07 - Old Surehand I
gekommen, was ich verhindern mußte. Darum sagte ich, daß alle es hörten:
„Gibt es unter den Söhnen der Comanchen welche, die so feig sind, daß sie sich nicht getrauen, Old Shatterhand in das Angesicht zu schauen? Ich glaube nicht. Auch bin ich nicht gern so unhöflich, einem tapferen Krieger den Rücken zuzuwenden.“
Das half; sie setzten sich so, daß ich sie alle im Auge hatte. Sie sahen von einem sofortigen Angriff ab, weil sie mich allein sahen und mich also sicher zu haben glaubten. Ich knüpfte die Friedenspfeife, welche ich am Hals hängen hatte, von der Schnur, tat als ob ich sie stopfen wollte, und sagte:
„Mein junger Bruder Schiba-bigk mag den Gruß des Calumets mit mir rauchen, damit er erfahre, daß Old Shatterhand noch sein Freund wie früher ist.“
Da hob er zurückweisend die Hand und antwortete:
„Schiba-bigk war einst stolz darauf, einen so berühmten Bruder zu besitzen, jetzt aber möchte er wissen, ob Old Shatterhand wirklich noch sein Freund ist.“
„Zweifelst du daran?“ fragte ich, scheinbar erstaunt.
„Ich zweifle.“
„Warum?“
„Weil ich erfahren habe, daß Old Shatterhand ein Feind der Comanchen geworden sei.“
„Wer das sagte, der war entweder ein Lügner, oder er irrte sich!“
„Der es sagte, brachte Beweise, denen ich Glauben schenken mußte!“
„Will mein junger Bruder mir diese Beweise mitteilen?“
„Ich will es. Ist Old Shatterhand nicht an dem Wasser gewesen, welches Saskuan-kui genannt wird?“
„Ja.“
„Was wolltest du da?“
„Nichts. Mein Weg führte mich vorüber. Ich wollte da lagern und am Morgen weiterreiten.“
„So hast du dort auch nichts getan?“
„Doch.“
„Was?“
„Ich sah rote Männer da, welche einen weißen Krieger gefangen hatten; den habe ich befreit.“
„Was für Krieger waren das?“
„Ich erfuhr nachher von dem Bleichgesicht, daß sie Comanchen vom Stamm der Naiini seien.“
„Welches Recht hattest du, dieses Bleichgesicht zu befreien?“
„Er hatte den Comanchen nichts getan. Ebenso würde ich einen Comanchen befreien, wenn er unschuldig in die Hände der Bleichgesichter gefallen wäre. Old Shatterhand ist aller Guten Freund und aller Bösen Feind; er fragt nicht nach der Farbe des Hilfsbedürftigen.“
„Du hast dir aber dadurch die Feindschaft und Rache der Comanchen zugezogen!“
„Nein.“
„Ja.“
„Nein, denn ich habe am andern Morgen mit Vupa Umugi, ihrem Häuptling, gesprochen und ein Bündnis geschlossen. Er war mein Gefangener und ich gab ihn frei.“
„Wußtest du, was die Comanchen dort an dem Saskuan-kui wollten?“
„Wie sollte ich das wissen? Ich habe sie nicht gefragt. Sie werden wahrscheinlich dort gewesen sein, um Fische zu fangen.“
„Weißt du, wo sie sich jetzt befinden?“
„Ich vermute es.“
„Wo?“
„Sie werden westwärts nach dem Mistake-Cañon gezogen sein, um den dortigen Comanchen beizustehen, die, wie ich hörte, von weißen Reitern bedroht werden.“
„Uff!“ rief er aus, indem sein Gesicht ein überlegenes Lächeln zeigte. Seine Leute warfen sich Blicke zu, die mir sagten, daß ich in diesem Augenblick mir auf meine Klugheit gar nichts einzubilden hätte. Dann fuhr er fort:
„Waren noch andere Männer bei dir?“
„Einige Bleichgesichter.“
„Wohin seid ihr vom Saskuan-kui aus geritten?“
„Nach Westen.“
„Und doch befindest du dich jetzt so weit östlich von dem ‚Blauen Wasser‘! Wie kommt das?“
„Ich hörte von der Feindschaft zwischen den weißen Soldaten und den Kriegern der Comanchen. Als Weißer hätte ich den Soldaten helfen müssen; da ich aber ein Freund der roten Männer bin, suchte ich dies dadurch zu umgehen, daß ich mich ostwärts wandte.“
„Wieder nach dem ‚Blauen Wasser‘?“
Es war für ihn natürlich sehr wichtig, zu erfahren, ob ich wieder dort gewesen sei. Ich antwortete:
„Weshalb hätte ich dorthin zurückkehren sollen? Ich bin nach dem Llano geritten, um meinen jungen Bruder Bloody-Fox zu besuchen, den du auch kennst, denn du bist damals sein Gast gewesen und hast die Pfeife des Friedens und der Freundschaft mit ihm geraucht.“
„Hast du die Bleichgesichter mit zu ihm genommen, die bei dir waren?“
„Das fragst du, der doch weiß, daß wir Bloody-Fox versprochen haben, sein Geheimnis nicht zu verraten? Kann ich da fremde Männer zu ihm bringen?“
„Wo sind sie jetzt?“
„Als ich mich von ihnen trennte, wollten sie nach dem großen Fluß und El Paso hinüber.“
„Hast du
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