07 - Old Surehand I
größten Schmuck der Stube aber bildete das zottige Fell eines weißen Büffels, an welchem der Schädel gelassen worden war. Das war die Uniform' des Avenging-Ghost; Fox hatte es stets übergeworfen, wenn er ausgeritten war, einen Stakeman zu bestrafen. Daher die Schilderungen von dem entsetzlichen Aussehen des ‚Geistes des Llano estacado‘! Zu beiden Seiten dieses Büffelfells steckten viele, viele Messer in der Wand, grausige Erinnerungszeichen, denn der Rächer hatte sie den Stakemen abgenommen, die von ihm durch einen Schuß mitten in die Stirn getötet worden waren. Unter dem Lager des Bloody-Fox gab es eine mit Fellen verdeckte Vertiefung, die in Blechkisten seine Munition enthielt.
An der nördlichen Wand des Hauses, wohin die Sonne nicht kam, hing eine Anzahl von Lederschläuchen, zur Aufnahme von Wasser bestimmt. Mit ihrem Inhalt hatte Fox schon manchen im Llano verirrten Reisenden vom Tod des Verschmachtens errettet.
So war die ‚Insel der Wüste‘ und so war das Haus auf dieser Insel beschaffen.
Dann saßen wir draußen und aßen, mit Appetit zwar, aber schnell, um zur Beratung zu kommen. Ehe diese begann, ging Bloody-Fox in das Haus und kam mit einem kleinen Pappkarton zurück, reichte diesen dem alten Wabble hin und sagte: „Hier, Mr. Cutter, das ist für Euch, weil ich wünsche, daß meine Gäste sich wohl bei mir fühlen mögen.“
Old Wabble nahm den leichten Karton, wog ihn in der Hand und sagte zweifelnden Tons:
„Wohl fühlen? Meint Ihr, daß dieses Dings da mein Wohlbefinden stärken werde?“
„Ich bin überzeugt davon.“
„Was ist denn drin?“
„Öffnet und seht selbst.“
„Hm! Wenn Ihr es nicht sagt, muß ich freilich aufmachen, sonst erfahre ich nicht, was es ist; th'is clear!“
Er entfernte das Papierband, nahm den Deckel ab und – stieß einen Freudenschrei aus:
„Himmel! Zigaretten, Zigaretten, es sind Zigaretten! Und zwar fünfzig Stück, volle fünfzig Stück! Und wem sollen die gehören, Mr. Fox? Etwa mir?“
„Natürlich.“
„Alle? Alle fünfzig?“
„Alle!“
„Thunder-storm! Ihr seid ein edler Jüngling, ein sehr vorzüglicher Mann! Kommt her; kommt an mein Herz; ich muß Euch einen smack, einen tüchtigen smack geben!“
Er zog den Bloody-Fox an sich und gab ihm einen ‚Schmatz‘, daß es nur so schallte und knallte. Dann brannte er sich ‚eine‘ an und blies den Rauch mit einem Behagen von sich, welches aus jeder Falte und jedem Fältchen seines Gesichts hervorlugte. Eigentlich hätte die Kameradschaftlichkeit ihn bewegen sollen, jedem der Anwesenden eins der kleinen Dingerchen anzubieten; er tat dies aber nicht, denn er war ein zu leidenschaftlicher Raucher, als daß er ein so großes Opfer hätte bringen mögen.
Über Winnetous Gesicht glitt ein leises, nur mir verständliches Lächeln. Er hatte keine Leidenschaft und keine Angewohnheit, und es war ihm beinahe unbegreiflich, daß ein alter Westmann, welchen man gar den ‚König der Cowboys‘ nannte, sich durch eine Zigarette in solche Begeisterung versetzen ließ. – – –
DRITTES KAPITEL
In der Kaktusfalle
Der heiße Wüstenwind war zur Ruhe gegangen und die Sonne hatte das letzte Achtel ihres Tagesbogens erreicht; es gab keinen Flugsand mehr in der Luft und wir konnten den leuchtenden Ball sich im Niedersenken deutlich vergrößern sehen. Welche Szene werden seine Strahlen wohl morgen um dieselbe Zeit bescheinen? So fragten sich wohl die meisten von uns, als wir zunächst still auf unseren Plätzen saßen, denn so wenig Angst wir vor den Comanchen hatten, es wußte doch jeder, daß die besten und vorsichtigsten Berechnungen des Menschen durch einen Zufall, der sich ganz unerwartet einstellt, zuschanden gemacht werden können.
Es war natürlich, daß ich Winnetou zunächst erzählte, was ich seit meiner Ankunft beim Rendezvous in der Sierra Madre erlebt hatte. Da die Erlebnisse meiner Begleiter hierin mit eingeschlossen waren, brauchte der Apache, um eine klare Anschauung zu erhalten, nach diesen nicht zu fragen. Als ich beendet hatte, rekapitulierte er das Gehörte in den Worten:
„Wir haben jetzt nur an das zu denken, was den Ort angeht, an welchem wir uns befinden; alles übrige können wir später besprechen. Also Vupa Umugi hat hundertfünfzig Krieger am Saskuan-kui bei sich?“
„Hundertvierundfünfzig waren es. Davon gehen die sechs Comanchen ab, die wir am Altschese-tschi überwunden haben.“
„Nale-Masiuv will mit hundert Mann zu ihm stoßen?“
„Von
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