reitern folgt der Häuptling Nale-Masiuv mit seinen Leuten, um den Bleichgesichtern den Rückzug abzuschneiden und sie vollends einzuschließen. Das sind drei verschiedene Trupps, die wir einzeln angreifen werden und vielleicht ohne alles Blutvergießen besiegen können. Old Shatterhand wird diesen meinen Worten meine Beistimmung erteilen.“
„Die gebe ich allerdings“, sagte ich. „Ich glaube nicht, daß Schiba-bigk, der zuerst kommt, mehr als fünfzig Krieger bei sich haben wird. Wenn wir sie mit unsern dreihundert einschließen, werden sie einsehen, daß es am besten für sie sei, sich ohne Gegenwehr zu ergeben.“
Der alte Wabble konnte trotz der vorhin erhaltenen Zurechtweisung nicht schweigen; er entgegnete:
„Sollte er wirklich nur fünfzig mitbekommen, da wir doch dreihundert haben?“
„Ihr vergeßt, daß die Comanchen gar nicht wissen daß wir da sind. Sie glauben doch, es nur mit den Bewohnern der Oase zu tun zu haben.“
„Hm, ja, mag sein! Aber das Einschließen ist nicht so leicht, wie man es denkt.“
„In diesem Fall ist es sogar sehr leicht. Wir brauchen sie nur an ein Kaktusfeld zu drängen; da können sie nicht hinein. Wir haben dann nicht nötig, einen ganzen Kreis um sie herum zu bilden, sondern es genügt ein halber. Hinter sich den undurchdringlichen Kaktus und vor sich dreihundert Feinde; da müßten die fünfzig wahnsinnig sein, wenn sie glaubten, sich heiler Haut durchschlagen zu können.“
„Wenn sie es aber doch glauben?“
„So werde ich mit ihnen sprechen.“
„Sprechen? Hm! Ob sie darauf hören?“
„Was das betrifft, so gibt es einen unter ihnen, der sicher auf mich hören wird.“
„Wer ist das, Sir?“
„Schiba-bigk, der junge Häuptling. Er hat uns sein Leben zu verdanken, ist hier der Gast unseres Fox gewesen und hat damals sein Wort gegeben, daß er die Oase nicht verraten wolle. Das ist mehr als genug, ihn meinen Worten geneigt zu machen.“
„Bin neugierig, ob Ihr Euch da nicht irren werdet. Ihr seht ja, wie er sein Wort gehalten hat. Verspricht, die Oase nicht zu verraten, und bringt doch volle dreihundert Comanchen hergeschleppt! Hoffentlich brauchen wir nicht lange zu warten, bis er kommt.“
„Er wird morgen abend hier sein.“
„Hier an der Oase schon?“
„Ja. Ich glaube nicht, daß diese Berechnung täuscht.“
„Und da wollen wir ihn einschließen?“
„Ja.“
„Des Nachts?“
„Vielleicht schon am Tag. Je eher er kommt, desto eher wird er umzingelt.“
„Da müssen wir aber wissen, wann er kommt; es ist also nötig, ihm Kundschafter entgegenzusenden.“
„Das würde ein großer Fehler sein.“
„Wieso?“
„Weil er die Spuren dieser Späher entdecken und infolgedessen Argwohn schöpfen würde.“
„Hm! Also keine Kundschafter! Wie aber wollen wir erfahren, ob und wann diese – – –“
„Mein alter Bruder kann getrost
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