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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesen sind bei dem Kampf gegen das Militär viele getötet oder kampfunfähig gemacht worden; aber er hat heimgesandt, um noch hundert holen zu lassen.“
    „Wieviel Krieger hat Schiba-bigk gebracht?“
    „Zwanzig.“
    „So werden wir ungefähr dreihundert Feinde gegen uns haben. Mein Bruder hat ebenso viele Apachen vor unserem Kaktusfeld; wir sind ihnen also gewachsen.“
    „Gewachsen? Bloß gewachsen?“ fiel da Old Wabble ein. „Ich meine sogar, daß wir ihnen überlegen sind, weit, weit überlegen! Ich habe die Krieger der Apachen gesehen, wie gut bewaffnet und diszipliniert sie sind. Zweihundert von ihnen würden dreihundert Comanchen besiegen. Dazu kommen wir Weißen. Winnetou, Old Shatterhand und Old Surehand nehmen eine ganze Menge von Feinden auf sich. Von mir, dem Fox, Parker und Hawley will ich gar nicht reden. Die Kerls sollen nur kommen! Wir schießen sie alle über den Haufen, und ich gebe mein Wort, daß keiner von ihnen sein Wigwam wiedersehen wird!“
    Winnetou zeigte ihm sein ernstestes Gesicht und antwortete:
    „Mein alter Bruder ist, wie ich weiß, ein unerbitterlicher Feind aller roten Männer; er hält sie für Diebe, Räuber und Mörder, ohne zu bedenken, daß sie nur zu den Waffen greifen, um ihr gutes Eigentum zu verteidigen, oder das zu rächen, was an ihnen verbrochen worden ist. Old Wabble hat noch nie einem Mann, der in seine Hände fiel, Gnade gegeben; er ist auf der ganzen Savanne als Indianertöter bekannt; aber wenn er sich bei Old Shatterhand und Winnetou befindet, muß er diese Gesinnung ändern, sonst sind wir gezwungen, uns von ihm zu trennen. Wir sind Freunde aller roten und weißen Männer, und wenn wir einen Feind vor uns haben, mag er weiß oder rot aussehen, so besiegen wir ihn womöglich, ohne daß wir sein Blut vergießen. Old Wabble nennt sich einen Christen; er wird Winnetou einen Heiden nennen; aber wie kommt es doch, daß dieser Christ so gern Blut vergießt, während der Heide das zu vermeiden sucht?“
    Daß der sonst so wortkarge Apache sich herbeiließ, so viele Worte zu machen, war ein Beweis, daß ihm der Alte sympathischer war, als der Inhalt dieser Worte eigentlich vermuten ließ. Old Wabble senkte den Kopf, hob ihn aber nach einer Weile wieder und verteidigte sich:
    „Die Roten, mit denen ich bisher zusammengetroffen bin, sind alle, alle Schufte gewesen.“
    „Das bezweifle ich. Und wenn es wahr sein sollte, wer hat sie denn zu Schuften gemacht?“
    „Ich nicht!“
    „Du nicht?“
    „Nein.“
    „Sie sind es durch die Bleichgesichter geworden. Und ist Old Wabble nicht auch ein Weißer?“
    „Der bin ich, ja. Und ich denke sogar, ich bin einer, der sich schon sehen lassen kann!“
    „Und Winnetou denkt, es wäre besser, die Roten, von denen du redest, hätten dich nicht gesehen! Du sagtest, daß alle Comanchen niedergeschossen werden sollen; ich aber sage dir, daß wir, wenn es möglich ist, keinen einzigen von ihnen töten werden. Ist mein Bruder Old Shatterhand einverstanden?“
    „Vollständig“, antwortete ich ihm. „Du weißt, daß du mich da gar nicht erst zu fragen brauchst.“
    Der alte Wabble machte ein verlegenes Gesicht, versuchte aber doch, sich zu verteidigen:
    „Aber sie wollen doch Bloody-Fox überfallen, dem wir helfen müssen! Wir wollen ihn und uns verteidigen, und das kann doch wohl nur durch Gegenwehr geschehen; th'is clear!“
    „Es gibt Gegenwehr verschiedener Art, Mr. Cutter“, antwortete ich. „Laßt Winnetou sprechen; dann werdet Ihr hören, daß wir keineswegs die Comanchen nur allein dadurch, daß wir sie niederschießen, von der Ausführung ihres Vorhabens abhalten können. Es gibt noch andere Mittel.“
    „Ja, jedenfalls wieder Eure berühmte List!“
    Er sagte das in einem Ton, der meinen Beifall nicht haben konnte; ich brauchte ihn aber nicht zurückzuweisen, denn Parker tat dies, indem er einfiel:
    „Wird es nicht besser sein, wenn Ihr schweigt, alter Wabble? Ihr seht, daß ich auch still bin. Wenn Mr. Shatterhand und Winnetou miteinander sprechen, ist es gar nicht nötig, daß andere, ohne gefragt zu werden, ihre Meinungen dazugeben. Ihr habt ja mehr als zehnmal versprochen, nur das zu tun, was Mr. Shatterhand will. Wenn Ihr dieses Versprechen nicht halten wollt, so tun wir das, was schon oft gesagt worden ist: wir gehen fort und lassen Euch sitzen!“
    Dieses ‚Sitzenlassen‘, von mir nur einmal ausgesprochen, war zur stehenden Redensart geworden, über welche sich Old Wabble ungeheuer ärgern konnte. Er

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