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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wollte. Keiner getraute sich, der erste mit der Hand an der Waffe zu sein; darum stand zu erwarten, daß man mich durch Worte, durch Drohungen bewegen werde, mich freiwillig zu ergeben.
    Man denke ja nicht, daß allzuviel Verwegenheit zu meinem Verhalten gehörte. Ich kannte die Roten und die Furcht vor meinem Stutzen, und ich hatte, natürlich von ihnen unbemerkt, den mir gegenüberliegenden niedrigen Rand der Talmulde gemustert, wohin ich Old Surehand mit seinen Apachen bestellt hatte. Von dort drohten über siebzig Gewehrmündungen herab, allerdings nur für mich sichtbar, der ich davon wußte. Die Besitzer dieser Gewehre lagen tief im Sand eingewühlt und konnten also nicht gesehen werden. Auf der Höhe hinter mir lag jedenfalls die Abteilung Entschar-Kos ganz ebenso bereit; links hinten hielt Winnetou, und von rechts her mußte Old Wabble bei dem ersten Schuß erscheinen. Da war es gar nicht schwer, so zuversichtlich zu sein, wie ich mich zeigte.
    Was ich erwartet hatte, das geschah: der junge Häuptling versuchte es zunächst mit der Überredung.
    „Pshaw!“ rief er mit einem Lachen aus, welches freilich etwas gezwungen klang. „Wir wissen, daß deine Flinte unaufhörlich schießt, aber fünfzigmal kannst du doch nicht auf einmal schießen. Du wirst zwei oder drei oder vier treffen; dann aber haben wir dich ergriffen!“
    „Versucht es doch!“
    „Wir brauchen auch das nicht zu tun. Wir sind viel mächtiger und zahlreicher, als du denkst.“
    „Pshaw!“ lächelte ich höhnisch, um ihn zu den gewünschten Mitteilungen zu verleiten. „Euch fünfzig fürchte ich nicht: Kommt doch heran!“
    „Wir können warten; aber sobald du schießest, werden wir uns wehren.“
    Ach, jetzt war also schon nicht mehr vom Angreifen, sondern nur noch vom Wehren die Rede!
    „Wenn ich mich entferne und auf jeden schieße, der mir folgt, wird keiner von euch es wagen, mich zu halten!“
    „Du wirst trotzdem nicht entkommen. Wir sind nicht allein, sondern nur der Vortrab eines ganzen Heers.“
    „Pshaw! Lüge!“
    „Es ist keine Lüge, sondern Wahrheit!“ versicherte er eifrig. „Wohin wolltest du fliehen?“
    „Zu Bloody-Fox.“
    „Den wollen wir ja überfallen; da gerietest auch du in unsre Hände!“
    „So reite ich nach Westen!“
    „Dorthin gibt es nur einen Weg. Du müßtest nach den Suksma-lestavi flüchten.“
    „Das werde ich.“
    „Da würdest du auf Vupa Umugi stoßen, welcher dorthin gezogen kommt.“
    „Ich weiß es; aber er kommt erst in drei Tagen.“
    „Nichts kannst du wissen! Er wird schon morgen abend dort eintreffen.“
    „Da ist es dunkel, und es wird mir leicht gelingen, mich vorüberzuschleichen.“
    „So wirst du von Nale-Masiuv gefangen, der nur einen halben Tag später kommt.“
    „Pshaw!“
    „Lache nicht! Es ist auch jenseits der Wüste eine weite Ebene, in welcher du gesehen werden mußt. Wie kannst du so vielen Kriegern entgehen? Wenn dein Verstand noch nicht geschwunden ist, wirst du dich uns ergeben.“
    „Old Shatterhand? Sich ergeben? Wem? Einem Knaben, wie du bist? Bist du überhaupt ein Knabe? Bist du nicht ein kleines, wimmerndes Mädchen, welches noch auf den Rücken der Mutter gehört, nicht aber unter erwachsene Männer, welche sich Krieger nennen?“
    Einen Indsman ein altes Weib zu heißen, ist eine sehr große Beleidigung; noch größer aber ist die, ihn ein kleines Mädchen zu nennen. Schiba-bigk sprang wütend von seinem Sitz auf und schrie mich an, freilich ohne nach seinem Gewehr oder seinem Messer zu greifen:
    „Hund, soll ich dich töten? Ich brauche nur ein Wort zu sagen, so fallen fünfzig Krieger über dich her!“
    „Und ich brauche nur ein Zeichen zu geben, so seid ihr in zwei Minuten tot, wenn ihr euch mir nicht ergebt!“
    Bei diesen Worten zog ich den Hahn der Büchse auf.
    „So gib doch dieses Zeichen!“ höhnte er.
    „Sag das nicht noch einmal, sonst tu ich es!“
    „Tu es doch, tu es! Wir wollen sehen, wer dir zu Hilfe kommen kann, uns zu töten oder zu fangen!“
    „Sofort sollst du es sehen. Paß auf!“
    Mein Schuß krachte. Da kamen von der gegenüberliegenden Höhe über siebzig Apachen unter Kriegsgeheul herabgesprungen; sie hatten ihre Pferde droben zurückgelassen. Hinter mir wurde das Geheul erwidert; von links her kam Winnetou mit seiner Abteilung und von rechts her Old Wabble mit der seinigen gesprengt. Die Comanchen waren starr, ganz bewegungslos vor Schreck.
    „Entwaffnet sie; bindet sie!“ rief Winnetou.
    Sie lagen, noch ehe

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