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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pferde tränken und sich selbst auch mit Wasser versorgen; dann legten wir uns auf die Maisstrohlager, welche Mutter Sanna inzwischen für uns bereitet hatte.
    Aber die meisten von uns kamen nicht sofort zum Schlafen. Ich lag neben Winnetou und hörte seinen leisen Bericht über das, was er seit unsrer Trennung erlebt hatte. Dabei hörte ich, daß Old Wabble und Parker sich noch eine ganze Weile, auch mit unterdrückten Stimmen, miteinander zankten. Durch die offenen Fenster des Hauses schallten die Stimmen des Negers und seiner Mutter, welche außerordentlich glücklich waren, einander wieder zu besitzen, und vom Wasser her waren die Schritte der Apachen und ihrer Pferde noch stundenlang zu vernehmen. So ein Lagerabend hat einen ganz eigenartigen Reiz, den nur derjenige kennt, der ihn selbst empfunden hat.
    Als ich am Morgen erwachte, stand Winnetou schon munter am See, um seinen Oberkörper mit dem Wasser eines gefüllten, großen Kürbisses zu baden. Sanna lief leise, aber geschäftig hin und her, dafür besorgt, daß die Gäste ein gutes, reichliches Frühstück finden möchten. Die andern schliefen noch, wachten aber auch bald auf. Dann kamen die Apachen wieder mit ihren Pferden, die sich für den ganzen Tag jetzt satt zu trinken hatten. Ein leichter Rauch, den wir fern draußen vor dem Kaktusfeld sahen, sagte uns, daß die Roten sich mit Hilfe trockener Kakteen einige Feuer angezündet hatten, um an demselben ihr Essen zu bereiten. Als wir gefrühstückt hatten, ritten wir hinaus zu ihnen; sie hatten nun auch gegessen und waren zum Aufbruch bereit. Eine Abteilung von ihnen, bei welcher Bloody-Fox blieb, wurde zum Schutz der Oase zurückgelassen; dann ritten wir fort.
    Gestern waren wir aus Südwesten gekommen, heut hatten wir grad westlich zu reiten, denn dort lag der Gutesnontin-khai. Die Linie, auf welcher die Comanchen zu erwarten waren, mußten wir uns natürlich denken; wir hielten uns parallel mit ihr, und zwar so, daß wir zwar ungefähr eine halbe englische Meile von ihr entfernt waren, denn jetzt konnten die Feinde noch nicht kommen; später aber mußten wir uns vorsichtshalber weiter von ihr entfernen, wenn nämlich die Luft so rein und durchsichtig blieb, wie sie jetzt war. Man konnte außerordentlich weit sehen. Trotzdem befanden wir uns im Vorteil vor den Comanchen, weil ich ein Fernrohr hatte und Winnetou auch eins besaß.
    Wer aber glaubte, wir hätten uns in einem Trupp zusammengehalten, der wäre in einem großen Irrtum befangen. Dies zu tun, wäre der größte Fehler gewesen, den man sich hätte denken können. Die erwähnte gedachte Linie lag nördlich, also rechts von uns. Es war nicht ganz unrichtig, was Old Wabble gestern abend gesagt hatte, daß nämlich die Comanchen zufällig von dieser Linie abweichen könnten, und wenn es auch nur wenig wäre. Darum mußte sich, als der Vormittag ziemlich vergangen war, unsre Schar weiter südlich halten, während nur einige der erfahrensten Leute mehr rechts ritten. Die der gedachten Linie am nächsten Befindlichen waren Winnetou, Old Surehand und ich, und auch wir ritten nicht neben, sondern so weit entfernt voneinander, daß wir unsre Zurufe grad noch hören konnten. Durch dieses Arrangement war dafür gesorgt, daß die Comanchen uns unmöglich entdecken konnten, außer in dem fast unwahrscheinlichen Fall, daß sie von ihrem Weg sehr weit südlich abgewichen wären. Aber selbst in diesem Fall durften wir hoffen, sie zu umzingeln und keinen von ihnen entkommen zu lassen. Das letztere war für alle Fälle die Hauptsache, denn gelang es auch nur einem einzigen, uns zu entschlüpfen, so war es natürlich seine erste und einzige Aufgabe, zurückzureiten und Vupa Umugi, dem großen Donner, Mitteilung von unsrer Anwesenheit zu machen.
    Es wurde Mittag und noch hatten wir nichts gesehen. Da, es mochte wohl fast ein Uhr sein, stieß Winnetou, der in diesem Augenblick sein Fernrohr an das Auge gesetzt hatte, einen lauten Ruf aus und winkte Old Surehand und mich zu sich heran. Als wir ihn erreichten, streckte er die Hand nach Norden aus und sagte:
    „Ganz da draußen am Horizont hält ein Reiter, den man nicht mit dem bloßen Auge erkennen kann.“
    „Ist es ein Indianer?“ fragte Old Surehand.
    „Das ist nicht zu unterscheiden; mein Bruder mag das Rohr nehmen und dahin sehen, wohin ich zeige.“
    Er gab ihm das Perspektiv, und ich setzte das meinige an, um es in dieselbe Richtung zu halten.
    „Ja, es ist ein Reiter“, bestätigte Old Surehand; „aber

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