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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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annehmen, daß Old Shatterhand weiß, was er sagt und tut“, schnitt ihm Winnetou die Rede ab. „Die Comanchen würden die Fährte der Späher sehen; darum dürfen wir keine aussenden. Schiba-bigk ist hier gewesen und von hier aus direkt nach dem Gutesnontin-khai geritten, wo er sich jetzt befindet, um Pfähle zu schneiden. Er wird ganz genau auf demselben Weg wiederkommen. Wir reiten ihm seitwärts dieses Wegs entgegen und werden ihn sehen, ohne daß er uns bemerkt. Wenn er vorüber ist, kehren wir um, ihm nach, und treiben ihn gegen ein Kaktusfeld, durch welches er und seine Schar nicht reiten kann; dann haben wir ihn. Ich errate, daß mein Bruder Shatterhand dies sagen wollte?“
    „Ja, genau dies war meine Absicht und mein Plan“, antwortete ich dem scharfsinnigen Freund.
    Da ergriff Bloody-Fox, der bisher geschwiegen hatte, obgleich die Angelegenheit ihn selbstverständlich am meisten interessieren mußte, zum ersten Male das Wort:
    „Mein berühmter Bruder Winnetou mag mir eine Frage gestatten. Schiba-bigk wird sehr vorsichtig nahen, um nicht vor der Zeit bemerkt zu werden. Und wenn wir uns seitwärts aufstellen, ihn zu erwarten, dürfen wir uns seinem Weg doch nicht so weit nähern, daß er uns sieht. Ist es da nicht möglich, daß er vorüberkommt, ohne daß unsere Augen auf ihn und seine Comanchen fallen?“
    „Nein.“
    „Was Winnetou, der große Häuptling der Apachen, sagt, ist nicht anzufechten; aber in der Wüste gibt es keinen Weg, den man sieht; es gibt nur eine Richtung, von welcher man leicht rechts oder links abweichen kann. Ist es da nicht möglich, daß Schiba-bigk auch abweicht und grad deshalb auf uns trifft?“
    „Nein. Mein Bruder Fox mag sich an Old Shatterhand wenden, um zu erfahren, warum ich nein sage.“
    Da Fox mich infolge dieser Worte fragend anblickte und die andern dies auch taten, erklärte ich:
    „Ein Weißer könnte aus der geraden Richtung weichen, ein Roter aber nicht. Ein Roter hat den untrüglichen Ortssinn des Vogels, der meilenweit gerade nach seinem Nest fliegt, obwohl es in der Luft, genau so wie hier im Sand, keine vorgezeichneten Wege gibt. Und sodann ist zu bedenken, daß die erste Schar der Comanchen, welche kommt, die Aufgabe hat, den Weg nach der Oase durch Stangen zu bezeichnen. Das Feststecken der Stangen ist eine Arbeit, die uns die Ankunft Schiba-bigks so kenntlich machen muß, daß wir sie gar nicht übersehen können. Er wird und muß in unsere Hände geraten. Wir schaffen ihn und seine Leute dann nicht etwa hierher, denn er darf den neuen Weg durch den Kaktus nicht kennenlernen, sondern sie werden draußen in der Wüste zusammengebunden und gut bewacht, bis alles vorüber ist.“
    „Und was wird aus den Stangen? Es wurde vorhin gesagt, daß wir sie entfernen und in falscher Richtung wieder feststecken werden?“
    „Das werden wir allerdings tun, um Vupa Umugi irrezuführen.“
    „Wohin?“
    „Hm! Irgendwohin, wo wir ihn leicht einschließen und fassen können. Die Kaktusstrecken haben sich, seit ich zum letzten Mal hier war, so verändert, daß ich im voraus nichts sagen kann.“
    „Darf ich da einen Vorschlag machen?“
    „Warum nicht?“
    „Es gibt einen guten Tagesritt südöstlich von hier eine Kaktuswildnis von außerordentlich großer Ausdehnung, in welche ein offener, nach und nach immer schmaler werdender Sandstreifen hineinführt.“
    „Wie tief hinein?“
    „Wenn man langsam reitet, kann man fast zwei Stunden zubringen, ehe man an das Ende des Streifens kommt.“
    „Sind die Kaktus alt oder frisch?“
    „Beides durcheinander; aber dicht sind sie, sehr dicht.“
    „Da wäre dies freilich ein Ort, wie wir ihn für unsern Zweck gar nicht besser wünschen können. Hält mein Bruder Winnetou ihn für ebenso passend?“
    Der Häuptling der Apachen nickte zustimmend und antwortete in seiner ruhigen, bestimmten Weise:
    „Wir werden die Comanchen in diesen Kaktus treiben.“
    „So sind wir fertig mit dem, was zunächst und für heut' und morgen zu besprechen war; das weitere muß sich nach den Ereignissen richten. Die Sonne hat den Horizont erreicht; wir wollen Menschen und Tieren die Ruhe geben, welche sie brauchen, um morgen kräftig und ausdauernd zu sein.“
    Es wurde mir beigestimmt. Wir versorgten unsre Pferde mit allem, was die Oase für sie bieten konnte, und Winnetou begab sich hinaus zu seinen Apachen, um ihnen die Lagerbefehle zu erteilen und ihnen den Weg durch den Kaktus nach der Oase zu zeigen, denn sie mußten ihre

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