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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihr es vorgeschrieben habt. Will nicht wieder sagen lassen, daß Old Wabble Jugendstreiche verübt.“
    „Recht so! Und nun muß ich mich von euch trennen, wenn ich die hintere Seite des Tals zur rechten Zeit erreichen will. Macht eure Sache gut!“
    Diese Aufforderung galt natürlich nur dem Alten; die andern drei zu ermahnen, war natürlich nicht nötig. Ich bog von der Fährte, welcher wir folgten, rechts ab und ritt im Galopp einen Bogen, dessen Sehne eben diese Fährte war, und hielt mich dabei so weit von ihr fern, daß die Comanchen mich nicht sehen konnten. Als ich nach einer halben Stunde das Pferd wendete, sah ich das östliche Ende der Talmulde vor mir; ich ritt jetzt also, grad umgekehrt gegen vorher, nach Westen, während die Comanchen und hinter ihnen unsere Apachen ostwärts auf mich zukamen.
    Ich kann nicht sagen, daß ich irgendwelche Besorgnis hegte; ich war nur gespannt darauf, wie Schiba-bigk sich bei meinem Anblick verhalten würde. Es stellte sich heraus, daß die Zeit gut berechnet war, denn als ich ungefähr die Hälfte des Tals durchritten hatte, sah ich die Roten kommen. Die Bodensenkung war gar nicht tief, und ihre Wände stiegen ganz allmählich empor, aber dennoch konnte man von da aus, wo ich mich befand, keinen Blick hinaus auf die Ebene des Llano werfen.
    Die Roten hatten es nicht für nötig gehalten, hier in dem Tal auch einen Pfahl zu stecken; sie brauchten sich also nicht aufzuhalten und kamen in scharfem Trab auf mich zugeritten. Wie stutzten sie, als sie mich erblickten! Ich hielt mein Pferd natürlich an, als ob mir diese Begegnung ganz unerwartet sei, und nahm meinen Stutzen zur Hand. Sie griffen auch zu den Waffen und machten Miene, mich zu umringen. Da legte ich das Gewehr an und drohte ihnen entgegen:
    „Halt! Wer mir in den Rücken will, der erhält eine Kugel. Welche roten Kriegen können hier – – –“
    Ich hielt mitten in der Rede inne und richtete, treu meiner Rolle, den Blick erstaunt auf den Häuptling.
    „Uff, uff! Old Shatterhand!“ rief er überrascht, indem er sein Pferd parierte.
    „Ist's möglich?“ ließ ich mich hören. „Schiba-bigk, der junge, tapfere Häuptling der Comanchen!“
    „Ich bin es“, antwortete er. „Ist Old Shatterhand von dem Geist der Savanne durch die Luft in diese Gegend getragen worden? Die Krieger der Comanchen glaubten ihn weit im Westen von hier.“
    Ich sah es ihm an, daß er nicht wußte, welchen Ton er gegen mich anschlagen sollte. Wir waren Freunde gewesen; ich hatte das volle Recht, auch heut noch Freundschaft von ihm zu verlangen, und doch war er jetzt gezwungen, mein Feind zu sein.
    „Wer hat meinem jungen, roten Bruder gesagt, daß ich im Westen sei?“ entgegnete ich.
    Er öffnete schon den Mund, wahrscheinlich, um zu sagen, daß er es von Vupa Umugi erfahren habe, besann sich aber eines Bessern und antwortete:
    „Ein weißer Jäger sagte es, der Old Shatterhand gegen Untergang der Sonne getroffen haben wollte.“
    Das war eine Lüge. Die Blicke seiner Krieger waren finster und feindselig auf mich gerichtet. Ich tat, als ob ich dies gar nicht bemerkte und keinen von ihnen am ‚Blauen Wasser‘ gesehen hätte, sondern stieg ruhig und mit scheinbarer Unbefangenheit vom Pferd, setzte mich nieder und sagte:
    „Ich habe mit Schiba-bigk, dem jungen Häuptling der Comanchen, die Pfeife des Friedens und der Freundschaft geraucht; mein Herz ist entzückt, ihn nach so langer Zeit und so unverhofft wiederzusehen; wenn Freunde und Brüder einander begegnen, so begrüßen sie sich nach der Sitte, von welcher kein Krieger abweichen darf. Mein junger Bruder mag aus dem Sattel kommen und sich zu mir setzen, damit ich mit ihm sprechen kann!“
    Die Blicke seiner Leute wurden drohender; sie waren bereit, über mich herzufallen, doch hielt er sie durch eine gebieterische Handbewegung zurück. Ich sah es seinem Gesicht an, daß ihm ein Gedanke gekommen war, jedenfalls der Gedanke, den ich beabsichtigte. Ich hatte gesagt, daß ich mit ihm zu sprechen wünsche, und er ging bereitwillig darauf ein, um mich auszufragen; er hegte also ganz dieselbe Absicht mir gegenüber, die ich ihm gegenüber auch hatte.
    „Old Shatterhand hat Recht“, sagte er. „Häuptlinge müssen sich als berühmte Krieger begrüßen.“
    Bei diesen Worten stieg er ab und setzte sich mir gegenüber nieder. Als seine Leute das sahen, verließen sie auch die Pferde und wollten einen Kreis um uns bilden. Dabei wären mir mehrere von ihnen in den Rücken

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